Herr Gosch, in der Regel sind Sie immer noch täglich in der „nördlichsten Fischbude Deutschlands“ am Lister Hafen anzutreffen. Ihre Fischbrötchen sind geradezu legendär und ihr beruflicher Weg ist eine Bilderbuchkarriere: vom Maurer zum Multimillionär. Wie haben Sie das geschafft?
Ich habe sehr schnell gemerkt, dass Maurer nicht der richtige Beruf für mich ist. Meine Leidenschaft liegt im Verkaufen, da gibt es immer etwas Neues, und man lernt viele interessante Menschen kennen. Mir macht das riesigen Spaß, und das ist auch der Grund, warum ich täglich noch in meinen Betrieben bin. Mit dem Spaß an der Arbeit kam der Erfolg hinzu, der natürlich immer eine Motivation ist.
Was treibt Sie an und wo tanken Sie Kraft?
Mich reizen Herausforderungen. Geht nicht, gibt es bei mir nicht. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, will ich mein Ziel auch erreichen. Kraft tanke ich bei meiner lieben Familie, und ab und zu zieht es mich auch mal in wärmere Gefilde. Da gehe ich dann viel spazieren und sammele neue Ideen.
Es heißt, Sie sind ehrgeizig und ein Perfektionist. Stimmt das? Ist das manchmal anstrengend für Ihre Mitarbeiter und vielleicht sogar für Sie selbst?
Wenn ich keinen Ehrgeiz gehabt hätte, wäre ich nie so weit gekommen. Ich arbeite sehr gerne und wünsche mir natürlich immer, dass alles optimal abläuft und funktioniert. Ich sehe viele Dinge, die meinen Mitarbeitern nicht sofort auffallen, und dann kann es vielleicht auch anstrengend werden. Aber ohne meine Mitarbeiter hätte ich das alles auch nie schaffen können. Zudem kennen mich die meisten seit vielen Jahren und wissen, dass ich es nicht böse meine.
Was bedeutet Ihnen die Nähe zu den Menschen, Ihren Kunden?
Wissen Sie, wenn man nicht mit seinen Gästen spricht, kann man auch nichts über deren Wünsche und Vorstellungen erfahren. Viele Anregungen kamen ja schließlich auch von meinen Gästen. Diese habe ich dann aufgenommen und einfach probiert. Da ich damit Erfolg habe, bin ich natürlich sehr dankbar.
Sie sind ein begnadeter Verkäufer. Ist das Begabung oder haben Sie es erlernt?
Ich glaube, es ist mehr eine Frage des Willens. Als ich damals zu Fuß am Strand Aale verkauft habe, wollte ich unbedingt, dass am Ende des Tages kein einziger Aal mehr übrig blieb. Da muss man sich halt überlegen, wie man das anstellt.
In den 1980er-Jahren waren Sie sogar Krabbenpulweltmeister. Was sind die wichtigsten Voraussetzungen dafür? Pulen Sie heute auch noch?
Man muss sich konzentrieren und schnelle Finger haben. Dazu noch wissen, wie es richtig geht. Heute pule ich nur noch zum Spaß mal zwischendurch.
Sie haben immer einen kessen Spruch auf den Lippen. Was war Ihr bisher frechster Verkaufsspruch?
Früher fragte ich die Kunden immer: „Wollen Sie einen männlichen oder einen weiblichen Aal?“ Darauf kam immer die Frage, woran man denn den Unterschied erkennen würde, und ich sagte: „Die weiblichen liegen auf dem Rücken, die männlichen liegen auf der Seite (typisch Mann!)“.
Haben Sie vielleicht sogar einen ganz besonders netten Spruch auf Lager? Wenn ja, für wen?
Ja, bei Veranstaltungen in meiner Ansprache an die Gäste: Essen sie mehr, trinken sie mehr, wir brauchen jeden Euro, wir sind ein Unternehmen im Aufbau.
Wie groß ist eigentlich Ihr Fisch-Reich?
Wir haben 11 Betriebe auf der Insel Sylt und 24 Betriebe als Franchise auf dem Festland. Jedes Jahr kommen noch ein paar hinzu. Zudem gibt es noch den GOSCH Versand und den Fertigungsbetrieb in Ellingstedt bei Schleswig. Wir sind von Nord bis Süd und von West nach Ost bundesweit vertreten.
Haben Ihre Frau und Ihre zwei Kinder oft auf Sie verzichten müssen?
Meine Familie musste mich sehr oft entbehren, aber ohne sie hätte ich es nie geschafft.
Was macht Sie eigentlich so erfolgreich?
Ich gebe nie auf und versuche meine Ziele zu erreichen.
Gibt es Momente in Ihrer beruflichen Laufbahn, die Ihnen in besonderer Erinnerung sind?
In besonderer Erinnerung bleiben natürlich die großen Projekte, wie der Umbau am Lister Hafen und natürlich unser neuestes Projekt das „GOSCH am Kliff“ in Wenningstedt, welches wir im letzten Jahr eröffnet haben. Da hatte man schon ab und zu schlaflose Nächte, aber wir haben es wie immer gemeistert.
Gab es in Ihrem Leben ein Ereignis, das Sie besonders geprägt hat?
Die Hochzeit mit meiner Ehefrau Anna.
Wie sieht es mit Ihrer Nachfolge aus?
Da wird es hoffentlich noch sehr lange in der Familie bleiben. Meine Tochter Anja und ihr Ehemann Florian haben bereits einige Betriebe erfolgreich übernommen.
Können Sie loslassen?
Es fällt mir nicht leicht, aber ich bin dabei.
Wenn Sie mal richtig Abstand gewinnen wollen, was tun oder lassen Sie dann?
Wenn man auf dieser wunderschönen Insel lebt und arbeitet, hat man mit jedem Blick auf das Meer und den Strand schon einen gewissen Ausgleich. Zudem habe ich den Luxus, auch mal später zur Arbeit kommen zu dürfen, ohne dass der Chef schimpft. Aber das kommt sehr selten vor.
Was war für Sie die größte Herausforderung in den vergangenen Jahren?
Mit über 70 Jahren noch ein Großprojekt wie das „GOSCH am Kliff“ zu realisieren. Da habe ich mir wirklich einen Traum erfüllt.
Selbst auf Kreuzfahrtschiffen können die Gäste „goschen“. Wer kam auf diese Idee?
Schiffe, Meer und GOSCH gehören einfach zusammen. Da lag die Idee quasi vor den Füßen, zumal wir ja auch am Lister Hafen seit Jahren Gäste von Kreuzfahrtschiffen haben.
„Gosch – Das Fischrestaurant“ wurde in die Reihe der „Marken des Jahrhunderts“ aufgenommen, und der DEHOGA zeichnete Sie 2012 mit der „Goldenen Ehrenmedaille“ für Ihr Lebenswerk aus. Macht Sie das stolz?
Diese Auszeichnungen sehe ich voller Stolz als Anerkennung für meine Mitarbeiter, denn wie bereits erwähnt, alleine schafft man es nicht.
Übrigens: Haben Sie ein Lieblingsgericht?
Ich esse jeden Tag frischen Fisch, das ist gesund und hält mich fit. Kommen Sie doch mal vorbei und probieren Sie eine fein schmeckende Seezunge oder die beliebten GOSCH-Scampi vom Grill.