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Creditreform

Was bringt 2020? Negativzinsen und die schwächere Weltwirtschaft werden Anleger auch im kommenden Jahr begleiten. Aktien bleiben das Investment der Wahl.

 

Der Leitzins im Euroraum stagniert seit vier Jahren. Viele Investmentprofis haben daher die Hoffnung auf eine Zinswende in Europa aufgegeben.

 

Die viel beschworene und sehnlich erwartete Zinswende dürfte 2020 vorerst ins Wasser fallen. „Die jüngsten Signale der Notenbanken deuten darauf hin, dass wir eher am Anfang als am Ende der Tiefzinspolitik stehen.

Die EZB hat den ‚Point of no return‘ längst überschritten“, sagt Bert Flossbach, Gründer und Vorstand der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch in Köln.

Wie beim Start eines Flugzeugs gebe es einen Punkt, ab dem der Startvorgang nicht mehr abgebrochen werden könne.

„So ist es auch in der Geldpolitik. Eine Umkehr der Niedrigzinspolitik ist praktisch kaum mehr möglich, weil die ­Gewöhnungseffekte bereits zu stark geworden sind“, sagt Flossbach. Sogar noch tiefere Negativzinsen scheinen möglich.

Dafür spricht auch das konjunkturell schwächere Umfeld. In Europa droht eine Rezession. Schließlich ist auch der Handelskonflikt noch nicht ausgestanden:

„Europa wird hart gepresst, die Zinsen zu senken oder die Finanzpolitik einzusetzen“, sagt Robert Horrocks, Chief Investment Officer bei der Investmentgesellschaft Matthews Asia.

 

Was tun, wenn der Aufschwung endet?

Die Volkswirtschaften befinden sich in der Endphase eines zehnjährigen Wirtschaftsaufschwungs. Wie agieren jetzt professionelle Anleger?

„Wir haben vor allen Dingen unser Engagement in Europa abgebaut. Die Region ist besonders stark vom Abschwung im Industriesektor betroffen“, sagt Eric Bernbaum, Portfoliomanager bei J.P. Morgan Asset Management.

Im Mischfonds JP Morgan Global Income Fund gewichtet er dagegen US-Aktien höher. Vor allem die Binnenwirtschaft sorgt dort für positive Impulse. Auf der Ebene von Einzeltiteln vergrößert er Positionen in konjunktur­unabhängigen Branchen wie dem Gesundheitswesen.

Bernbaums Rat für 2020:„Es gilt, flexibel zu sein, die Aufteilung zwischen Anlageklassen aktiv zu steuern, um auch in einem schwierigen Umfeld Ausschüttungen zu erzielen.“

 

Kein risikoloser Zins

Eines müssen Anleger in diesem Umfeld aber realisieren: „Den risikolosen Zins gibt es nicht mehr. Anleger müssen gezielt und bewusst neue Risiken eingehen, um positive Renditen zu erwirtschaften“, sagt Diana Sippel, die das Wholesale-Geschäft bei der Fondsgesellschaft Principal Global Investors in Deutschland und Österreich leitet.

Anleihen sind nach wie vor wichtig für die Stabilität eines Portfolios. Aber wer jetzt Bundesanleihen kauft und sie bis zum Laufzeitende hält, macht Verluste. Mehr Erträge sind durch ein aktives Fonds­management möglich, das weltweit Chancen nutzen kann.

Auskömmliche Erträge finden Anleger vor allem bei Aktien. Allein die Dividenden machen sie zu einem deutlich attraktiveren Investment als Anleihen. „Qualitätsunternehmen mit Wachstumspotenzial, hoher Ertragssicherheit und solider Bilanz bieten trotz aller handels- und geopolitischen Unsicherheiten langfristig das beste Chance-Risiko-Verhältnis“, so der Ausblick von Bert Flossbach für 2020.

Auch Investments in die Infrastruktur sind in einem konjunkturell schwächeren Umfeld interessant. Sie bieten stabile Erträge, die nicht abhängig sind von der wirtschaftlichen Lage.