Das Unternehmermagazin aus der Handelsblatt Media Group

Creditreform

Eine Markteinschätzung vom Herausgeber der „Börsensignale“.

Vor einem Monat hatten wir vorsichtigen Anlegern empfohlen, zunächst einmal auszusteigen und die Entwicklung im vierten Quartal abzuwarten, ehe man sich wieder am Aktienmarkt engagiert. Das hat sich bis zum Redaktionsschluss auch bewährt. Obwohl der viel beachtete deutsche Geschäftsklimaindex und der amerikanische Einkaufsmanagerindex mittlerweile wieder kräftig gestiegen sind, blieb der Monat September am Aktienmarkt doch seinem schlechten Ruf treu und brachte fallende Kurse. Offensichtlich spüren die Anleger, dass die gute Konjunkturlage ihren Zenit überschritten hat, weshalb dann auch die bisher hoch bewerteten Aktienkurse nicht mehr gerechtfertigt sind. Noch ist unser Gesamtsystem im Plus, aber nur wegen des ungebrochenen Aufwärtstrends des Nasdaq-Composite-Index. Technologietitel sind offenbar weiterhin begehrt, bis immer mehr Großanleger entdecken, dass gerade hier die Bewertungen zu hoch sein könnten. Wie gewohnt, blicken wir auf folgende Indikatoren:
a) die Zinsstruktur („lange“ minus „kurze“ Zinsen) im gleitenden Durchschnitt,
b) das Trendsignal der Aktienindizes, repräsentiert durch den Nasdaq Composite, den Dow Jones Utility und den Dax sowie
c) die Mehrheit der Signale von fünf Indikatoren.

Zinsstruktur: Der Zinsabstand zwischen den langen und kurzen Zinsen ist weiter auf 0,30 Prozent zurückgegangen, was auf eine weltweite Nachfrageabschwächung hindeutet. Er ist noch nicht unter null gesunken, was bedeutet, dass Rezessionsgefahren nicht bestehen. Aber eine Konjunkturabschwächung ist sehr wahrscheinlich.

Trendsignal: Der Nasdaq-Composite Index gibt uns diesmal ein echtes Problem auf. Damit die Index-Trend-Methode negativ werden kann, bräuchten wir ein 26-Wochen-Tief dieses Technologieindex. Das aber kommt im Oktober erst, wenn er unter die Marke 7.000 fällt. Bei Redaktionsschluss lag er aber noch über 8.000 Punkten.

Anleihezinsen: Die deutsche Umlaufrendite ist zuletzt so tief gesunken, dass sie ein Signal auf „fallende Anleihezinsen“ gegeben hat. Auch in den USA gehen die Anleihezinsen eher zurück. So erfreulich sinkende Anleihezinsen normalerweise für den Aktienmarkt sind: Es ist schon bedenklich, wie stark die Investitionsbereitschaft von Staaten und Unternehmen gesunken ist, sodass die Zinsen nicht weiter nach oben klettern konnten.

Ölpreis: Der Brent-Ölpreis (78 US-Dollar) ist zuletzt wieder kräftig gestiegen. Das erhöht die Energiekosten und wird damit negativ bewertet.

CRB-Index: Zwar sinken die Rohstoffpreise (CRB zuletzt bei 192,8) seit einigen Monaten wieder, doch im Vorjahresvergleich bleiben sie noch immer im Aufwärtstrend.

US-Dollar: Der US-Dollar (zuletzt 0,8625 Euro) hat zwar im letzten Monat nicht zulegen können, bleibt aber im Aufwärtstrend. Bei steigendem US-Dollar gab es bislang nur selten Kursstürze am Aktienmarkt. Doch es bleibt bei unserer Einschätzung, dass der US-Dollar nur deshalb im Aufwärtstrend liegt, weil der Euro so schwach ist, bedingt durch das Auseinanderdriften der europäischen Staaten in wichtigen Fragen und die Zunahme nationalistischer Strömungen in den einzelnen Ländern Europas. Die europäische Exportindustrie – insbesondere die angeschlagene Autoindustrie – freut sich natürlich über die Euroschwäche.

Saisonfaktor: Im April hat der Indikator gedreht. Anfang Oktober könnte eine Veränderung anstehen. Absehen ließ sich das bei Redaktionsschluss aber nicht.

Fazit: Es bleibt dabei, dass Vorsicht am Platz ist. Der Aktienanteil im Depot sollte trotz des noch positiven Gesamtsystems daher weiter gering gehalten werden. Bis Ende September versäumt man nichts, und die Gefahren sind angesichts der hohen Aktienbewertungen einfach zu groß.