Frau Bönström, aus einer Vision von Ihnen und Ihrem Mann ist eine marktführende Frauensportkette entstanden. Was ist so besonders an Ihrem Konzept?
Ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts ist die persönliche Betreuung, die das Fokussieren individueller Ziele ermöglicht. Zwei bis drei Mal 30-Minuten-Training pro Woche reichen aus, um das Fitness-Niveau in drei Monaten um 20 Prozent zu steigern. So kann Bewegung zur Selbstverständlichkeit werden – und das ist unser stetiges Ziel!
Das Fachmagazin „Fitness Tribune“ hat Sie zur „Unternehmerin des Jahres 2012“ gewählt. Das Wirtschaftsmagazin „Impulse“ zeichnete „Mrs.Sporty“ als „Bestes Franchisesystem Deutschland“ aus. Was treibt Sie an und wie verkraftet man so viel Erfolg?
Mich haben von Anfang an die Erfolge unserer Mitglieder begeistert und auch dazu bewogen, meine berufliche Karriere völlig neu auszurichten. Aber diese Vision umzusetzen wäre niemals alleine möglich gewesen. Deswegen bin ich dankbar, dass es so viele Partner gibt, die diese Faszination teilen. Daher gebühren den Franchisepartnern unseres Systems die Ehrungen – denn sie zaubern jeden Tag Hunderttausenden von Frauen ein Lächeln ins Gesicht.
Aus welchem Antrieb heraus haben Sie eigentlich beschlossen, sich selbstständig zu machen?
Mein Mann war die treibende Kraft. Er kam aus der Branche und hatte erfahren, dass nur zehn Prozent der Frauen über 30 in Europa das minimale Bewegungsniveau erreichen. Die Frage, warum Sport für viele kein natürlicher Bestandteil ihres Lebens ist, beschäftigte uns. So entwickelten wir den Ehrgeiz, ein Sportangebot zu schaffen, das es Frauen ermöglicht, ihre Ziele mit wenig Aufwand und viel Spaß zu erreichen. Als wir begonnen haben, war ich 23 Jahre, frisch verheiratet und gerade zum ersten Mal Mutter geworden. Ich hatte großen Respekt davor, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Heute bin ich sehr dankbar für die Hartnäckigkeit meines Mannes. Obwohl mein Respekt durchaus begründet war, denn als Unternehmer begibt man sich auf eine herausfordernde Reise. Ich habe jedoch so viele Erfahrungen gemacht, die ich sicher nirgendwo anders in derselben Fülle und Intensität hätte sammeln können. Meine Arbeit für Mrs.Sporty, aber auch als „Franchisenehmerin“, denn ich führe einen eigenen Mrs.Sporty Club in Berlin, erfüllt mich, macht mich unabhängig und gibt mir die Flexibilität, die ich für meine Familie brauche.
Mitbegründerin Steffi Graf ist Ihre prominente Botschafterin. Wie ist der Kontakt entstanden?
Der ehemalige Chef meines Mannes und ebenfalls Mitbegründer von Mrs.Sporty hatte in den USA bereits mit Andre Agassi im Fitnessbereich zusammengearbeitet. So entstand der Kontakt zu Stefanie und wir stellten fest, eine ähnliche Vision zu haben.
Zur ganzheitlichen Philosophie Ihres Unternehmens gehören Bewegung und bewusste Ernährung. Wer hat das Ernährungskonzept entwickelt?
Es lag Stefanie Graf am Herzen, ein fundiertes Ernährungskonzept anzubieten. Daher entwickelten wir in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sporternährung e.V. ein Konzept,das statt langfristiger Diäten eine systematische Ernährungsumstellung auf Basis einer Verhaltensänderung in kleinen Schritten bedeutet. Dafür wird der individuelle Energiebedarf entsprechend der jeweiligen Ausgangssituation ermittelt und bei dem persönlichen Ernährungsplan berücksichtigt.
Was macht Sie so erfolgreich?
Die Erwartungen, die ich an mich stelle, sind sehr hoch und deswegen fällt mir die Definition von Erfolg schwer. Vielleicht ist die Frage „Wer macht uns erfolgreich?“ treffender. Das ist leicht zu beantworten: Es sind unsere Franchisepartner und ihre Mitarbeiter – sie schreiben die Erfolgsgeschichten ihrer Mitglieder.
Trainieren Sie auch dreimal die Woche?
Natürlich! Das Training dauert ja nur 30 Minuten. Denn trotz meiner Vorliebe für gutes Essen möchte ich nicht auf meine schlanke Figur und Fitness verzichten.
Sie unterstützen mit Aktionen und Spenden den Verein „Brustkrebs Deutschland e.V.“ und sind seit 2011 offizieller Partner der Initiative. Wie kam es dazu?
Mrs.Sporty unterstützt den Verein seit langem mit Aktionen und Spenden und ist seit 2011 offizieller Partner der Initiative, da es uns eine Herzensangelegenheit ist, auf die Anliegen des Vereins aufmerksam zu machen. Die Ziele und das Engagement von Brustkrebs Deutschland e.V. lassen sich optimal mit der Mrs.Sporty Philosophie vereinbaren. Unsere letzte gemeinsame Aktion war ein großer Flashmob im Herzen von Berlin, bei dem über 300 Franchisepartner für den guten Zweck tanzten. Das war eine ergreifende Erfahrung.
Sie haben in der TV-Staffel „Undercover Boss“ als Praktikantin im eigenen Unternehmen mitgewirkt. Wie war dieser Rollentausch für Sie?
So ein Projekt ist anstrengender und zeitraubender als man denkt. Und ich war am Anfang des Projektes nicht überzeugt, ob der Rollentausch wirklich neue Erkenntnisse bringen würde. Aber es war wirklich spannend, die Perspektive der Mitarbeiter zu erleben. Die gemeinsame Arbeit und der Erfahrungsaustausch haben es mir ermöglicht, viele wichtige Entwicklungen anzuschieben.
Welche guten Vorsätze haben Sie in diesem Jahr bereits umgesetzt und welche haben Sie über Bord geworfen?
Ende 2012 kam unser drittes Kind zur Welt, so dass ich keine Zeit hatte, um Vorsätze zu schmieden. Aber wenn ich mir etwas vorgenommen hätte, dann wäre es vermutlich „mehr trinken“ gewesen. Ein gutes Trinkverhalten ist extrem wichtig für unsere Gesundheit, kommt im Alltag aber allzu häufig zu kurz .
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
„Morgen mach ich es noch besser.“ – Wir alle machen täglich kleine oder auch mal große Fehler, daher denke ich, die Kunst besteht darin, nicht aufzugeben, sondern stetig an sich zu arbeiten.
Als gebürtige Berlinerin haben Sie sicherlich einen Lieblingsplatz in dieser Stadt, in der Sie mit Ihrer Familie leben. Verraten Sie uns diesen Ort?
Ja, ich liebe den Gendarmenmarkt. Im Sommer ist er wie ein Stück Paris mit all den Menschen, die in der Sonne flanieren oder ihre Gemüter beim Kaffee erfrischen. Im Winter verzaubern die Lichter des Weihnachtsmarktes den Platz wie in einem Märchen.
Die Fragen stellte Marie-José Kann-Hüting