Wenn die Börsen wie zuletzt von einem Rekordhoch zum nächsten eilen, schwanken viele Privatanleger zwischen Euphorie und Unsicherheit. Wie nachhaltig wird die Hausse diesmal sein? Lohnt sich der Einstieg noch? Und: Wenn es zum Einbruch kommt: Bleibt es bei einer leichten Korrektur – oder droht gar eine neue Baisse? Aus Angst vorm sprichwörtlichen Griff ins fallende Messer dürfte wieder so mancher Kleinanleger risikoscheu an der Seitenlinie verharren und wertvolle Gelegenheiten zum Wiedereinstieg verpassen. Erfolgreiches Timing an der Börse, so scheint es, bleibt zumindest für die meisten Privatanleger ein unerreichbares Ziel.
Mit Fondssparplänen nach der Preismethode können sich Kleinanleger diesem Ziel jedoch annähern: Dabei erwerben sie jeden Monat Fondsanteile für denselben Betrag – schon ab 25 Euro monatlich sind Sparer dabei. Je nach Tagespreis erhalten sie für dasselbe Geld mal mehr, mal weniger Fondsanteile ins Depot gebucht. Sind die Kurse im Keller, bekommt der Fondssparer für seinen Anlagebetrag mehr Anteile ins Depot als in Monaten, in denen sich die Börse auf einem Höhenflug befindet. „Durch diesen Cost-Average-Effekt (übersetzt: „Durchschnittskosten-Effekt“) können selbst Kursrückgänge von Investmentanlagen sehr nützlich sein“, sagt Michael Orth von der WIKOP Wirtschaftskanzlei. „Kaufen wir über einen längeren Zeitraum regelmäßig immer dasselbe Produkt, sinkt durch Sonderangebotsphasen der durchschnittliche Kaufpreis“, ergänzen die Experten der DVAG – Deutsche Vermögensverwaltung. Anders als bei der Mengenmethode, bei der regelmäßig dieselbe Quanität gekauft werde, sei der Käufer in schwankenden Märkten mit der Preismethode klar im Vorteil: Im Rückblick habe er mehr zu einem niedrigeren Durchschnittspreis gekauft.
Doch Obacht: „Der Durchschnittskosteneffekt ist keine Harry-Potter-Formel, die das Risiko wegzaubern kann“, sagt Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Fondsgesellschaft Allianz Global Investors, im Gespräch mit dem DVAG-Magazin. Der Effekt könne das Risiko schwankender Märkte nur glätten, aber nicht ganz ausschalten. „Wer in stetig steigende Börsen hineinspart, kauft die Fonds-Anteile immer teurer ein“, erklärt der „Absolut Return Börsenbrief“: Ein Einbruch zum Schluss – und das gesamte Depot liege in den Miesen. Sinnvoller sei es daher, in fallende oder stagnierende Märkte zu investieren, die jedoch mittel- und langfristig ein großes Potenzial hätten. Sobald der Ansparfonds sein Ziel erreicht habe, sei mit diesem Guthaben wie mit einer Einmalanlage zu verfahren. Und noch wichtiger: „Wenn Sie die Gelder zu einem bestimmten Zeitpunkt benötigen, schichten Sie Ihr Vermögen nach und nach (oder nach einer starken Rallye auch komplett) in festverzinsliche Wertpapiere um“, so die Experten. Ingo Schenk
· Suchen Sie ein Land, eine Region oder eine Branche aus, die deutlich gefallen ist, aber langfristig Potenzial hat. Bei sehr hohen Sparraten verteilen Sie das Risiko auf zwei oder drei Märkte.
· Schauen Sie sich den bisherigen Höchstkurs des gewählten Marktes an und analysieren Sie, welchen Kurs der Markt innerhalb Ihrer Laufzeit wieder erreichen könnte. Dann legen Sie den Preis fest, für den Sie maximal einkaufen wollen. Er sollte deutlich unter dem Erholungskurs liegen.
· Sobald der festgelegte maximale Kaufpreis erreicht wurde, kaufen Sie keine weiteren Anteile hinzu. Sofern sich die Rahmendaten nicht verändert haben, ruhen die bis dahin erworbenen Anteile im Depot und warten auf eine starke Rallye. Bleiben Sie geduldig und bedenken Sie, dass sich die Kurssteigerung auf Ihr gesamtes angespartes Kapital gleichermaßen stark auswirkt. · Wenn Sie der Meinung sind, dass die „alten“ Anteile kein großes Potenzial mehr besitzen oder die Kurse nach starkem Anstieg zu bröckeln beginnen, verkaufen Sie diese Anteile. Trennen Sie den Verkaufserlös von Ihrem Fonds-Sparplan und investieren Sie dieses Geld von da an wie eine Einmalanlage.
Quelle: Wolfgang Dahm, Absolute Return Börsenbrief