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Creditreform

Von Christian Scheid

Seit Ausbruch der Finanzkrise 2007 wird das Thema Sachwerte in den Medien und bei Anlegern mit zunehmender Intensität diskutiert. Die Ausweitung der Geldmengen und Notenbankbilanzen im Zuge der Rettungsmaßnahmen für Banken und ganze Staaten haben ein enormes Inflationspotenzial entstehen lassen. Ob und wann es sich entlädt, hängt ganz entscheidend davon ab, wie lange die Menschen noch dem bestehenden Finanz- und Geldsystem vertrauen.

Aufgrund der Furcht vor der Geldentwertung und des Wunsches nach Kapitalerhalt sind Anleger zunehmend auf der Suche nach Alternativen zum klassischen Sparbuch und zu Anleihen, die kaum noch Rendite abwerfen. Welche Güter in die Gruppe der Sachwerte fallen, ist keineswegs eindeutig. Laut einer Studie der Steinbeis-Hochschule im Auftrag der Commerz Real AG werden vor allem Immobilien sowie Agrar- und Forstinvestments von nahezu allen institutionellen Anlegern als Sachwert verstanden. „Diese Assetklassen weisen nicht nur bereits eine lange Historie auf, sie verfügen vor allem über die Fähigkeit, den Auswirkungen der Inflation entgegenzuwirken“, heißt es in der Untersuchung. Für mehr als 90 Prozent der befragten Investoren stellen Gold und andere Edelmetalle sowie Rohstoffe Sachwerte dar. Darüber hinaus werden auch Luxusgüter wie Uhren, Kunst, Schmuck, Oldtimer oder Wein als Sachwerte bezeichnet. „Hier ist allerdings die Grenze zwischen Liebhaberei und Anlageobjekt fließend; die Preisentwicklung ist entsprechend intransparent“, relativieren Analysten von der Deutschen Bank.

Es gibt verschiedene Optionen, in Sachwerte zu investieren. Zum einen ist natürlich die direkte Investition möglich wie etwa der Erwerb von Goldbarren, Immobilien oder die direkte Beteiligung an einem Schiff oder einer Farm. Doch ist dieser Weg mit einem verhältnismäßig großen Aufwand verbunden. Neben dem zeitlichen Aspekt und den hohen Anschaffungskosten kommen beispielsweise bei Rohstoffen Gebühren für die Lagerung hinzu. Außerdem sind reale Güter spezifischen Risiken ausgesetzt. „Anlagen in Sachwerte setzen einen gut informierten Anleger voraus, der verschiedene Anlagealternativen und -formen beurteilen kann“, konstatieren die Deutsche-Bank-Experten. „Dies gilt umso mehr, weil der Investitionshorizont bei den meisten Sachwertanlagen sehr langfristig ist, die Fungibilität beziehungsweise Liquidität häufig gering ist und Anleger oftmals unternehmerische Risiken eingehen.“

Fonds versprechen breite Streuung

Wer die Risiken umgehen will, kann mittels Fonds breit gestreut in Sachwerte investieren. Aufgrund des gestiegenen Anlegerinteresses haben in den vergangenen Jahren mehrere Fondsgesellschaften Produkte zu diesem Thema aufgelegt. Seit Oktober 2009 ist der DWS Sachwerte Fonds am Markt. Der Anlageschwerpunkt liegt auf inflationsindexierten Anleihen, Immobilien, Aktien von Emittenten aus sachwertnahen Sektoren wie Energie, Versorger, Grundstoffe und dauerhafte Konsumgüter sowie Anlagen in Rohstoffen und Edelmetallen. Fondsmanager Christian Hille gewichtet die Sachwerte entsprechend seiner Einschätzung des Grades der Inflation sowie der Markt- und Konjunkturentwicklung. Seit Auflegung hat er mit dieser Strategie einen Wertzuwachs von 2,23 Prozent pro Jahr erzielt. Damit konnten Anleger ihr Kapital knapp vor der Inflation schützen. Der Ausgabeaufschlag beträgt bis zu fünf Prozent. Zudem fallen laufende Kosten von 1,39 Prozent pro anno an.

Mit einem Ausgabeaufschlag von derzeit vier Prozent sind die Anteile des Allianz Reale Werte A ein wenig günstiger zu haben. Die Verwaltungsgebühr beläuft sich auf 1,4 Prozent im Jahr. Mindestens 51 Prozent des Fondsvermögens müssen in Vermögensgegenstände investiert sein, die ganz oder überwiegend dem Bereich „Reale Werte“ zuzuordnen sind. Dazu zählt das Fondsmanagement rund um Jörg Schlinghoff Edelmetalle, Rohstoffe, Immobilien, Aktien und verzinsliche Wertpapiere. Die fünf Anlageklassen können je nach Marktlage flexibel kombiniert werden. Die Besonderheit: Neben Investitionen in Goldderivate, Goldkonten und Goldminen können bis zu 30 Prozent des Fondsvolumens auch direkt in Goldbarren investiert werden. Seit Auflage im Oktober 2010 weist der Fonds ein Plus von 2,89 Prozent p.a. aus.

Goldrutsch von Dauer?

Mit einem Ausgabeaufschlag von drei Prozent und laufenden Gebühren von 1,03 Prozent pro anno ist der im Juli 2012 initiierte Deka-Sachwerte Fonds vergleichsweise günstig. Bis dato konnte die Fondsgesellschaft fast 180 Millionen Euro an Anlegergeldern einwerben. Das Fondsmanagement investiert je nach Marktlage in offene Immobilienfonds, Aktien, inflationsindexierte Anleihen, börsengehandelte Indexfonds (ETFs) und in börsengehandelte Wertpapiere auf Rohstoffe (ETCs, ohne Nahrungsmittel). Zusätzlich kann der Fonds auch in verzinsliche Wertpapiere und Termingelder anlegen. Während seiner kurzen Historie konnte der Deka-Sachwerte bis dato einen Wertzuwachs von rund einem Prozent verbuchen. Für viele Anleger gilt Gold als der Sachwert schlechthin.

Allerdings hat das Edelmetall durch den drastischen Preisrutsch in den vergangenen Monaten deutlich an Glanz verloren. Privatanlegern sind verschiedene Anlageprodukte zugänglich. Da allerdings in Deutschland keine Gold-ETFs zugelassen sind, müssen sie auf Inhaberschuldverschreibungen ausweichen. Diese sind mit dem Ausfallrisiko des Emittenten verbunden. Daher sollte darauf geachtet werden, dass die Anlageprodukte mit physischem Gold hinterlegt sind, welches im Insolvenzfall als Sicherheit dient. Eher für Spezialisten geeignet sind Exchange Traded Funds (ETFs) auf Goldminen-Aktien. Einer der bekanntesten unter ihnen ist der RBS Market Access NYSE Arca Gold Bugs Index Fund von der Royal Bank of Scotland (RBS). Er bildet einen Index nach, der Aktien von Goldproduzenten und Gold fördernden Minengesellschaften zusammenfasst. Naturgemäß ist der Index viel stärker vom Aktienmarkt als vom Goldpreis abhängig. Da Goldminen-Aktien zudem stärker schwanken als der Preis des Edelmetalls, unterliegt ein Investment höheren Risiken. Dennoch: Anleger, die im Rückgang des Goldpreises eine Einstiegsgelegenheit sehen, investieren so mit Aktien und Gold gleich in zwei Sachwerte auf einmal.

Zuerst erschienen in: Creditreform Magazin 5/2013

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