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Creditreform

Über 20 Prozent weniger Stromkosten freut sich Helmuth Langerer, Geschäftsführer eines Drahtwerkes bei Stuttgart: „Alles begann, als wir uns für eine neue Schneidemaschine interessierten. Unsere Leasinggesellschaft, über die wir Maschinen und Bürogeräte finanzieren, vermittelte den Kontakt zu einem Energieberater. Er sorgte für eine Reduzierung des Stromverbrauchs und für eine bessere Stromnutzung“, erzählt der Diplom-Kaufmann. Für Bundesumweltminister Peter Altmaier dürfte das Drahtwerk damit ein Musterbeispiel sein. Denn viele KMU wollen Energie sparen, indem sie alte, verbrauchsintensive Maschinen gegen neue, verbrauchsarme austauschen – doch damit erhalten sie häufig nur Insellösungen. Auf der Strecke bleibt die Beratung, die alle Unternehmensbereiche umfasst. Und weiter die unternehmensweite, langfristig angelegte Gesamtplanung in Bezug auf niedrige Verbrauchswerte und höhere Energieeffizienz. Nach den Erfahrungen von Martin Mudersbach, Präsident des Bundesverbands Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL), ist die Kontaktvermittlung eines Leasinggebers zu einem Energieberater nicht außergewöhnlich. Das laufe unter „geschäftsbegleitende kundenfreundliche Serviceleistungen“. Um nachhaltig zu sparen, bedarf es neben der professionellen Energieberatung und der Gesamtplanung auch eines Energiemanagements, so Jürgen Paeger von Paeger-Consulting. Der Berater versteht darunter: „Die systematische Planung, Durchführung und Optimierung des Energieeinsatzes im Unternehmen mit dem Ziel einer kontinuierlichen Verbesserung der Energieeffizienz und der Reduzierung der mit dem Energieeinsatz verbundenen Kosten und Umweltbelastungen.“ Erkannt werden dabei auch alle Wechselbeziehungen zwischen eingesetzten Energien und Verbrauchern. Sollen zum Beispiel die Heizkosten gesenkt werden, fällt deshalb die Entscheidung zwischen neuer Heizungsanlage und Nutzung bestehender Abwärme leicht.

Die kontinuierliche Managementarbeit ist wichtig, denn im Laufe der Zeit ändern sich Prozessabläufe, Techniken, Energiepreise, gesetzliche Auflagen und Bedarfsansprüche. Den Erfolg von Investitionen zeigt der Abgleich der neuen Verbrauchsdaten mit den bisherigen Daten, die durch Analyse von Energierechnungen, Zählerständen, Messverfahren und firmenindividuelle Einflussfaktoren wie Nutzerverhalten, Anlagenwartung, Arbeits- und Öffnungszeiten gewonnen wurden. Den Ansatz für Sparmaßnahmen liefert der Abgleich der eigenen Daten mit branchenspezifischen Kennzahlen, wie sie etwa von Verbänden zur Verfügung gestellt werden. Ab sofort mischt hier auch der TÜV Rheinland mit. Die Kölner Sachverständigenorganisation hat in Kooperation mit dem Institut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP), der Universität Stuttgart, dem Bundesverband der deutschen Industrie (BDI), der Deutschen Energie-Agentur (dena) und dem Fraunhofer-Institut IPA ein Energieeffizienzindex-Register auf den Weg gebracht. Die Leistungen eines Energieberaters, die Investitionen in verbrauchsoptimierte Techniken und Verfahren, inklusive der Einbau von Messgeräten, das permanente Management: Das alles kostet Geld. Idealerweise soll es durch Einsparungen bei den Energiekosten innerhalb kürzester Zeit wieder hereinkommen (mehr hierzu im „Creditreform“-SPEZIAL, das diesem Heft beiliegt). Das ist erreichbar, etwa in folgenden Bereichen:

Gebäude: Eine Studie der GEFMA German Facility Management Association bestätigt, dass bei Produktions- und Bürogebäuden die energiebezogenen Entstehungskosten nach etwa zehn Jahren durch Betriebskosteneinsparungen eingespielt sind. Danach profitiere der Betrieb weiter, denn mit Hilfe des Energiemanagements werden Verbräuche und Kosten auch in der Folgezeit gesenkt. Die Ersteinführung eines Energiemanagementsystems nach ISO 50001 fördert Vater Staat mit maximal 80 Prozent der Kosten oder bis zum Betrag von 8.000 Euro. Ist das System im Unternehmen installiert, lautet eine der ersten Aufgaben: Kostenreduzierung durch eine optimierte Einkaufspolitik. Dazu können ein Tarif- oder Lieferantenwechsel sowie ein Lastmanagement gehören. Ein Lastmanagement schaltet teure Energiebezugszeiten aus, indem Lastspitzen und Zeitzonen mit hohen Bezugspreisen vermieden werden.

