
@ Freepik
Wer aus seinem Zuhause ein Smart Home machen möchte, braucht keine teure Hardware – er fängt einfach mit dem eigenen Smartphone an. Wir haben die spannendsten Apps getestet.
Lampen, die immer für passendes Licht sorgen, Heizkörper, die eigenständig die Temperatur regeln, und Kühlschränke mit eingebauten Kameras: Das Zuhause wird immer vernetzter und intelligenter. Für die Technik wird viel Geld ausgegeben.
Der Marktumsatz für Smart-Home-Produkte betrug 2017 weltweit 33,4 Milliarden US-Dollar, so das Statistische Bundesamt. Bis 2022 wird er auf 112,8 Milliarden US-Dollar steigen.
Doch ein smartes Wohnumfeld lässt sich auch ohne neue Geräte schaffen: mit dem Smartphone und einigen Apps. Mit diesen sogar kostenlosen Anwendungen hat man den Energieverbrauch besser im Blick, überwacht die Wohnung oder verknüpft verschiedene Dienste so, dass sie intelligent zusammenarbeiten.
Viele Systeme im Smart Home konzentrieren sich auf das Thema Energiemanagement: Mit fast 60 Prozent sind diese in Deutschland laut „Smart Home Monitor“, einer Befragung des Marktforschungsinstituts Splendid Research, bei Nutzern am beliebtesten.
Aber auch Apps bieten einen guten Überblick über den Strom- und Gasverbrauch und helfen dabei, Energie zu sparen. Das Bundesumweltministerium hat herausgefunden: Wenn Mieter ihre Verbrauchszahlen im Auge behalten, heizen sie bewusster.
Visual Energy Home
Mit der AndroidApp „Visual Energy Home“ führen Nutzer Buch über Verbrauchsdaten und Kosten für Strom, Wasser und Gas. Dazu werden der Zählerstand und der Preis pro Kilowattstunde Strom eingetragen.
Die App liefert übersichtliche Auswertungen und Grafiken – und zeigt den Verbrauch im Zeitverlauf an oder erstellt Prognosen für die Zukunft. Die Bedienung ist leider nicht ganz intuitiv, manchmal liefert die App die Ergebnisse erst, nachdem sie neu gestartet wurde.
Mein Stromverbrauch
Detaillierte Einsichten liefert die App „Mein Stromverbrauch“ (Android): Sie entlarvt Energiefresser im Haushalt und zeigt deren Verbrauch an. Der Nutzer erfasst jedes Gerät im Haushalt, vom Computer über den Kühlschrank bis hin zu Lampen.
Aus der Nutzungsdauer und der Leistung errechnet die App Jahresverbrauch und Kosten und zeigt sie nach Gerätearten und Räumen an. Es dauert zwar einige Zeit, bis jedes Gerät eingegeben ist, aber der Aufwand lohnt sich: Der Blick auf das Ergebnis verrät sofort, wo Strom gespart werden könnte.
Ecogator
Steht ein Neukauf an, will die unabhängige App „Ecogator“ (Android und iOS) helfen, energieeffiziente Geräte zu finden. Der Nutzer scannt im Laden einfach das Energielabel, etwa das einer Spülmaschine, ein. Ecogator ruft anschließend Daten aus einer Geräteliste ab und errechnet den jährlichen Stromverbrauch und die Kosten – sogar die für die gesamte Lebensdauer des Geräts.
Die Nutzung der App ist zwar etwas aufwendig. Aber Ecogator ist trotzdem hilfreich, um sich erst gar keinen teuren Energiefresser anzuschaffen.
Haven: Keep watch
Ein smartes Zuhause kann auch für mehr Sicherheit sorgen, etwa mit Überwachungskameras, die man vom Smartphone aus kontrollieren kann. Für 40 Prozent der Deutschen ist die Sicherheit ein wichtiger Anschaffungsgrund für entsprechende Geräte, so der „Smart Home Monitor“.
