Alternde Belegschaften kämpfen mit gesundheitlichen Verschleißerscheinungen, stressbedingte Ausfälle nehmen zu. Dagegen können Unternehmen etwas tun, indem sie ein Betriebliches Gesundheitsmanagement aufbauen – und ganz nebenbei tun sie dabei auch etwas für ihr Image.
Die Arbeit im Zentrallager des Wuppertaler Familienunternehmens EDE kann manchmal ganz schön in die Knochen gehen. Europas größter Einkaufs- und Marketingverbund im Produktionsverbindungshandel versorgt mehr als 1.300 Partner unter anderem mit Werkzeugen, Maschinen und Baubeschlägen. Kunden in Deutschland werden innerhalb von 24 Stunden beliefert, europaweit innerhalb von 48 Stunden.
An Spitzentagen machen die Mitarbeiter dort mehr als 5.000 Pakete versandfertig. Das ist – trotz aller technischen Hilfsmittel – mitunter schwere körperliche Arbeit. Und so kann es immer mal wieder vorkommen, dass ein Mitarbeiter unfreiwillig pausieren muss. Zum Beispiel weil er sich den Rücken verknackst hat. Vor drei Jahren hatte der Krankenstand in der Logistik ein so hohes Niveau erreicht, dass sich EDE entschloss, gegenzusteuern – mit einem konsequenten betrieblichen Gesundheitsmanagement.
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Die offerierten Kurse heißen „Rücken Vital“, „Rückentraining für die Logistik“ oder auch „Endlich rauchfrei“. Die Teilnehmer treffen sich nach Feierabend in den Räumlichkeiten der Firma und lernen unter fachlicher Anleitung, wie sie gesund bleiben und ihre Leistungskraft erhalten. Die Kosten trägt der Arbeitgeber. „Die Angebote werden immer besser angenommen.
Anfängliche Skepsis hat einem steigenden Zuspruch Platz gemacht“, beobachtet Barbara Ammann, Geschäftsbereichsleiterin Personal. Von Jahr zu Jahr hat EDE sein Kursangebot ausgeweitet. Inzwischen stehen auch Themen wie „Autogenes Training“ oder „Umgang mit Sucht“ auf dem Plan. Trotzdem, so sagt Ammann, könne das Programm nicht jeden erreichen. „Wir können letztlich nur das Angebot machen, die Mitarbeiter bei Gesundheitsthemen zu unterstützen.“
Jede dritte Firma will Förderung verstärken
Immer mehr Unternehmen in Deutschland erkennen, dass sie etwas tun müssen, um die Leistungskraft ihrer Belegschaft zu erhalten. In einer Umfrage des DIHK gab 2014 ein Drittel der befragten Firmen an, die Gesundheitsförderung in den nächsten Jahren zu verstärken. Das tut not. Denn die demografische Situation und ihre Folgen werden immer sichtbarer: Eine alternde Arbeitnehmerschaft kämpft mit körperlichen Verschleißerscheinungen. Zudem treiben stressbedingte Ausfälle die Krankenstände hoch. Und der Fachkräftemangel sorgt dafür, dass vermehrt Stellen unbesetzt bleiben – mit der Folge, dass die Arbeitsdichte für die übrigen Mitarbeiter steigt.
„Die Automatisierung hat zwar die körperliche Belastung reduziert, doch die Beschleunigung von Prozessen führt zu erhöhten psychischen Belastungen“, so Johannes Zwick, Aufsichtsratsvorsitzender der Johannesbad Unternehmensgruppe, die seit 50 Jahren in der Rehabilitation und Prävention tätig ist. Nach seiner Beobachtung führt kein Weg daran vorbei, dass die Betriebe vermehrt in die Gesundheitsförderung investieren.
Vorbei die Zeit, als sich vornehmlich große Konzerne um die Gesundheitsförderung ihrer Mitarbeiter kümmerten. Der Bundesverband Betriebliches Gesundheitsmanagement (BBGM) beobachtet, dass auch verstärkt kleine und mittelgroße Firmen in diesen Bereich investieren. „Viele Betriebe wenden in ihren täglichen Arbeitsabläufen und im Umgang mit ihren Mitarbeitern ein Gesundheitsmanagement an, ohne dass sie das öffentlichkeitswirksam vermarkten“, meint der BBGM-Vorstandsvorsitzende Christian Weigl.
Diese kleinen Maßnahmen seien sogar „oft effektiver als die großen intern und extern dargestellten plakativen Projekte“. Bei der Gewinnung qualifizierter Nachwuchskräfte stehen Mittelständler oft in einem heftigen Wettbewerb mit Konzernen. Deshalb ist ihnen besonders daran gelegen, ihre Mitarbeiter gesundheitlich zu fördern und langfristig an sich zu binden. „Die betriebliche Gesundheitsförderung ist ein effektives Handlungsfeld zur Gewinnung und Bindung von Personal“, betont beispielsweise auch EDE-Personalchefin Ammann.
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