Das Unternehmermagazin aus der Handelsblatt Media Group

Creditreform

© planet c

Ist es nicht wahnsinnig anstrengend, immer recht zu haben? Klar, denn das Vertuschen von Fehlern und Überspielen von Zweifeln kostet Energie – und Glaubwürdigkeit. Es ist an der Zeit für mehr Aufrichtigkeit in der Führung!

 

Wem trauen Sie mehr zu? Dem US-Präsidenten Donald Trump oder der neuseeländischen Premierministerin Jacinda Ardern? Ich glaube, die Antwort zu kennen.

Und doch erscheint sie auf den ersten Blick gar nicht logisch: Auf der einen Seite ein Mensch, der nur so vor Selbstvertrauen strotzt und unbeirrt seine Ziele verfolgt. Auf der anderen Seite eine Person, die schon mal im Schlabberpulli und sichtlich übermüdet zur Nation spricht.

Und doch zeigt schon der oberflächliche Blick, dass die beiden Nationen nicht nur in Sachen Führungsstil Tausende Kilometer weit voneinander entfernt liegen: Während die USA durch Covid-19 dramatisch getroffen sind, hat das Virus Neuseeland vergleichsweise moderat erwischt.

Worauf das auch zurückzuführen ist? Demut. Schon wieder so ein Widerspruch? Nein, keinesfalls. Wahre Führungsstärke wächst aus dem Bewusstsein, nicht perfekt zu sein. Menschen, die offen mit Schwächen umgehen, Fehler eingestehen können und ihr Wissen teilen, werden mit Vertrauen belohnt. Und wem wir vertrauen, dem folgen wir. Sei es als Politiker oder als Chef.

Ehrliche Führung bewährt sich

Einer US-amerikanischen Studie zufolge hat es darüber hinaus große Auswirkungen auf die Zufriedenheit von Mitarbeitenden, wenn ihr Arbeitgeber Herausforderungen für das Unternehmen transparent teilt: So empfehlen 63 Prozent der Mitarbeitenden ihr Unternehmen weiter, wenn sie davon überzeugt sind, dass dort offen kommuniziert wird.

In Unternehmen hingegen, die nie transparent kommunizieren, würden nur sechs Prozent ihren Arbeitgeber weiterempfehlen.

Zeit also, die verletzliche Seite in uns ans Tageslicht zu bringen: Warum nicht mit der Belegschaft teilen, wenn eine Entscheidung schwerfällt? Warum nicht alle Fakten offenlegen, um darüber mit dem Team zu diskutieren?

Warum nicht zugeben, dass man besorgt ist oder der Morgen bislang einfach nur ätzend war. Vorgesetzte sind Vorbilder, keine Maschinen. Teilen und Zuhören sind der Kitt einer erfolgreichen Gemeinschaft.

Was in der Literatur als „Vulnerable Leadership“ bezeichnet wird, steckt in uns – der Schlüssel, um es zu befreien, ebenfalls: Nehmen Sie sich selbst nicht so wichtig! Ist das Schloss einmal geknackt, ist Ihnen die Gunst der Menschen sicher. Skeptikern rate ich an dieser Stelle, noch mal einen Blick auf Jacinda Ardern zu werfen. Na, überzeugt?