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Creditreform

Während in Deutschland das allgemeine Bewusstsein für die private Altersvorsorge zuletzt gewachsen ist, scheinen die Deutschen – und auch andere Europäer – sich für den Fall einer Erwerbsunfähigkeit deutlich seltener abzusichern. Zu diesem Ergebnis kommt eine länderübergreifende Studie der Zurich Versicherung, die dem Creditreform-Magazin vorliegt.

Nur ein Drittel der Befragten haben eine entsprechende finanzielle Absicherung für einen solchen Fall getroffen. Hinzukommt: 15 Prozent geben resignierend an, dass man gegen eine mögliche Erwerbsunfähigkeit ohnehin nichts ausrichten kann. Mehr als 6000 Personen in Deutschland, Großbritannien, Irland, Italien, Spanien und der Schweiz hatten sich an der Umfrage beteiligt.

Deutsche unterschätzen das Risiko von Erwerbsunfähigkeit

Die groß angelegte Studie zeigt auch, dass das Risiko erwerbsunfähig zu werden, in Deutschland unterschätzt wird: Zwei von drei Deutschen glauben, dass es sich in der Bevölkerung auf weniger als 20 Prozent beläuft. Vier der zehn Befragten sehen ihr persönliches Risiko sogar bei weniger als zehn Prozent. Die Statistiken der Versicherer sprechen jedoch eine andere Sprache: Danach scheidet ein Viertel der deutschen Erwerbstätigen frühzeitig aus dem Berufsleben aus.

Im europäischen Vergleich verfügen die Deutschen laut der Studie jedoch über ein gutes Finanzpolster. Die Befragten gehen davon aus, dass sie Rücklagen (Ersparnisse, Anlagen, Rentenansprüche, Versicherungspolicen) haben, mit denen sie ihre Lebenshaltungskosten für 6,8 Jahre abdecken könnten. Dies ist der höchste Wert der sechs Länder – hier liegt der Durchschnitt bei 4,6 Jahren (siehe Grafik).

2015_Zurich_Europa-Umfrage_Vermoegenspolster

Weniger Einkommen, aber höherer Bedarf im Falle des Falles

Eine große Lücke klafft zudem zwischen den erwarteten und zum Leben benötigten Leistungen im Falle einer Erwerbsunfähigkeit: Sollte es dazu kommen, rechnen sieben von zehn Deutschen mit einem Einkommen von weniger als 75 Prozent des bisherigen Einkommens (siehe Grafik). Jeder Zweite ist jedoch der Meinung, dass er mindestens das derzeitige Einkommen benötigt, um einen angemessenen Lebensstandard halten zu können.

Einkommen Monatlich

Bei einer Erwerbsunfähigkeit wird mit weniger als 75 Prozent des bisherigen Einkommens gerechnet, doch jeder Zweite benötigt nach eigenen Angaben mindestens das derzeitige Einkommen, um seinen Lebensstandard halten zu können.

Die Mehrheit der Deutschen (56 Prozent) sieht zudem den Staat als Haupteinkommensquelle bei Erwerbsunfähigkeit an. Jeder Vierte ist der Ansicht, dass neben dem Staat den Versicherern in den ersten fünf Jahren nach dem Verlust der Erwerbsfähigkeit die bedeutendste Unterstützerrolle zukommt.

Psychische Erkrankungen die Hauptursache

Als Hauptursachen für die Erwerbsunfähigkeit erachten die Befragten psychische und Nervenerkrankungen (30 Prozent), gefolgt von Krankheiten wie Krebs (23 Prozent) und Unfällen (21 Prozent). Laut Statistik liegen psychische Erkrankungen oder Nervenkrankheiten mit 29 Prozent tatsächlich an erster Stelle, gefolgt von Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates (21 Prozent) sowie Krebs und anderen bösartigen Tumoren (16 Prozent). Nur Unfälle werden mit weniger als zehn Prozent der Fälle von Erwerbsunfähigkeit als Ursache überschätzt (siehe Grafik).

Die deutschen Befragten glauben zu Recht, dass die Altersgruppe der 45- bis 54-Jährigen, gefolgt von den 55- bis 64-Jährigen, am stärksten durch Erwerbsunfähigkeit gefährdet ist. Nach Angaben der Munich Re sind Männer im Alter von 47 bis 51 Jahren am stärksten gefährdet – in dieser Altersgruppe wird jeder Vierte erwerbsunfähig. Für Frauen ist das Risiko zwischen dem 45. und 47. Lebensjahr am höchsten. Zudem ist ihr Risiko etwas höher als das der Männer.

Ursachen BU

Laut den Versicherern sind psychische Erkrankungen oder Nervenkrankheiten mit 29 Prozent der Hauptgrund für Erwerbsunfähigkeit, gefolgt von Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates (21 Prozent) sowie Krebs und anderen bösartigen Tumoren (16 Prozent).

Über die Studie

Die Studie wurde durch das Marktforschungsinstitut Epiphany im April und Mai 2015 durchgeführt. Die Studie basiert auf national repräsentativen Stichproben von Konsumenten im Alter von 18 bis 70 Jahren in Deutschland, Großbritannien, Irland, Italien, der Schweiz und Spanien. Pro Land füllten rund 1000 Menschen eine Online-Umfrage mit 53 Fragen aus.