Anfangs waren es nur Bücher oder DVDs. Längst sind es Kleidung, Möbel, Babywindeln und sogar frische Lebensmittel. Nur wenig lassen wir uns nicht mehr per Mausklick und Paketboten ins Haus liefern. Auch Anleger können vom Boom des Versandhandels profitieren. Bisweilen anders als gedacht. Denn beim legendären Goldrausch verdienten einst die Lieferanten von Hacken und Schaufeln am Meisten. Genau das könnte auch heute eine gute Anlageidee sein.
„Auch Warengruppen, die in den vergangenen Jahren noch kaum von der Digitalisierung der Handelswelt betroffen waren, holen online stark auf“, stellt Kai Hudetz fest, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung in Köln. Und der Handelsverband HDE schätzt, dass die Menschen in Deutschland mehr Weihnachtsgeschenke denn je im Internet kaufen. Für rund 11,2 Milliarden Euro, 12 Prozent mehr als noch im Jahr 2014. Wohl prima Aussichten für Amazon, Zalando & Co. Vor allem Zusteller wie DHL, DPD oder UPS jubeln. Auch sie verdienen gutes Geld mit dem boomenden E-Commerce. Und investieren kräftig: in Aushilfen und in die Erweiterung ihrer Transportkapazitäten.
Für Anleger stellt sich die Frage, ob sie Aktien börsennotierter Internethändler wie eBay kaufen oder aber ihr Augenmerk, wie damals beim Goldrausch in den USA „auf Hacken und Schaufeln legen“, erklärt André Wreth, Geschäftsführer bei Solvium Capital in Hamburg. Sein Unternehmen ist spezialisiert auf die Logistik-orientierte Geldanlage, speziell die Vermarktung von Schiffscontainern und sogenannten Wechselkoffern und sieht sich bei Letzteren als Marktführer. „Wechselkoffer sehen zwar aus wie Schiffscontainer, sind aber keine, weil sie einklappbare Stützbeine haben“, erklärt Wreth. Gemietet werden solche Behältnisse von großen Logistikern wie DHL. Eigentümer sind insbesondere Privatpersonen, die den Kauf und die Verpachtung dieser rechteckigen Boxen als attraktive Geldanlage sehen.
Onlinehandel boomt …
Knapp jeder Zweite in Deutschland hat im Jahr 2014 mindestens einmal online eingekauft. Es werden nicht nur mehr Menschen, die Bürger zeigen sich bei ihren digitalen Shoppingtouren auch zunehmend spendabel. Denn pro Kopf geben sie laut einer HDE-Studie in 2015 durchschnittlich 1.211 Euro aus, 150 Euro mehr als im Vorjahr. Nur die Briten lassen sich das Einkaufen mit der Maus mit 1.389 Euro pro Kopf dieses Jahr mehr kosten.
Wenn Konsumenten so viel Geld ausgeben, dann müssen andere reich oder ganz reich werden. Etwa indem sie sich als pfiffige Aktionäre, Käufer von Festzinspapieren, Fondssparer oder Sachwertinvestoren am E-Commerce-Boom beteiligen. Es gibt viele Anlagemöglichkeiten. Aber auch nicht weniger Gelegenheiten, das falsche Pferd zu satteln. Denn ob der hippe Onlinehändler von heute auch morgen oder gar übermorgen noch Platzhirsch ist, weiß niemand.
… doch hat auch mit Problemen zu kämpfen
Das Auf und Ab bei Zalando ist ein mahnendes Beispiel. Überteuert an die Börse gebracht, brach die Aktie erst ein und erholte sich zuletzt spürbar. Doch das Unternehmen hat bisher, so scheint es jedenfalls, kaum das Zeug zum krisenfesten Blue Chip. Im Jahr 2014 schaffte Zalando mit gut 870 Millionen Euro Umsatz zwar doppelt so viel wie der Ranglistenzweite, die Otto-Tochter Bon Prix.
Doch Umsatz ist bekanntlich nicht Gewinn. Die Schattenseite von Zalandos Expansionsdrang ist ein faktisch kaum vorhandener Profit. Vor allem die hohe Retourenquote bei Modeartikeln drückt ordentlich. Jedes zweite Schuhpaar oder Kleidungsstück geht ungekauft an den Absender zurück.
Neue Regeln für Widerruf und Rücksendungen: Was seit Sommer 2014 gilt, lesen Sie << hier >>
Ähnliche Probleme, wenn auch in anderem Ausmaß, kennt Amazon. Der Aktienkurs des globalen E-Commerce-Marktführers zeigt zwar, nach flauen Vorjahren, heuer steil nach oben. Doch auch Amazon kämpft mit kostentreibenden Rücksendungen – und in Deutschland zunehmend mit Belegschaften und Gewerkschaften.
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