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Creditreform

Inzwischen ist es auch bei den Dax-Unternehmen angekommen – Spitzenmanager sollten vor ihren Aktionären eine exzellente Rede hinlegen. So entsteht neben den positiven Daten ein weiterer Erfolgsanteil. Natürlich betrifft das auch Unternehmer und Manager im Mittelstand. Wie man durch fünf einfache Mittel schnell zu einem passablen Redner wird, möchte ich Ihnen nun darlegen.

Wer eine gute Rede zelebrieren kann, der wirkt. Auch Unternehmer und Manager im Mittelstand sollten sich da nicht ausnehmen – ganz im Gegenteil. Ihre Performance ist in Zukunft immer häufiger gefragt und beeinflusst den Erfolg in der Restrukturierung ebenso mit wie in einer Wachstumsphase. Eine Rede ist gerade im Mittelstand vom Unternehmer in der Zukunft viel häufiger fällig, als wahrscheinlich in der Vergangenheit.

Heute gilt es, nicht nur ein Produkt oder eine Dienstleistung in den Markt zu bringen, sondern als Geschäftsführer auf allen Ebenen des Handelns Menschen zu überzeugen. Darum muss jede Rede per se auch führen: Die Gedanken, die Aufmerksamkeit, den Inhalt, die Kritik, das Lob. Sie will den Zuhörer überzeugen zu folgen. Keine Rede sollte daher absichtslos und ohne Führungsabsicht sein.

Das Märchen vom Rede-Talent

Die meisten Mittelständler denken bei der Rede an lange Reden. Die kommen natürlich auch vor. Doch oft sind es die fünf bis maximal 20 Minuten-Reden, die die Unternehmenszukunft mit beeinflussen. In der Praxis kommen diese Anlässe immer wieder vor:

  • Auf der Vertriebsjahrestagung: Mit dieser Präsentation oder Rede kann ein ganzes Jahr beeinflusst werden
  • Auf der Unternehmensgesamt-Tagung: Auch hier werden Motivation oder Demotivation gesetzt
  • Auf der Kundentagung oder der Kunden-Roadshow: Hier sind oft zehn brillante Rede-Minuten entscheidend, auch wenn andere interne und externe Experten zusätzlich sprechen
  • Vor den Investoren und Banken: Eine gute Performance-Fähigkeit beeinflusst durchaus auch das Kreditranking
  • Vor den Mitarbeitern in der Krise – oder wegen der Mehrarbeit
  • Vor Lieferanten, innerhalb einer hausinternen Zukunftstagung, bei der Pressekonferenz oder der Einladung von Bürgermeistern, Abgeordneten und Ministern etc.
  • Hinzu kommen Geburtstage, Jubiläen, Beerdigungen, Beförderungen, Belobigungen…

Rede hat immer Absicht und will immer führen. Reine „Datenübertragung“ innerhalb einer Präsentation erreicht das angestrebte Ziel niemals. Ein guter Redner zu sein, liegt nicht in den Genen. Und doch können es manche von vorne herein etwas besser als andere. Aber danken sollte man dann nicht sich selbst – sondern seinen Eltern, seiner Sozialisation.

Zudem: Auch ein besserer Rede-Einsteiger muss nicht der Erfolgsreichste sein. Wenn man ein sehr gutes Niveau erreichen will, gehört Energie, Willensstärke und Mut dazu. Es geht darum, ein Handwerk zu erlernen und auf Dauer mit jeder Rede ein anderes Tool zusätzlich einzusetzen sowie dadurch immer etwas besser zu werden.

Die fünf Unverbrüchlichen

Fünf Rede-Elemente sollte man auf jeden Fall gezielt vorbereiten, wenn man eine Rede halten will:

1) Die Botschaft: In vielen Reden kann man keine Botschaft erkennen – weil keine drin steckt oder sie so verklausuliert wurde, dass man sie nicht entdeckt. Die Botschaft muss einfach formuliert sein: „In der neuen Phase der Restrukturierung wollen wir parallel Sprungwachstum erreichen. Hierzu liegt unser Konzept vor: Glasklar.“

2) Neugier: Die Botschaft sollte nicht langweilig sein, sondern bereits selber neugierig machen. „Geht das überhaupt?“ „Wie ist das gemeint?“

3) Die Performance: Der Redner sollte davon ausgehen, dass die Zuhörer gar nicht interessiert sind. Man glaubt, dass alle Banker, Mitarbeiter, Kunden usw., die einem zuhören doch vom Thema angeregt sein müssten. Doch auch diese haben noch andere Interessen im Kopf. Man kann das durchaus zum Vorteil nutzen. Ich habe selber erlebt, wie in einer sehr schwierigen Unternehmenssituation der Unternehmer auf die Frage, wie er sich die Zukunft vorstellt, mit einer Rede am Flipchart von 10 Minuten die anwesenden Banker überzeugt hat. Nur formal hat man sich noch die Daten schicken lassen. Das neue Bank-Engagement war sehr schnell geklärt. Später sagte der leitende Banker: „Entschieden war es schon nach 3 Minuten der Rede-Performance: Starke Persönlichkeit, starke Überzeugung zur Strategie, starker Grundgedanke. Das fühlte man. Und so sah man dann alles“

4) Der Rede-Einstieg: Es gibt viele verschiedene handwerkliche Techniken. Der Niederländer Peter Terium, Vorstandsvorsitzender von RWE, ist für einen unkonventionellen Redebeginn bekannt. Da kann es schon mal um den Rosenmontag und den Veilchendienstag gehen, um von dort auf die Situation bei RWE zu sprechen zu kommen. Ein Zeitbezug, eine dramatische Behauptung „Es sind immer die miesen Systeme, selten die miesen Mitarbeiter, die ein Unternehmen zu Grunde richten“, ein historisches Ereignis, ein ungewöhnliches Zitat – das Reservoir ist unerschöpflich. Der Einstieg bestimmt die Dynamik der ganzen Rede. Wer stark anfängt – und dazu rate ich – muss auch stark aufhören. Darum gilt: Ein Rede-Einstieg wird unbedingt auswendig gelernt.

5) Der Rede-Ausstieg: Im Grunde lässt sich jede Einstiegstechnik auch für den Abschluss nutzen. Simple ist die Zusammenfassung (Im Einstieg heißt das: „Ich werde Ihnen gleich erzählen“) oder die kleine Geschichte, die die Botschaft nochmals auf den Punkt bringt. Zwei Regeln gelten hier: Führe erstens niemals ein neues Argument ein und lerne den Abschluss wie den Einstieg ebenfalls auswendig.

Unternehmer und Manager brauchen sich keine Sorgen zu machen, wenn während der Rede auch mal etwas nicht klappt. Man gibt einfach zu, dass man hängt. Das bringt zusätzliche Sympathie. Da spricht ein Mensch, kein gelackter Präsentator. Es geht nicht darum, der beste Redner oder gar ein Vortragsredner zu werden. Es geht nur darum, die Rede als ein weiteres, starkes Instrument der Führung zu nutzen.

So verhindert man zudem – wie der Vater des Managements Peter F. Drucker formulierte – als eine Führungskraft mit dem Charisma einer toten Makrele zu enden.

Malte W. Wilkes ist Unternehmensberater für Customer Centricity und Sprungwachstum im Mittelstand hat an die 1.000 Reden und Präsentationen gehalten. Er ist Ehrenpräsident des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater (BDU) ist zigfacher Buchautor zu Unternehmensführung, Management und Wachstumsthemen.