Doch einen digitalen Wächter kann man sich auch mit Hilfe von Apps ins Haus holen. „Haven: Keep Watch“ (Android; Alternative für iOS: „Presence: Videoüberwachung“) überwacht, ob jemand unbefugt in die Wohnung eingedrungen ist. Hinter dem Programm steckt Whistleblower Edward Snowden, der Nutzern so ermöglichen will, sich gegen Spionage zu wehren.
Die App wird auf einem Zweithandy installiert, sie zeichnet Geräusche, Bewegungen, Vibrationen und Lichtveränderungen auf. Das klappt erstaunlich gut, die Fotos sind gut erkennbar, die Geräusche deutlich. Einen Nachteil hat sie allerdings: Die App kann auch missbraucht werden, um Partner oder Kinder heimlich zu überwachen.
Ifttt
In einem smarten Zuhause geht es um mehr Komfort. Nutzer ersparen sich viele lästige Handgriffe, weil Dinge automatisch erledigt werden: Die Heizung springt etwa dann an, wenn der Bewohner nach Hause kommt.
Die praktische App IFTT (Android und iOS) kann zwar nicht auf die Heizung zugreifen, aber die Aktionen verschiedener Dienste verknüpfen und automatisieren. Der Name ist eine Abkürzung von „If this then that“, also: Wenn das eintritt, dann soll Folgendes passieren. Der Nutzer legt einen Auslöser fest („this“) und bestimmt anschließend eine Konsequenz („that“).
Es gibt unzählige Möglichkeiten für solche Aktionen: IFTT schlägt Szenarien vor, die nur aktiviert und angepasst werden müssen. Schnell legt man über „My Applets“ auch eigene Trigger und Aktionen fest – und personalisiert so die Dienste für den Alltag.
Ein Beispiel: Sobald man nach Hause kommt, wird das Smartphone laut gestellt und das WLAN eingestellt. IFTTT erkennt den Standort des Nutzers per GPS-Ortung. Eine andere Möglichkeit: Jemand erhält jeden Morgen einen Wetterbericht per SMS.
Sensoren Multitool
Dass ein Smartphone den Standort bestimmen kann, ist bekannt. Aber im Gerät sind noch viele weitere Sensoren verbaut, die etwa die Helligkeit oder G-Kräfte messen.
Wer in einem Smart Home lebt, bekommt detaillierte Daten über sein Wohnumfeld. Apps wie das „Sensoren Multitool“ (Android; Alternative für iOS: „Sensoren Werkzeugkasten“) lesen Daten aus, die das Handy erfasst – und zeigen sie dem Nutzer an.
So kann man etwa annäherungsweise ermitteln, wie viel Licht durchs Fenster scheint oder wie hell die Beleuchtung ist. Als Richtwert: Zwischen 100 und 200 Lux sollte die Außenbeleuchtung eingeschaltet werden, zum Lesen sollten es 300 Lux oder mehr sein.
Schallmessung
Was das „Sensoren Multitool“ nicht feststellen kann, ist die Umgebungslautstärke. Daten dazu kann aber die „Schallmessung“ liefern (Android; Alternative für iOS: „Dezibel X – dBA Lärm Messgerät“). Die Informationen der Apps sind allerdings nur Richtwerte, Profi-Geräte sind deutlich genauer.
Runtastic Sleep Better
In einem Smart Home sollen die Bewohner idealerweise auch besser schlafen. Wer will, schafft sich Leuchtsysteme an, die mit gedämmten Licht wecken können.
Ein sanftes Erwachen versprechen aber auch Apps wie „Runtastic Sleep Better“ (Android und iOS). Das Smartphone liegt dazu neben dem Kopfkissen. Die App überwacht die Schlafphasen, indem sie über den Bewegungssensor erfasst, wie ruhig oder unruhig der Besitzer schläft. Er wird innerhalb eines Zeitfensters genau dann geweckt, wenn er nicht im Tiefschlaf ist – mit einer harmonischen Melodie statt einem schrillen Klingeln.
Ein Vorteil gegenüber intelligenten Leuchtsystemen: Die App kann noch mehr Informationen liefern, etwa eine Auswertung, wie lang der Nutzer im Tiefschlaf war.