Nicht weniger als die „Neuerfindung des Autos“ verheißt Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), auf der IAA 2013, die vom 12. bis 22. September in Frankfurt stattfindet. Tatsächlich sind auf der Messe etliche Neuvorstellungen zu sehen, mit denen die Branche eine neue Ära im Autoantrieb einläuten will. Das Schlagwort dabei – es geistert durch alle Hallen, da es auch auf etablierte, weiterentwickelte Modelle zutrifft – lautet: Energieeffizienz. Für Opel ist es sogar so bedeutsam, dass es Konzern-Chef Karl-Thomas Neumann höchstpersönlich über den Kurznachrichtendienst Twitter zu pushen versucht: So verwies er jüngst im 140-Zeichen-Format auf die konzerneigenen eco-Spritsparmodelle und den Elektro-Benziner Ampera.
Elektroantriebe waren auch 2011 bereits eines der Zugpferde der IAA, doch dieses Jahr gibt es einen Unterschied: Inzwischen stehen elektrisch betriebene Serienfahrzeuge bei den Händlern – und das zu marktgerechten Preisen. Mit BMW und VW sind zwei gewichtige Hersteller mit auf den E-Zug aufgesprungen, in dem Mercedes-Benz mit dem Elektro-Smart schon länger sitzt. Die Bayern präsentieren den elektrisch betriebenen Kleinwagen i3 mit Karbon-Leichtkarosserie: 125 kW/170 PS, Reichweite zirka 200 Kilometer, Preis 34.950 Euro. Gegen 4.500 Euro Aufpreis gibt es das Öko-Modell mit zusätzlichem Benzin-Hilfsmotor – Prinzip „Range Extender“ ähnlich wie beim Opel Ampera, der ab 45.900 Euro zu haben ist. VW zeigt gleich zwei neue Elektro-Modelle: den E-Golf mit 85 kW/115 PS und den E-Up mit 55 kW/75 PS. Der Golf befindet sich in etwa in der Preisklasse des BMW i3, den Up gibt es ab 26.900 Euro. Die Reichweiten liegen jeweils bei rund 150 Kilometern.
Doch das ist nur der Anfang: Laut VDA-Chef Wissmann wollen allein die deutschen Autobauer im nächsten Jahr mehr als 20 elektrifizierte Modelle auf den Markt drücken. Die Nachfrage dürfte hierzulande steigen, weil immer mehr Firmen Elektroautos in ihren Fuhrpark aufnehmen und mehr Kommunen auf saubere Innenstädte setzen. Doch auch ausländische Hersteller rüsten auf oder rücken ihre Elektromobile stärker ins Rampenlicht. Renault etwa führt in Frankfurt das neue Elektromobil ZOE vor, das es bis auf 65 kW/88 PS schafft. Zu haben ab 21.700 Euro plus einer monatlichen Batteriemiete ab 79 Euro. Die exakte Miethöhe richtet sich nach der Fahrkilometerzahl pro Jahr und der Vertragslaufzeit. Nissan zeigt seinen etablierten Leaf mit neuer Komfortausstattung. Er bringt es auf maximal 80 kW/109 PS. Der Einstiegspreis liegt bei 23.790 Euro. Dazu kommt wie bei Renault eine Batteriemonatsmiete ab 79 Euro. Toyota stellt seinen E-Flitzer iQ EV vor, der es auf 47 kW/64 PS schafft und um die 20.000 Euro kosten soll. Peugeot und Citroën setzen jeweils auf das E-Modell iOn oder C-Zero, der Hersteller ist Mitsubishi: 49 kW/67 PS, Einstiegspreise bei unter 30.000 Euro. In Fernost bilden Toyota, Honda, Nissan und Mitsubishi gemeinsam eine Initiative, die auf eigene Kosten den Aufbau eines Ladesäulen-Netzes in Nippon forciert – bei Erfolg sollen andere Länder folgen. IBM, ebenfalls auf der IAA zugegen, kümmert sich um Elektrofahrzeuge aus zwei Gründen. Zum einen finanziert Big Blue die Lithium-Air-Batterieforschung, zum anderen wird die automobile Vernetzung vorangetrieben. Die neue Batterietechnik hat verglichen mit dem heute verbauten Lithium-Ionen-Akku eine um den Faktor sieben bis zehn höhere Leistung. 2020 soll sie serienreif sein. IBM zeigt auf der Kfz-Messe unter anderem die Nutzung mobiler Endgeräte für den automobilen Datenverkehr und für eine intelligente Verkehrssteuerung.
Was für Hybridtechnik spricht
Weiter auf dem Vormarsch sind die Hybrid-Triebwerke, also die Kombination von Elektromit einem Benzin- oder Dieselmotor und mit oder ohne Batterieaufladung über die Steckdose (Plug-in). Jeder große Hersteller hat heute mindestens eine Hybrid-Version im Programm. Auch hier gibt es Neues: So stellt etwa Subaru eine Diesel-Hybrid-Konzeptstudie vor. Porsche setzt auf die neue Plug-in-Hybridversion des Panamera und auf den neuen Supersportwagen 918er, unter dessen Motorhaube ein V8-Benziner und zwei Elektroaggregate werkeln. Die Hybrid-Familie von Toyota wächst ebenfalls – auf der Messe ist etwa der jüngste Familienzuwachs zu sehen, der Auris Touring Sports Hybrid. Zur neuen S-Klasse-Modellreihe von Mercedes-Benz zählen gleich zwei Hybrid-Modelle mit Plug-in, ein S 400 und ein S 500. Die Preise beginnen bei 85.204 Euro. Peugeot präsentiert seine modernisierten Hybrid-Modelle mit Elektro- und Dieselmotor: 508 RXH und 3008 Hybrid4. Parallel dazu kommuniziert der französische Hersteller eine neue Lösung, die noch vor 2020 auf den Markt rollen soll: die hybride Kombination von Benzinmotor und Druckluftantrieb. Der Elektromotor samt Batterie fällt weg. Neben dem Kraftstoff Benzin sorgt der Kraftstoff komprimierte Luft für den notwendigen Vortrieb.
Ursprünglich wollte Mercedes-Benz auf dieser IAA nicht nur die rundum erneuerte S-Klasse vorstellen, sondern auch das Zeitalter der Brennstoffzelle einläuten. Das wurde auf 2017 verschoben, was mit der neuen Partnerschaft mit Renault-Nissan begründet wird. Zudem sei die Versorgungsstruktur immer noch zu dünn. Hyundai und Toyota dagegen kommen mit ihren Wasserstoffmodellen 2015 auf den Markt, was in Frankfurt konkret nachzuvollziehen ist. So präsentiert der koreanische Hersteller den SUV ix35 erstmals mit Brennstoffzelle. Für große Zuversicht beim Erdgas sorgen gleich mehrere Faktoren: Neuentdeckte Erdgasvorkommen, der Einstieg von Audi, VW und Skoda in die Antriebstechnik, die bis 2025 anhaltende staatliche Preissubventionierung sowie die Zumischung von Biogas aus Gülle und Pflanzenabfällen, was keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion bedeutet. Darüber hinaus die höhere Energieausbeute. Die bewies Skoda dieser Tage eindringlich. Für die Fahrt des Citigo CNG vom italienischen Vicenza bis ins schwedische Stockholm, insgesamt 2.714 Kilometer, fielen nicht einmal 100 Euro Treibstoffkosten an. Gerd Zimmermann
IAA-Neuheiten im Detail: Welches neue Dienstwagen-Modell mit welchen Features in Frankfurt präsentiert wird, erfahren Sie per QR-Code oder unter: creditreform-magazin.de/dienstwagen