Die ultralockere Geldpolitik treibt die Kurse von Aktien und Anleihen, gleichzeitig bröckeln die Preise im Rohstoffsektor immer weiter ab. Wie also sollten sich Privatanleger im neuen Jahr positionieren? Sechs Investmentprofis geben Antworten.
Die ultralockere Geldpolitik treibt die Kurse von Aktien und Anleihen, gleichzeitig bröckeln die Preise im Rohstoffsektor immer weiter ab. Wie also sollten sich Privatanleger im neuen Jahr positionieren? Sechs Investmentprofis geben Antworten auf die folgenden Fragen:
1. Aktien – welche Regionen und Branchen bieten dieses Jahr die meisten Chancen?
2. Auch der Anleihemarkt ist heißgelaufen. Wo lohnt noch der Einstieg?
3. Öl, Edelmetalle und generell Rohstoffe sind stark im Preis gefallen. Erlebt der Sektor nun ein Comeback?
Thomas Grüner, Grüner Fisher Investments
(1) Auch wenn sich die US-Börsen 2015 eher verhalten entwickelt haben: Sie spielen weiter eine große Rolle. Für europäische Aktien sprechen eine niedrige Erwartungshaltung und die unterschätzte fundamentale Stärke vieler EU-Staaten. Als Beimischung sind auch Aktien der Emerging Markets inzwischen wieder geeignet: Globale Diversifikation zahlt sich aus.
(2) Für den gesamten Anleihemarkt gilt: Das Niedrigzinsumfeld ist nachhaltig und hat die Märkte fest im Griff. Wer ordentliche Renditen will, muss sich ins Risiko begeben.
(3) Gold hat in den vergangenen vier Jahren einen herben Bärenmarkt erlebt. Die Sichere-Hafen-Funktion ist ein Mythos. Es ist nicht ratsam, hier übergroße Risiken einzugehen – weder dieses Jahr noch darüber hinaus. Ähnliches gilt für Öl oder andere Rohstoffe.
Eckart Langen v. d. Goltz, PSM Vermögensverwaltung
(1) Die chancenreichsten Aktienmärkte sind in diesem Jahr Europa und Japan. Bei den Branchen würde ich Softwarehersteller und Rohstoffwerte übergewichten. Mit Blick auf den bereits sehr fortgeschrittenen Börsenzyklus empfehlen sich Value-Aktien mit stabilen Dividenden sowie tendenziell eher defensive Werte.
(2) Durch die Interventionen der Notenbanken sind die Kurse für Anleihen bereits sehr hoch – bei Staatsanleihen würde ich höchstens zu Papieren mit ein bis zwei Jahren Laufzeit greifen, und zwar aus den USA sowie von stabileren Emittenten aus Euroland. Auch bei Unternehmensanleihen zu kurzen Laufzeiten greifen – und auch dort natürlich auf Qualität achten.
(3) Bei Rohstoffen sehe ich große Kaufchancen, weil dort die Produktion künstlich gedrosselt wird – das kann schnell zu Verknappungen führen.
Dominic Rossi, Fidelity
(1) Ich rechne mit einer überdurchschnittlichen Entwicklung an den US-Börsen – doch auch für europäische Aktien bessern sich die Aussichten. Ein Wiedererstarken des Euro ist unwahrscheinlich, das hilft Europas Exporteuren. Die Nasdaq-Zugpferde Hightech und Biotec gefallen mir von allen Branchen am besten: Schon bald könnte wieder von Aktien der „alten“ und „neuen“ Wirtschaft die Rede sein wie zur Jahrtausendwende.
(2) Unternehmensanleihen steht ein starkes Jahr bevor, das gilt für das gesamte Kreditspektrum: Investment-Grade-, Hochzins- und Schwellenländer-Papiere. Doch Obacht: In Europa dürften die Zentralbankaufkäufe sowie das insgesamt bessere Umfeld für Unternehmensanleihen diese Anlageklasse interessanter machen als jenseits des Atlantiks. Auch, weil europäische Firmenanleihen als sicherer Hafen gelten – schließlich hinken sie dem Kreditzyklus der USA hinterher.
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