Das Unternehmermagazin aus der Handelsblatt Media Group

Creditreform

Stolz hebt Facility Manager Hans-Peter Rundermann seinen neuen Vertrag hoch: Künftig ist der studierte Ingenieur in den vier Immobilien eines Kabel- und Steckverbindungsherstellers aus Bayern für die Technik, Nutzung und Verwaltung zuständig – zwei Produktionsstätten, ein Hochregallager, ein großes Verwaltungsgebäude. Diesen Arbeitsvertrag unter Dach und Fach zu bringen, war nicht einfach. Zum einen gab es etliche Mitbewerber, zum anderen legte der Ansprechpartner besonderen Wert auf Referenzen. Doch da konnte Rundermann als Existenzgründer nicht viel vorweisen. Die Zusatzqualifikation „Energieberater“ schließlich rettete den Ingenieur. Sie hatte er sich angeeignet, als im vergangenen März die KfW Bankengruppe die Anerkennung von Beratern für ihre eigenen Energieförderprogramme ausweitete (mehr zu den Förderprogrammen lesen Sie im „Creditreform“-SPEZIAL, das dieser Ausgabe beiliegt). Nun, als zertifizierter Sachverständiger, kann Hans-Peter Rundermann besonders bei Immobilien mit seinem Wissen über Energiesparpotenzial und Effizienzthemen punkten.

Laut GEFMA German Facility Management Association werden Energiethemen im Gebäudemanagement immer wichtiger, schließlich wollen die baulichen und anlagentechnischen Werte erhalten, die Nutzungsqualität erhöht und die Nutzungskosten verringert werden. In der Praxis müssten diese allgemeingültigen Anforderungen allerdings an kundenindividuelle Zielvorgaben angepasst werden. Damit dies gelingt, bietet der Verband die Zertifizierung „Facility Management (FM)-Excellence“ an: Sie ist nicht nur ein Qualifizierungsnachweis, sondern auch eine Orientierungshilfe für Kunden bei der Auswahl des richtigen FM-Dienstleisters.

Energie-Zertifizierungen gibt es natürlich vor allem für Produkte und Dienstleistungen: Die von der EU vorgeschriebenen Energieverbrauchskennzeichnungen nach Effizienzklassen für Kühlschränke, Geschirrspüler oder Autos sind diesmal nicht gemeint, die Zertifizierungen des Ökotrend Instituts für Pkw als Beispiel dagegen schon. Denn analysiert und bewertet werden hier nicht nur kraftstoffverbrauchs- und CO2-Werte des Produkts, sondern sämtliche ökologischen Eigenschaften seiner Fertigung inklusive Beschaffung, Logistik, Kraftstoffverbrauch, Schadstoff- und Lärmemissionen, Recyclingfähigkeit sowie das Umweltmanagement des Fahrzeugherstellers. Für die Erteilung eines Zertifikats ist es notwendig, dass im Durchschnitt aller Bewertungskriterien mindestens 90 Prozent der maximal erreichbaren Ergebnisse herauskommen. Eine Zertifizierung, die sich ausschließlich auf die Produkterzeugung bezieht, ist der „Geprüfte Ökostrom“, unter anderem vom TÜV Nord durchgeführt und vergeben. Das Zertifikat belegt: Strom und Tarife der Energieversorger, Stromerzeuger und Stromhändler leisten einen Beitrag zur Förderung regenerativer Energien. Ein Zertifikat, das ausschließlich den Einsatz von grünem Strom in Rechenzentren bestätigt, vergibt beispielsweise die Prüforganisation Dekra.

Wie wichtig für Unternehmen die Optimierung der Energieeffizienz von Immobilien, aber auch von Anlagen und technischen Einrichtungen ist, davon zeugt der jüngst erfolgte Zusammenschluss von TÜV Süd und ILF Beratende Ingenieure. Laut Gerd Streubel, TÜV-Business Line Manager Industrielle Energieeffizienz, haben gerade KMU aufgrund hoher Energiepreise und Unsicherheiten im Zuge der Energiewende einen hohen Informations- und Qualifikationsbedarf, um Energieeinsparpotenziale zu erkennen und die Energieeffizienz ihres Betriebs zu verbessern. Zum Leistungsangebot gehört die Einführung eines Energiemanagementsystems nach DIN EN ISO 50001. Die Umsetzung dieses Systems wird seit August 2013 staatlich gefördert und ist die Voraussetzung für weitere Förderungen. Laut Bundesumweltminister Peter Altmaier sei diese aufeinander aufbauende Förderpraxis dringend erforderlich. Denn derzeit verfüge bundesweit lediglich jedes siebte Unternehmen in Industrie und produzierendem Gewerbe über ein systematisches Energiemanagement (mehr ab Seite 18). Als größtes Hemmnis würden die Entscheider die Kosten für die Systemeinführung sehen. Die neue Förderrichtlinie wirke dem entgegen. Herbert Kohler, Umweltbevollmächtigter bei Daimler, ist sich sicher, dass diese Rechnung aufgeht. Wegen der Förderpraxis des Bundes, aber auch durch Konzerne wie den seinen, die bei ihren Zulieferern verstärkt ein Augenmerk auf deren Umweltverhalten und Energieeffizienz legen. Laut Initiative Energie Effizienz der Deutschen Energie-Agentur (dena) werden die Kosten zur Einführung zertifizierter Energiesparsysteme inzwischen bis zu einer Gesamthöhe von 20.000 Euro je Unternehmen staatlich gefördert. Weitere Fördergelder bietet die KfW Bankengruppe, die ihre Hilfen ebenfalls inzwischen beträchtlich ausgebaut hat (mehr hierzu im „Creditreform“-SPEZIAL). „Die Norm DIN EN ISO 50001 beschreibt die Anforderungen an ein Unternehmen zur Einführung, Verwirklichung und Verbesserung eines Energiemanagementsystems“, so TÜV-Süd-Experte Streubel. Sie habe das Ziel, die energiebezogene Leistung unter anderem in KMU zu verbessern sowie deren Energieeffizienz und Energienutzung zu optimieren und die Kosten zu senken. Der TÜV Rheinland empfiehlt KMU als ersten Einführungsschritt, die Durchführung eines Energieaudits nach DIN EN ISO 16247-1. „Die DIN legt die Anforderungen, Methoden und Ergebnisse für ein Energieaudit und eine Energieanalyse fest“, stellt TÜV-Mann Peter Buhl klar. Demnach ist sie keine Managementsystem- oder Zertifizierungs-Norm. Sie hilft, den Ist-Zustand von Energieverbrauchern zu bewerten. Auf diese Weise werden Sparpotenziale erkannt.

Die dena bietet Einführungshilfen unter webspecial-energiemanagement.de, wo die verschiedenen Akteure in KMU in Sachen Energiemanagement interaktiv und praxisnah unterstützt werden. Darüber hinaus gibt es Hintergrundinformationen und Tipps zu weiterführenden Beratungsangeboten. Unter stromeffizienz.de kann das Handbuch für betriebliches Energiemanagement heruntergeladen werden. Es begleitet Entscheider detailliert bei der Vorbereitung und Umsetzung der einzelnen Schritte: von der Analyse über die Energieeffizienzmaßnahmen bis zum zertifizierten Energiemanagementsystem. Eingegangen wird auch auf die anstehenden Aufgaben von Unternehmensleitung, Energiemanager und Controlling.Gerd Zimmermann

Die wichtigsten Förderprogramme, die KMU zum Energiesparen verhelfen, finden Sie in unserer Tabelle unter creditreform-magazin.de/effizienzfoerderung