Firmenchefs haben oft falsche Vorstellungen davon, wie viel ihr Unternehmen tatsächlich wert ist. Mit pauschalen Formeln oder einem Gutachten erhalten sie eine realistische Größe. Wann sich welches Verfahren anbietet.
Claas Krüger wagte mit 33 Jahren den Neustart. „Gut zehn Jahre lang habe ich unsere Fleischerei in der vierten Generation auf Erfolgskurs gesteuert. Dann hatte ich den Wunsch, mich beruflich zu verändern“, so der Diplom-Kaufmann. Er wollte die Fritz Krüger GmbH & Co. KG verkaufen. Die Staffelübergabe des 20 Mitarbeiter starken Betriebs aus Bad Zwischenahn bereitete er gemeinsam mit Unternehmensberater Nils Koerber, Partner von K.E.R.N – Die Nachfolgespezialisten, vor.
Krüger präsentierte dem Fachmann gleich mehrere Interessenten. Die Entscheidung war schnell gefallen: Fleischermeister Matthias Kaufmann brachte nicht nur die notwendige handwerkliche, sondern auch die betriebswirtschaftliche Qualifikation mit. „Bei ihm hatte ich gleich ein gutes Gefühl“, sagt Krüger. Nun musste nur noch ein für alle Beteiligten akzeptabler Kaufpreis gefunden werden.
Pauschaler Wert festgelegt
Experte Koerber erstellte zu diesem Zweck ein ausführliches Exposé, inklusive einer exakten Beschreibung des Unternehmenskonzepts. „Den Wert der Firma ermittelten wir anhand einer pauschalen Schätzung“, so Krüger. „Ein ausführliches Gutachten hätte uns keine neuen Erkenntnisse gebracht, zumal der Preis sich durch Angebot und Nachfrage findet.“
„Ein qualifiziertes Gutachten kostet schnell mehrere Tausend Euro.“ Nils Koerber, Unternehmensberater
Die Anwendung von pauschalen Instrumenten zur Bestimmung des Firmenwerts kommt vor allem für kleinere und mittelgroße Firmen infrage. In der Regel wird der Durchschnittsgewinn vor Steuern und Zinsen – das sogenannte EBIT – der letzten drei bis fünf Jahre berechnet und mit einem Faktor zwischen drei und sechs multipliziert – je nach Risikosituation des Betriebs. Ein qualifiziertes Gutachten erstellen Berater dagegen zumeist nur bei größeren Mittelständlern und bei Unternehmenswerten ab einer Million Euro. „Die Kosten für ein solches Gutachten belaufen sich schnell auf mehrere Tausend Euro, mitunter im unteren fünfstelligen Bereich“, erklärt Koerber. Dabei gilt: Ausgefeilte Verfahren liefern zwar feinere Ergebnisse, aber die eine und einzig richtige Bewertungsmethode gibt es nicht.
Weitere Details und zusätzliche Berechnungsmethoden finden Sie auf unserer Internetseite oder in der Creditreform-App
Die meisten Fachleute bevorzugen bei einem qualifizierten Gutachten das Ertragswertverfahren. Der Wert der Firma orientiert sich hier an der Zukunftsfähigkeit des Betriebs. Die Bewertung erfolgt, indem die prognostizierten Erträge auf einen Stichtag abgezinst werden. Die Gewinne der vergangenen Jahre werden analysiert und um Einmaleinflüsse bereinigt. Einzelne Wirtschaftsjahre werden gewichtet, wobei jene jüngerer Vergangenheit einen höheren Stellenwert haben.
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Interessanter Beitrag, vielen Dank! Wie im Artikel beschrieben, macht es tatsächlich oft keinen Sinn, ein teures Gutachten über den Wert eine Firma erstellen zu lassen, da schlussendlich Angebot und Nachfrage spielen. Die Multiplikatoren-Methode kann dabei eine gute Orientierungshilfe bieten. Die anzuwenden EBIT-Multiples kann man im Web finden. Auf https://www.nimbo.de findet man auch einen kostenlosen Online-Test, welcher neben Branche und Grösse auch „weiche“ Faktoren wie Nachfolgetauglichkeit, Marktstellung, Potential etc. berücksichtigt.
LG,
Marc Uhlmann