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© Chris Liverani/Unsplash

Die Börsenkurse zeichnen sich in der Corona-Krise durch starke Ausschläge aus. Auf die Bewertung von Aktien können sich Anleger nicht verlassen. Worauf sie bei der Auswahl jetzt achten sollten.

 

Die Aktienkurse schwanken wie lange nicht mehr. Nachdem der Dax und auch der US-Aktienindex S&P 500 in der Corona-Krise binnen 30 Tagen rund 40 Prozent an Wert verloren hatten, legten die Aktienmärkte anschließend wieder um 30 Prozent zu. Damit notieren die Aktienkurse noch unter den alten Höchstständen, allerdings schießen die Bewertungen durch die Decke.

Was zunächst paradox klingt, ist in sinkenden Gewinnen begründet. Seit Februar haben die Analysten die Gewinnschätzungen für das Jahr 2020 bereits um mehr als 20 Prozent reduziert. Damit lag das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von Aktien aus dem S&P 500 Anfang Mai bei 20,5.

Anleger müssen also mehr als das 20-Fache des Gewinns für eine Aktie bezahlen. So teuer waren Aktien lange nicht mehr. Das KGV beim Dax liegt mit 13,3 zwar niedriger, allerdings ist auch diese Bewertung im April um 50 Prozent gestiegen.

Die hohen Notierungen spiegeln den Optimismus der Anleger wider. Sie glauben, dass die Unternehmen schnell die Folgen der schweren Rezession überwinden werden. Doch das ist alles andere als sicher. Der wirtschaftliche Abschwung kann länger dauern und zudem verschärft die Pandemie den Strukturwandel, dem längst nicht alle Unternehmen gewachsen sind.

Anleger sollten sich also fragen, welche Geschäftsmodelle gut durch die Krise kommen: „Große Unternehmen mit starken Bilanzen und geringer Verschuldung, wie Nestlé und Apple, sowie Firmen mit hohen wiederkehrenden Umsätzen, etwa Microsoft oder Salesforce, dürften die Krise gut bewältigen können“, ist Marc Hellingrath, Manager der Fondsfamilie UniGlobal, überzeugt.

Von der zunehmenden Verlagerung des Handels in die digitale Welt würden Unternehmen mit einer hohen Onlinepräsenz wie Alibaba oder Alphabet, der Mutterkonzern von Google, profitieren.

 

Indizes spielen keine Rolle

Terry Smith, Fondsmanager des Aktienfonds Fundsmith Equity Fund Sicav, wählt Unternehmen mit starker Marktposition und Finanzkraft aus. Dabei spielen Aktienindizes keine Rolle. „Wir bevorzugen Unternehmen von höchster Qualität, die es schaffen, konsistent eine hohe Kapitalrendite zu erzielen“, erklärt Smith.

Dazu gehören für ihn der Softwareriese Microsoft, aber auch der britische Konzern Reckitt Benckiser. Dieser zählt zu den am schnellsten wachsenden Konsumwerten. Viele Menschen benutzen die Produkte des Unternehmens wie Clearasil, Calgon oder Finish täglich.

Für David Ross, Fondsmanager des Aktienfonds Echiquier World Equity Growth, überstehen Unternehmen Rezessionen, die sich durch ein funktionierendes Geschäftsmodell, hohe Cashflows und eine starke Marktposition auszeichnen.

„Diese Unternehmen verfügen über Ressourcen, in Forschung zu investieren, Akquisitionen zu tätigen und Spitzenkräfte anzuziehen, um sich für die Zukunft zu positionieren.“

Für sie ist die weltweite Rezession sogar eine Chance, Marktanteile zu gewinnen. Als Beispiele nennt er Adobe, Facebook, Alibaba oder Mastercard. Anleger könnten aber auch von Fusionen und Übernahmen in den kommenden Monaten profitieren.