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Herr Coppeneur, warum nennen Sie Ihr Unternehmen „Atelier“?

Das Wort Pralinen- oder Schokoladenfabrik löst bei vielen Menschen hochemotionale Gefühle und Kindheitsträume aus. So wird es auch tendenziell von industriellen Fabrikationen suggeriert. Wir sind jedoch Handwerker – eher sogar Kunst-Handwerker. Das Wort „Atelier“ passt demzufolge bestens zu uns, denn es kommuniziert, wie wir zu unserem Schaffen stehen.

Kann man Sie und Ihr Team als „Schokoladenkünstler“ bezeichnen?

Ja, denn wir stellen Schokolade handwerklich her, beginnend von der Bohne ab. Alleine das ist schon einzigartig in Deutschland. Und selbst weltweit ist diese Gruppe der wahren Chocolatiers sehr überschaubar. Unser Kunsthandwerk besteht darin, Schokoladen als kulinarische Vertreter ihrer Herkunft zu schaffen; im Geschmack so rein und authentisch, wie es nur irgendwie möglich ist. Das ist wahre Kunst!

Wie und wann haben Sie Ihre Leidenschaft zur Schokolade entdeckt?

Als Schüler durfte ich ein Berufsorientierungs-Praktikum in einem Unternehmen absolvieren, das Rohstoffe für Konditoreien herstellt, wie beispielsweise Marzipan und Krokant, aber auch Nougat und Schokolade. Das hat mich nachhaltig geprägt, so dass ich nach der Schule eine Ausbildung zum Konditor antrat.

Sie stellen ungefähr 280 verschiedene Produkte her. Wer ist für die Entwicklung zuständig?

Entgegen landläufiger Meinung, schokoladige Innovationen entstünden durch Geistesblitze oder seien gar Zufallsprodukte, sind Entwicklungen bei uns Ergebnisse einer klar strukturierten und unentwegten Arbeit unseres Unternehmensorgans „Forschung und Entwicklung“, das von der Konditormeisterin Laura Obst geleitet wird. Im Übrigen ist die Produktvielfalt deutlich höher als 280. Auf ein Jahr betrachtet, wird die Anzahl sogar bei einem Vielfachen dessen liegen.

Was unterscheidet Sie von anderen Marktanbietern in diesem Segment?

Natürlich steht über allem die Produkt- und die Service-Qualität. Als Confiserie zeichnet sich Coppeneur aber weiter durch ihren Sortimentsmix aus. Kaum ein Hersteller deckt so viele Produktgruppen ab. Die Produktionstiefe allerdings verleiht uns geradezu eine Alleinstellung. Während der Name „Chocolatier“ von vielen Unternehmen gerne als Titel getragen wird, die fremd hergestellte Schokoladen letztendlich nur umschmelzen, stellen wir hingegen tatsächlich noch Schokolade handwerklich selber her – und das beginnend ab der Kakaobohne. Dies ist der offensichtlichste Unterschied.

Nach eigenen Aussagen spielen Sie mit Ihren Produkten in der Championsleague. Ihre Pralinés verwöhnen First-Class-Reisende der Lufthansa ebenso wie die Gäste auf dem Traumschiff „MS Europa“. Was denken Sie, ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

So geheim ist das Geheimnis nicht. Wir entwickeln unsere Produkte stets so lange, bis dass wir zur Einstellung gelangen, dass es gegenwärtig nicht besser geht und es kein besseres Produkt am Markt gibt. Dies wird durch Blindverkostungen ermittelt. Größtenteils deckt sich auch unsere Beurteilung mit der unserer Kunden. Zuweilen jedoch trennt uns allerdings die Preissensibilität unserer Kunden vom vollkommenen Erfolg.

Stimmt es, dass Sie nichts dem Zufall überlassen und sogar die Kakaobohnen vor Ort aussuchen?

Gottvertrauen – kein Zufall, das trifft es besser! Zumindest bereise ich regelmäßig Kakaoplantagen. Wichtig ist es, dass man als Chocolatier die Kakaofarmer kennt und sich mit den Gegebenheiten und deren Arbeitsprozessen auseinandersetzt. Der Aufbau von Partnerschaften erzeugt gegenseitiges Vertrauen, und dieses stellt für uns eine deutlich größere Sicherheit dar als jegliche Art von Kontrolle. Diese allerdings erfolgt sofort nach Anlieferung der Kakaobohnen prozessgesteuert, beginnend mit sensorischen Prüfungen wie auch chemischen Untersuchungen – weitgehend sogar in unserem eigenen Labor.

Wer ist eigentlich „süßer“? Männer oder Frauen?

Tja – süß. Süß sind wir ja gar nicht so sehr. Aber sicher kann ich sagen, dass sich Männer wie Frauen gleichermaßen für kulinarische Hochgenüsse begeistern.

Sie sind nicht nur Unternehmenschef mit einem Team von 100 Menschen, sondern auch Vater von fünf Kindern. Wie bringen Sie Beruf und Privates unter einen Hut?

Die 100 Menschen werden ja nicht ausschließlich vom Unternehmer sondern viel mehr von sechs Unternehmensorganleitern geführt. Insofern kann ich mich an meinem Familienleben gleichermaßen wie an meiner beruflichen Passion erfreuen.

Was ist für Sie Glück?

Ich komme viel herum auf dieser Welt und habe für mich festgestellt, dass Glück oder „glücklich sein“ offensichtlich nur bedingt etwas mit finanziellem Wohlstand zu tun haben muss. Glück ist für mich, gesund zu sein und geliebt zu werden.

Wenn Sie sich auf eine Zeitreise begeben könnten, wo ginge die hin?

Ich würde eine solche Reise nicht antreten wollen, ich bin mit der Gegenwart sehr zufrieden.

Wovon würden Sie sich nie trennen?

Von meiner Frau und meinen Kindern wollte ich mich niemals trennen.

Wie entspannen Sie nach einem anstrengenden Tag?

Ein wirkliches Ritual habe ich nicht, welches gleichermaßen erfolgreich auf die verschiedenen Arten von Anstrengungen wirkt. Glücklicherweise sind meine Interessen sehr weit gefächert.

Übrigens: Macht Schokolade wirklich glücklich?

Genussvolles genießen zu können, macht sicher glücklich. Deswegen bemühen wir uns, in unserer Kommunikation auch Anleitungen zum Genießen zu geben. Denn final wollen wir unserem Unternehmensslogan gerecht werden: „Manufaktur für Lebensfreude“. Die Fragen stellte Marie-José Kann-Hüting

Mit der Manufaktur Confiserie Coppeneur et Compagnon steht Oliver Coppeneur seit zwanzig Jahren für erlesene Kreationen aus Kakao. In Bad Honnef schaffen der Konditor-Meister und sein Team Produkte für anspruchsvolle Gaumen. Die Einführung der Marke ‚coppeneur‘ 2002 war der Beginn eines neuen Bewusstseins und innovativer Produktgruppen. 2005 konnte Coppeneur die Passion Kakao vervollständigen: Mit der Herstellung der eigenen Schokolade ab der Kakaobohne. Höchste Qualität und Individualität, Innovation und Design begleitet Oliver Coppeneur in all seinem Schaffen.