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Creditreform

Unternehmen suchen ihre Mitarbeiter immer häufiger nach sprachlichen Kompetenzen aus, weil diese an Bedeutung gewonnen haben. Dabei kommt man mit Englisch allein über einen bestimmten Punkt nicht hinaus. Denn auch die interkulturellen Kompetenzen spielen eine immer größere Rolle. Warum solche Fähigkeiten wichtig sind, um Geschäfte anzubahnen, möchte ich im Folgenden genauer darlegen.

Die Welt rückt von Jahr zu Jahr enger zusammen. Warum aber wird man auch mittelfristig nicht wirklich vom globalen Dorf sprechen können? Die Antwort ist so einfach wie kompliziert, weil sie in der sprachlichen Vielfalt der Welt liegt. Vor allem für das internationale Finanzwesen bedeutet dieser Umstand, dass eine Vielzahl von Verträgen, Unterlagen und anderen Dokumenten in fremde Sprachen übersetzt werden müssen. Entsprechend unerlässlich sind Mitarbeiter, die diese Sprachen möglichst perfekt beherrschen. Denn aus sprachlicher Konfusion können schnell rechtliche Probleme erwachsen, die wiederum hohe und vor allem unnötige Kosten in Form von Geld wie auch Zeit produzieren.

Nationales Denken hat ausgedient

Die Zeiten, in denen einzelne Staaten wie die Bundesrepublik Deutschland in wirtschaftlichen Belangen einigermaßen autark erfolgreich agieren können, sind spätestens seit dem Ende des letzten Jahrhunderts endgültig Geschichte. Wenn demnächst mit TTIP eine Freihandelszone von bisher nicht gekannter Größte entsteht, hat dies auch damit zu tun, dass die internationale Finanzwelt schon lange nicht mehr in den engen Grenzen von einzelnen Nationalstaaten denkt und operiert. Bei Transaktionen und Investitionen wird vielmehr im globalen Maßstab gedacht und vor allem gehandelt.

Diese Entwicklung bringt es mit sich, dass sprachliche Kompetenzen bei den Mitarbeitern gerade von großen Konzernen einen immer wichtigeren Stellenwert bekommen. Denn wer international tätig ist, muss sich auf unterschiedlichste Sprachen einstellen können. Damit verbunden sind außerdem unterschiedliche Kultur- und vor allem Rechtsräume. Mit reinen Übersetzungen von einzelnen Formularen ist es deshalb in der Regel nicht getan. Vielmehr geht es darum, die sprachliche Vielfalt der Welt auch im eigenen Unternehmen widerzuspiegeln, um im internationalen Geschäft langfristig zu bestehen.

Viele Fallstricke lauern

Für Arbeitskräfte und Unternehmen, die auf dem internationalen Parkett wirtschaftlich tätig werden wollen, ist verhandlungssicheres Englisch eine unabdingbare Voraussetzung. Für mündliche Absprachen per Telefon kommt es dabei nicht zuletzt auch auf eine möglichst akzentfreie Aussprache an. Mit Englisch allein kommt man allerdings nur bis zu einem bestimmten Punkt weiter. Denn wer in anderen Ländern investiert tut dies unter den rechtlichen Voraussetzungen des jeweiligen Landes. Bei rechtlichen und steuerlichen Fragen kommt es dann oft entscheidend darauf an, kurzfristig zu reagieren bzw. Entscheidungen zu treffen.

Dies kann nur geschehen, wenn entsprechendes Wissen im eigenen Unternehmen vorhanden ist. Denn die reine Übersetzung der verschiedenen Dokumente fördert nicht immer die möglichen juristischen Besonderheiten zutage, die im jeweiligen Land gelten. Hieraus können Fallstricke entstehen, die im späteren Verlauf einer Transaktion im schlimmsten Fall in einem kostenintensiven Rechtsstreit münden. Wer hier Mitarbeiter in den eigenen Reihen hat, die neben reinen Sprachkenntnissen auch die Grundzüge der jeweiligen Rechtssphären und interkulturelle Kompetenzen aufweisen kann, ist klar im Vorteil.

Eine Frage des richtigen Umgangs

Noch entscheidender aber sind Sprachkenntnisse im Rahmen der Anbahnung von Geschäftskontakten. Wer von einem potentiellen Partner in der eigenen Muttersprache angeredet wird, fasst in der Regel deutlich schneller Vertrauen, weil er sich auf gewohntem Terrain befindet. Um dieses Gefühl bei Geschäftsfreunden zu verstärken, geht es nicht nur darum reine Sprachstudien zu betreiben, sondern sich auch mit der Kultur in anderen Ländern intensiv auseinander zu setzen.

Gerade im direkten Umgang, wie etwa bei einem Geschäftsessen, lauern zahlreiche Fettnäpfchen, denen es geschickt auszuweichen gilt. Wer zuerst das Glas erhebt oder welche Arten von Geschenken ausgetauscht werden wird in unterschiedlichen Kulturkreisen deutlich unterschiedlich gehandhabt. Insofern kommt es beim Wandeln auf der internationalen Bühne der Finanzwelt nicht nur darauf an, sich jederzeit verständlich machen zu können, sondern im eigenen Auftreten auch so zu handeln, dass man bei ausländischen Partnern positiv ankommt.

Fundierte Sprachkenntnisse sind unerlässlich

Je stärker die wirtschaftliche Bedeutung von Staaten wie der Volksrepublik China oder auch Indien wächst, desto mehr rücken auch deren Sprachen und Gebräuche in den Vordergrund. Wer sich hier auf den internationalen Märkten Vorteile verschaffen will, kommt nicht umhin, auf Mitarbeiter zu setzen die sprachlich wie kulturell für den Umgang mit bestimmten Kulturkreisen exzellent geschult sind. Hierfür sind fundierte Sprachkenntnisse der Grundbaustein welche im optimalen Fall durch Kenntnisse von Rechten und Gebräuchen der jeweiligen Länder ergänzt worden sind.

Gregor Lesnik ist Geschäftsführer der Übersetzungsagentur TypeTime Translations GmbH mit Sitz in Hamburg.