Das Unternehmermagazin aus der Handelsblatt Media Group

Creditreform

K.-Theodor Hermann

Unternehmen aller Branchen und Größen sind zur Erbringung ihrer Leistungen oft auf Fahrzeuge angewiesen. Damit wächst der Bedarf an professioneller Managementsteuerung, die umso bedeutender wird, je größer der Fuhrpark eines Unternehmens ist. Gleichzeitig steigt die Notwendigkeit, sich im Bereich der Flottensteuerung mit Umweltfragen zu beschäftigen. Hinzu kommt, dass Mitarbeitervertretungen immer häufiger ihr Mitspracherecht geltend machen, wenn es darum geht, welche Technik zur Erhebung von Fahrt- und Fahrzeugdaten eingesetzt wird.

Bedeutung von Flotten für den Automobilmarkt

In Deutschland gibt es circa 1,2 Mio Flotten, die einen PKW und Kombibestand von über 4 Millionen Fahrzeugen umfassen. Mit nahezu der Hälfte aller Zulassungen sind sogenannte echte Firmenwagen die inzwischen mit Abstand größte Nachfragegruppe im Markt. Verglichen mit dem Gesamtbestand trägt das niedrige Durchschnittsalter betrieblich genutzter Fahrzeuge zu einem deutlich geringeren Schadstoffausstoß bei.

Steuersubvention und Dienstwagenprivileg

In der öffentlichen Diskussion wird oft von Steuersubvention im Zusammenhang mit Dienstwagen gesprochen. Dies wird dann gelegentlich auch als Dienstwagenprivileg bezeichnet. Ist es wirklich ein Privileg, wenn ein Unternehmen die Kosten für Betriebsfahrzeuge als Aufwand, der mit den Erlösen verrechnet wird, behandelt? Für bestimmte Gewerbearten ist der Einsatz von Firmenwagen zum Erreichen der wirtschaftlichen Ziele, durch die Gewinne und Steuern anfallen, unabdingbar. Sollen Fahrzeuge bestimmter Klassen für das Management unter Kuratel gestellt werden? Dann müssten wir auch diskutieren, welche Bürogrößen für Vorstände noch angemessen sind bzw. als Kosten voll berücksichtigt werden dürfen, wenn für die Besitzer auch bei nur zeitweiliger Nutzung durchgehend geheizt wird. Seriöse Schätzungen gehen übrigens davon aus, dass etwa 50 Prozent der in Deutschland zugelassenen Flottenfahrzeuge nicht pauschal versteuert werden, weil diese nur betrieblich genutzt werden.

Einbindung und Überzeugung von Betriebsräten – Schutz der Privatsphäre

Erfahrene Systemanbieter empfehlen, Personalvertretungen in die Entscheidung für das richtige Telematiksystem von Beginn an mit einzubeziehen. Im Gegensatz zu Handaufzeichnungen hat der einzelne Fahrer bei gut entwickelten elektronischen Systemen lediglich Zugang zu seinen eigenen Daten und nicht etwa zu denen anderer. Alle Zugänge zu Informationen sind nach einer strengen Rechte- und Rollenverteilung geregelt. Zugriffe auf das System oder auf Auswertungen können sogar protokolliert werden oder aber nur bei gleichzeitiger Einwahl eines Betriebsrats vorgenommen werden. Auch die Vergabe von Passwörtern und Identnummern zur Einhaltung des Datenschutzes ist möglich. Kluge Betriebsräte empfehlen eine Erweiterung der CarPolicy um die Erlaubnis, Dienstwagen gegen Verrechnung auch privat nutzen zu dürfen. Die damit verbundene Fixkostendegression führt schließlich zu einer Kostenreduzierung der betrieblichen Nutzung. Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit, bessere Behandlung des Fuhrparks mit positivem Einfluss auf Versicherungsprämien sind weitere positive Effekte.

Vom Flottenmanagement zum Mobilitätsmanagement

Professionelles Flottenmanagement berücksichtigt eine Reihe betrieblicher Anforderungen, unter anderem Beschaffungstools mit CarConfigurator, Verwaltungs- und Steuerungsprogramme, Schadensmanagement, Serviceabkommen und zunehmend auch Tools zur Berücksichtigung von Umweltfragen. Ob der Königsweg in der Auslagerung zu Full Service Organisationen liegt, darf hier bezweifelt werden. Oft ist das im Unternehmen auch vorhandene Know How nicht ohne Reibungsverluste zu externen Dienstleistern zu bewahren. Vor dem Hintergrund weltweiter Bestrebungen, Schadstoffausstoß jedweder Art zu begrenzen, ist das moderne Flottenmanagement zum Mobilitätsmanagement geworden.

Wandlung zu grüner Flotte

Grün ist aus Sicht der Flottenbetreiber in erster Linie eine Reduzierung der Verbräuche. Hier helfen intelligente Telematik-Systeme, die den wirklichen Verbrauch messen und darstellen, indem sie die in den jeweiligen Tank gefüllte Menge erfassen und optisch so aufbereiten können, dass in Zeitreihen, nach Fahrzeugtypen oder –klassen, nach Fahrern, Abteilungen oder Unternehmensteilen der echte Verbrauch visualisiert wird, ohne dabei auf theoretische Verbrauchswerte oder die Auswertung von Rechnungen angewiesen zu sein. In vielen Unternehmen gibt es einen Fahrzeugpool, dessen Auslastung sichergestellt sein sollte. Auch hier ist Telematik eine nachhaltige Lösung: Buchungen werden vor dem Hintergrund erwarteter Laufleistungen vorgenommen, Verspätungen werden automatisch umgebucht, das Fahrtenbuch elektronisch befüllt und die gesetzlich vorgeschriebene Führerscheinkontrolle erfolgt, bevor das Fahrzeug gestartet werden kann.

Über den Autor: K.-Theodor Hermann ist Senior Key Account Manager bei der Vispiron AG. Das Technologieunternehmen ist auf Messtechnik, Energy, Flottenmanagement und Engineering spezialisiert. Hermann besitzt über 20 Jahre Erfahrung in leitenden Positionen im Automobilhandel (Import, Großhandel, Einzelhandel). Er ist seit Jahren im Telematikbereich tätig und verfügt über Kenntnis aus über 2.000 Interessenten- und Kundenkontakten bei den Flottenbetreibern