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Creditreform

Ungeachtet der Niedrigzinsphase hält das Stiftungswachstum in Deutschland an: Mit 691 neu gegründeten Stiftungen im Jahr 2014 sind laut Bundesverband Deutscher Stiftungen sogar deutlich mehr Stiftungen hinzugekommen als im Vorjahr. 

Zum Ende des Jahres 2014 zählt der Dachverband insgesamt 20.784 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts in Deutschland. Deutschland behauptet sich damit weiter als stiftungsreichstes Land in Europa. Das Wachstum des Sektors liegt bei 3,1 Prozent. Die Stiftungsdichte ist gestiegen: Auf 100.000 Bundesbürger kommen nun 26 Stiftungen.

„Die Aufgaben der gut 20.000 gemeinnützigen Stiftungen in Deutschland sind schon allein angesichts der Integration von Migranten, der Bildungsangebote für neue Mitbürger, der kulturellen wie politischen Teilhabe in letzter Zeit stark gewachsen“, so Verbandschef Prof. Michael Göring. „Hinzu kommt die Herausforderung an die Zivilgesellschaft, die europäische liberale Werteordnung weiter zu stärken: Meinungsfreiheit, Toleranz, Religionsfreiheit und Bekenntnis zur Vielfalt kommen nicht von ungefähr. Gemeinnützige Stiftungen haben mit ihrer Verpflichtung zum Gemeinwohl hier einen klaren Auftrag.“

Themen und Trends 2015 im Stiftungssektor

Neben der klassischen rechtsfähigen Stiftung stehen auch alternative Stiftungsformen weiter hoch im Kurs, insbesondere Treuhandstiftungen und Zustiftungen in Form von Stiftungsfonds. Wachsenden Einfluss auf das Stiftungshandeln hat die Niedrigzinsphase. „Die Antwort auf den Niedrigzins war bei vielen großen Stiftungen eine Änderung der Anlagestrategie, vor allem hin zu Aktien und Immobilien, und damit sind sie meist sehr gut gefahren. Außerdem verstärken Stiftungen aller Größenordnungen ihre Bemühungen im Bereich Fundraising und Kooperationen. Stiftungen suchen sich also aktiv neue Wege zur Sicherung ihrer Einnahmen“, heißt es beim Bundesverband.

(c)  Bundesverband Deutscher Stiftungen

(c) Bundesverband Deutscher Stiftungen

Längst sind auch aktuelle Themen wie Vertreibung und Ausgrenzung im Stiftungssektor angekommen. So ist für bestehende Stiftungen ein aktuelles Thema, wie sie zur Bewältigung der Flüchtlingsproblematik und zu besserer Integration beitragen können. Bei vielen Stiftungen werden wieder vermehrt Zwecke wie Völkerverständigung in der Satzung verankert.

Bundesländer im Vergleich

Den größten Zuwachs im Jahr 2014 konnte mit 159 neuen Stiftungen Nordrhein-Westfalen verzeichnen. Mit insgesamt 4.059 Stiftungen verteidigt das bevölkerungsreichste Bundesland seinen Spitzenplatz vor Bayern (3.764) und Baden-Württemberg (3.128). Die ostdeutschen Bundesländer sind, was den Bestand betrifft, in der Statistik nach wie vor deutlich abgeschlagen. Jedoch haben Länder wie Thüringen (5,4 Prozent) und Sachsen (4,5 Prozent) deutlich höhere Wachstumsraten als der Bundesdurchschnitt (3,1 Prozent). Insgesamt kommen Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen auf 1.408 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts. Was die Zahl der Stiftungen pro 100.000 Einwohner betrifft, liegen die Stadtstaaten vorn: In Hamburg kommen auf 100.000 Einwohner 77 Stiftungen, in Bremen sind es 50. Unter den Flächenländern führt Hessen mit 31 Stiftungen auf 100.000 Einwohner. Mit einer Stiftungsdichte von 91 bleibt Würzburg Spitzenreiter der Großstädte.

(c) Bundesverband Deutscher Stiftungen

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