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Creditreform

Das Weltfinanzsystem gleicht einem Kartenhaus voller Schulden. Mit ihrer Geldpolitik haben die Notenbanken bisher nur Staats- und Bankenpleiten verhindert. Doch seit der letzten Krise ist der weltweite Schuldenberg um weitere 50.000 Milliarden Dollar gestiegen. Wie Anleger sich jetzt positionieren müssen und wie die Politik die nächste Weltwirtschaftskrise verhindern kann.

Eine Rückzahlung der Schulden ist auf normalen Weg nicht mehr möglich. Wir schwimmen nicht in Liquidität, wie viele Experten, so wie auch unser Finanzminister Herr Schäuble vor kurzem behauptet hat, sondern in einem Meer von Schulden. Mit Ausnahme von ihrem Bargeld sind ihre Festgelder und alle Sparguthaben in der Wirtschaft verliehen.

Im Finanzcrash 2008 haben sich innerhalb eines Jahres 60.000 Milliarden Dollar (fast ein Drittel des Weltvermögens) in Luft aufgelöst. Beim nächsten Crash drohen erneut erhebliche Vermögensverluste.

Geld drucken und Nullzinspolitik

Mit der bisherigen Geldpolitik lässt sich das weltweite Überschuldungsproblem alleine nicht mehr lösen. Japan betreibt das seit den frühen 1990er-Jahren. Trotzdem sind die Staatsschulden von 80 auf 250 Prozent des BIP gestiegen.

Deflation: Warum sinkende Preisniveaus so gefährlich sind – und wie sich Anleger im Fall einer Deflation positionieren sollten, steht << hier >>

Allein durch die Nullzinspolitik hat der deutsche Staat in den letzten Jahren fast 100 Milliarden Euro an Zinsen eingespart. Ähnliches gilt für die anderen EU-Staaten. Ohne diese Nullzinspolitik wären wahrscheinlich Europaweit die Steuern erhöht worden.

Die Gelddruckaktionen und Nullzinspolitik durch die EZB haben zwar den Banken und Staaten, aber nicht der überschuldeten Privatwirtschaft geholfen. Das Geld bleibt bei den Banken stecken. Der Dreh- und Angelpunkt einer anhaltenden Konjunkturbelebung bleiben die Konsumenten.

Die Konsumenten in den wichtigsten Industriestaaten haben einen Anteil von 70 Prozent am BSP. Seit 1975 stagnieren die Reallöhne und die Konsumenten sind weltweit überschuldet. Wie soll da die Konjunktur in Schwung kommen?

Sparen ist keine Lösung

Seit 2008 galt Sparen bei den meisten Ökonomen als Patentrezept zum staatlichen Schuldenabbau. Diese Politik hat sich als untauglich erwiesen. Im Gegenteil, die Staatsschulden sind in der EU um weitere 30 Prozent gestiegen. In der Finanzgeschichte gibt es kein Beispiel, in der ein überschuldeter Staat durch Sparen sein Schulden abbauen konnte.

Natürlich müssen die europäischen Länder an der richtigen Stelle sparen und reformieren. Was Europa vor allem braucht, ist Wachstum und nicht Verelendung. Stellen sie sich vor, wir hätten vor der Wiedervereinigung zum Sparen aufgefordert. Das Gegenteil war der Fall. Bis heute wurden über 2.000 Milliarden Euro in die neuen Bundesländer investiert. Ohne diese Maßnahmen hätten wir heute mit soziale Unruhen und Massenarbeitslosigkeit zu kämpfen.

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