Contracting: Wer Beratungs-, Investitions- und Managementkosten sparen möchte, für denjenigen bietet sich Contracting an. Ein externer Dienstleister sorgt für die Planung, Finanzierung, Durchführung, Inbetriebnahme, Wartung, allgemeine Instandhaltung und laufende Optimierung von Sparmaßnahmen und wird über die eingesparten Energiekosten honoriert. Die Verträge haben meist eine Laufzeit zwischen sieben und 15 Jahren. Laut Energieagentur NRW gibt es heute vier Vertragsmöglichkeiten. Beim Finanz-Contracting steht die Finanzdienstleistung im Vordergrund. Bei der Energieliefervereinbarung entscheidet der externe Dienstleister, welche Anlagentechnik und welcher Energieträger bezogen auf den vom Nutzerunternehmen vorgegebenen Bedarf zum Einsatz kommen. Im Vordergrund stehen die Zulieferung und Verwendung der Energie. Das Wesentliche bei der Energiesparlösung ist das Ausnutzen aller in einem Unternehmen vorhandenen Energiesparpotenziale. Der Anlagenmanagementvertrag beinhaltet hauptsächlich das Managen der Energieverbrauchsanlagen.

Produktion: Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) versteht unter Prozesswärme allgemein jene Wärme, die für technische Verfahren wie Heizen, Waschen, Schmelzen und Schmieden benötigt und teils als Abwärme zurückgewonnen wird, um Energie zu sparen. Im Kommen sei die solare, kostengünstige Prozesswärme. Dafür sorgten technische Weiterentwicklungen, die den Energieumwandlungsprozess einfacher gestalteten. Inzwischen könne eine Wärmekraft von mehr als 200 Grad Celsius Produktionsprozessen problemlos zugesteuert werden. Beim solaren Kühlen fließt die aus der Energiequelle Sonne gewonnene Kraft in Kältemaschinen. Temperaturen bis deutlich unter dem Gefrierpunkt sind so kein Problem mehr.

Büro: In Büros wird der Stand-by-Funktion nach wie vor zu wenig Beachtung geschenkt, mahnt das Umweltbundesamt: Bürogeräte wie Computer, Drucker und Kopierer würden während längerer Pausen, nach Feierabend und über Wochenenden oftmals nur im Bereitschaftsmodus gehalten. Stephan Kohler von der dena Energieagentur empfiehlt zudem, bei der Geräteanschaffung Anforderungen und Einsatzweise besser zu berücksichtigen. Bei einem Kopierer etwa, der nicht die ganze Zeit arbeite, sei ein niedriger Stand-by-Verbrauch wichtig. Ein sparsamer Arbeitsmodus hingegen stehe bei PC und Monitor im Vordergrund. Zur Verbrauchssenkung könnten auch Zusatzgeräte beitragen, die zwischen Steckdose und Gerät installiert werden und je nach Vorgabe die Stromverbindung kappen. Beispiel: Ein Bewegungsmelder schaltet den Kopierer nach Benutzung automatisch ab, erst wenn ein Mitarbeiter sich dem Gerät wieder nähert, erfolgt der Neustart.

Mitarbeiter: Sie sind der wichtigste Energiesparfaktor, ihr Verhalten ist entscheidend, findet Stephan Kohler von der dena-Energieagentur: Aus ihren Reihen sollten Sparvorschläge kommen, die seitens des Arbeitgebers prämiert werden. Eine weitere Maßnahme seitens der Unternehmensführung wäre: Zusätzlich zur Ernennung eines unternehmensweit zuständigen Energiebeauftragten, der auch für das Energiemanagement zuständig sein sollte, Energie-Verantwortungsbereiche zu schaffen. Die jeweils verantwortlichen Mitarbeiter bilden einen Energieausschuss, dem auch Mitglieder aus der Geschäftsleitung angehören. Im Ausschuss werden unter anderem Sparmaßnahmen, Neuanschaffungen, Schulungen, Zertifizierungen und Neuheiten auf dem Energiemarkt erörtert. Und damit alle Mitarbeiter dauerhaft motiviert bleiben, informiert die Geschäftsleitung regelmäßig über erzielte Sparerfolge. Gerd Zimmermann

Bis zu 50 Prozent Einsparungen bei den Energiekosten sind durch ein professionelles, nach ISO 50001 zertifiziertes Energiemanagement erreichbar. Auf welchen Bausteinen es basiert, lesen Sie unter creditreform-magazin.de/energiemanagement