Bundesweit stehen immer mehr Geschäftsführer kurz vor dem Rentenalter. Das gilt selbstverständlich auch für das Saarland. Eine Analyse des Nachfolgegeschehens im Südwesten der Bundesrepublik.
Die Suche nach einem Nachfolger stellt Firmen vor immer größere Herausforderungen und manchmal sogar unlösbare Probleme. So gab es 2012 bundesweit mehr „Alt-Inhaber“, die einen Nachfolger suchten, als Interessenten für die Übernahme des Chefsessels. Eine Untersuchung des DIHK ergab, dass 2010 auf einen Alt-Unternehmer 1,6 Nachfolgekandidaten kamen. 2012 war es nicht mal mehr einer. Ein ähnliches Bild bietet die Nachfolgeszene im Saarland: Ende 2013 existierten in dem Bundesland insgesamt 34.819 Unternehmen. Dazu gehörten nach einer Studie der Creditreform Rating AG im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr im Saarland 6.300 Betriebe, deren Geschäftsführer Ende 2013 älter als 60 Jahre waren. Weitere 5.050 Firmen werden von Chefs im Alter zwischen 55 und 60 Jahren geleitet. Da- mit benötigt die saarländische Wirtschaft in nächster Zeit rund 11.350 neue Unternehmer.
Um die Nachfolge so problemlos wie möglich zu gestalten, empfiehlt Creditreform Rating, sich spätestens ab dem 55. Lebensjahr mit dem Thema Nachfolge zu befassen. Wer die Suche nach einem geeigneten Kandidaten vor sich her schiebt, läuft Gefahr, sein Lebenswerk zu zerstören. Das gilt auch für Senioren, die glauben, auf die Beratung durch Spezialisten wie Steuer-, Unternehmens- und Personalberater verzichten zu können. In vielen Fällen vollzieht sich der Wechsel an der Firmenspitze jedoch weitgehend problemlos – dank sorgfältiger Planung.
Die meisten Nachfolgen könnten sich im Dienstleistungssektor anbahnen. In 3.325 Firmen dieser Branche arbeiten Geschäftsführer, die bereits ihren 60. Geburtstag gefeiert haben. So ist nahezu jedes zehnte Unter- nehmen aus dem Saarland ein Dienstleistungsbetrieb, der in den nächsten Jahren zum Übernahmekandidaten werden könnte. Auf Platz zwei folgt der Handel. Hier zählte Creditreform Rating 1.459 Unternehmen, an deren Spitze ein Chef im Alter von 60 Jahren und mehr stand. Im Produzierenden Gewerbe des Saarlands sieht es vergleichbar aus: 469 Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes und 575 Betriebe aus der Baubranche werden von älteren Geschäftsführern gesteuert. Insgesamt liegt der Anteil von Unternehmen mit Chefs im Alter von über 60 Jahren im Dienstleistungsbereich bei 18,8 Prozent und im Handel bei 18,5 Prozent. Im Baugewerbe sind es 13,1 Prozent und im Verarbeitenden Gewerbe 19,7 Prozent.
Deutliche Branchenunterschiede
Die Untersuchung der einzelnen Wirtschaftszweige kommt zu einem ähnlichen Bild. Jedes dritte saarländische Unternehmen, das von einem Geschäftsführer im Alter von über 60 Jahren geführt wird, ist ein unternehmensnaher Dienstleister. Dazu gehören etwa Experten für Grundstücks- und Wohnungswesen, Rechts- und Steuerberatung oder Werbung und Marktforschung.
In diesem Dienstleistungsbereich rechnet Creditreform Rating mit 2.090 Übergaben. Nirgendwo anders sind mehr Chefwechsel zu erwarten. So gibt es im Bereich konsumnahe Dienstleistungen wie zum Beispiel Gastgewerbe, Gesundheits- und Sozialwesen und Unterhaltungsgewerbe nur 1.017 Betriebe, die derzeit von einem älteren Geschäftsführer geleitet werden. Die wenigsten Unternehmensübergaben erwartet Creditreform Rating in den industriellen Wirtschaftszweigen. Nur 31 Betriebe aus der Chemie- und Kunststoffindustrie sowie 74 Unternehmen aus der Grundstoffindustrie haben einen Geschäftsführer im Alter von über 60 Jahren. In der Konsumgüterindustrie sind es 205 und in der Metall- und Elektroindustrie 192 Betriebe, bei denen in den nächsten Jahren ein Wechsel auf dem Chefsessel erfolgen könnte.
Kleinstunternehmen besonders betroffen
Die Betrachtung der zur Übergabe anstehenden Unternehmen nach ihrer Größe zeigt: Bei vier von fünf Betrieben mit einem Geschäftsführer, der älter als 60 Jahre ist, handelt es sich um Kleinstunternehmen mit bis zu neun Mitarbeitern. Creditreform Rating prognostiziert: „Bei 5.238 dieser Betriebe dürfte es in Zukunft zu einem Generationswechsel an der Spitze kommen. In einigen Fällen könnte angesichts der geringen Größe sogar eine Unternehmensaufgabe erfolgen.“ Bei größeren Betrieben sieht es ganz anders aus. So steht bei nur 772 Unternehmen mit zehn bis 49 Mitarbeitern und einem Chef, der älter als 60 Jahre ist, in absehbarer Zeit eine Übergabe an. Bei noch größeren Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten könnte in 228 Fällen der Generationswechsel anstehen.
Die wenigsten Nachfolgen sind bei Großunternehmen zu erwarten. In diesem Bereich rechnet Creditreform Rating in den nächsten Jahren mit nur 62 Stabübergaben. Zusätzlich hat Creditreform Rating den Anteil älterer Geschäftsführer an der Spitze von Betrieben in den unterschiedlichen Größensegmenten erhoben. Danach werden 36,3 Prozent der Großunternehmen von einer Führungskraft im Alter von mehr als 60 Jahren geleitet. Bei mittelgroßen Betrieben sind es 32,1 Prozent. Bei Klein- und Kleinstunternehmen liegen die Anteile mit 22,1 Prozent beziehungsweise 17,2 Prozent deutlich niedriger. Ende 2013 beschäftigten die Unternehmen im Saarland rund 343.200 Mitarbeiter. Rund 109.100 von ihnen waren in Betrieben mit einem Geschäftsführer im Alter von 60 Jahren und mehr angestellt. Daraus lässt sich ableiten: Knapp ein Drittel der saarländischen Beschäftigten sind in Unternehmen tätig, in denen es schon bald zu einem Wechsel an der Spitze kommen könnte. Damit wären zwischen 2014 und 2018 jährlich etwa 21.820 Arbeitnehmer von einer Übergabe betroffen.
Die Politik hat erkannt, wie gravierend sich die Folgen fehlgeschlagener Unternehmensübergaben auf die Wirtschaft auswirken. Deshalb können alle, die eine Übergabe planen, von zahlreichen privaten und öffentlichen Hilfsangeboten profitieren. Als besonders effizient gilt Nexxt Change, eine umfangreiche Nachfolgebörse im Internet (www.nexxt-change.org). Ziel von Nexxt Change ist es, den Generationswechsel in deutschen Unternehmen aktiv zu unterstützen. Darüber hinaus existieren regionale Nachfolgebörsen wie zum Beispiel Saar-Lor-Lux.
Interessenten können die Studie „Die Unternehmensnachfolge im Saarland“ kostenlos herunterladen – und zwar im Bereich „Presse/Publikationen“ auf www.creditreform-rating.de.