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Herr Eller, Anfang Januar 2013 lief die ZDF-Saga über das Hotel und die Familie Adlon. Wie fanden Sie den Film?

Ich habe den ZDF-Dreiteiler mit Spannung verfolgt und halte den Film für großartige Unterhaltung. Dass unser Haus so eine tragende Rolle einnimmt, macht uns bewusst, wie sehr wir dem Namen „Adlon“ und der Geschichte verpflichtet sind. Insgesamt ist das ein sehr positives Gefühl.

Hat sich die Ausstrahlung positiv auf Ihr Geschäft ausgewirkt?

Ja. Neben Anforderungen von Informationsmaterial zum Hotel und unzähligen Anfragen nach Hausführungen, konnten wir vergleichsweise auch eine Vervierfachung der Zimmeranfragen und eine Verdoppelung der Buchungen feststellen. Auch die Adlon Homepage und die Social Media Auftritte verbuchten einen Besucheranstieg.

Sie leiten eines der besten Hotels Deutschlands. War das eigentlich Ihr Ziel?  

Sicherlich war das ein großer Anreiz, aber auch eine logische Konsequenz meiner vorangegangenen Tätigkeiten und Erfahrungen.

Sind Sie ehrgeizig?

Bestimmt – aber vor allem habe ich Spaß an dem, was ich tue. Für mich ist mein Beruf auch meine Berufung. Für Ihre unternehmerischen Visionen, Ihre Innovationskraft und die tiefe Leidenschaft für Ihren Beruf haben Sie die Auszeichnung „Hotel-Manager des Jahres 2013“ erhalten. Wie sehen Ihre Visionen aus und woher kommt die Leidenschaft zu Ihrem Beruf?

Einer meiner Hauptleitsätze ist der Qualitätsansatz. Ich möchte mit meinen Hotels immer besser werden. Ich strebe nach Perfektion – ich weiß, ich bin nicht perfekt und wir sind nicht perfekt, aber ich bin der festen Überzeugung, dass man aus Fehlern lernen sollte, diese also nicht als gottgegeben anzusehen und nicht unter den Teppich zu kehren. Jeder Fehler, der bei uns passiert, wird auf den Tisch gebracht und analysiert. Es wird geschaut, ob es ein wiederkehrendes Problem ist, und dann wird es dauerhaft gelöst. Das lässt mich auch ruhig schlafen, denn ich weiß, wir werden jeden Tag ein bisschen besser. Und die theoretische Folge ist zwar die 100-prozentige Perfektion – ich weiß aber auch als Mensch, dass uns das vermutlich nicht ganz gelingen wird. Aber es ist unsere Motivation, es zu versuchen.

Die Leidenschaft für meinen Beruf kam schon in ganz frühen Jahren. Bereits als kleiner Junge durfte ich meinen Vater auf seinen Geschäftsreisen begleiten. Die daraus resultierenden Hotelaufenthalte zogen mich gleich in den Bann. Dieser Mikro-Kosmos mit den vielen dienstleistungsorientierten Mitarbeitern und minutiös geplanten Abläufen, die internationalen Gäste, die quirligen Lobbies oder die aufregenden Veranstaltungen haben mich fasziniert und ganz sicher meine Leidenschaft für die Hotellerie entfacht.

Ihr Wirken wird mit zwei Adjektiven beschrieben „zielstrebig“ und „motivierend“. Wie setzen Sie das um?

Das fällt mir nicht schwer. Wenn man seinen Beruf und die Menschen liebt, dann will man auch seine Mitarbeiter motivieren und die gesteckten Ziele gemeinsam erreichen. Das gelingt allerdings nur, wenn man die generelle Mitarbeiterzufriedenheit ständig im Auge behält. Ich glaube fest daran, dass je zufriedener ein Mitarbeiter ist und seine Zukunft und Zugehörigkeit zu der Kempinski-Familie sieht, desto besser auch das Serviceerlebnis für den Gast sein wird. Denn das Erlebnis Adlon wird ja von den Mitarbeitern kreiert. Eines Ihrer Lieblingswörter heißt „Herausforderung“.

Was war bisher Ihre größte Herausforderung?

Meiner Tochter ein guter Vater zu sein.

Wofür steht die Initiative „Rock your life“?

„Rock Your Life“ ist ein gemeinnütziger Verein, der sich für eine Gesellschaft einsetzt, in der Bildungsgerechtigkeit, Chancengleichheit und Integration Realität für alle jungen Menschen sind. Wir unterstützen den Berliner Verein, indem wir Praktika und Seminare hier im Hotel Adlon Kempinski anbieten.

Als Deutschland-Direktor der Kempinski-Gruppe sind Sie für zehn Luxushotels zuständig. Wie ist das zu schaffen?

Nur durch gutes Time-Management und ein professionelles Team zu Hause im Hotel Adlon Kempinski.

In Anbetracht Ihrer Aufgabenfülle müssen Sie eigentlich ein Workaholic sein. Gibt es eine Art Refugium, wohin Sie sich zum „Auftanken“ zurückziehen?

Meine Familie gibt mir diesen Ausgleich.

Gibt es Momente in Ihrer beruflichen Laufbahn die Ihnen in besonderer Erinnerung sind?

Über die Jahre gesehen ist das sicherlich die schrittweise Übernahme von Verantwortung. Aber auch die vielen Begegnungen mit interessanten Persönlichkeiten aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur, Medien oder Sport haben bleibende Eindrücke hinterlassen.

Was hat Sie auf Ihrem erfolgreichen Weg besonders beeindruckt?

Die Geburt meiner Tochter Lisa.

Welche Werte sind Ihnen wichtig?

Geschäftsethik und die Liebe zum Menschen.

Den Umzug nach Berlin in 2010 haben Sie zum Anlass genommen, Ihren Lebensstil zu verändern und mehr auf sich selbst zu achten. Hat das funktioniert?

Ja, ich achte heute mehr auf die Gesundheit, regelmäßige Bewegung und medizinische Checks. Dadurch fühle ich mich rundum wohl.

Sie wohnen sogar im Adlon. Dadurch sind Sie immer präsent. Wie wirkt sich das auf Ihr Privatleben aus?

Meine Wohnung hier im Hotel ist architektonisch vollkommen autark, das heißt, ich habe einen separaten Zugang. Dadurch kann ich Privates von Geschäftlichem trennen, auch wenn beides eng miteinander verwoben ist.

 

Die Fragen stellte Marie-José Kann-Hüting