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Was mit einem gewagten Experiment begann, ist heute ein Exportschlager aus Down Under: australischer Wintertrüffel. Die Delikatesse ist in den europäischen Sommermonaten verfügbar und erobert Deutschlands Spitzengastronomie.

Es war ein weltweites Wettrennen. Und am Ende siegte Manjimup, ein kleines Verwaltungsgebiet im Südwesten Australiens. Den Australiern gelang als Ersten, was so vielen Regionen verwehrt blieb: Trüffelanbau im großen Stil. Mittlerweile ist Down Under sogar einer der großen Player im Trüffelexport und beliefert Gourmets und Sterneköche weltweit mit einem der qualitativ hochwertigsten Produkte, dem Wintertrüffel. Doch bis es so weit war, vergingen Jahre.

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Die beliebte Delikatesse ist ein unterirdisch wachsender Pilz, der sich nicht züchten und – wie es schien – auch nicht künstlich anbauen ließ. Dennoch gab es immer wieder Versuche, dem Trüffelwachstum auf die Sprünge zu helfen. Denn die Erntemengen in den bekannten Regionen in Frankreich, Italien oder Spanien fallen stetig.

(c) privat

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„Trüffel kann man nicht züchten. Man kann nur die besten Voraussetzungen schaffen und dann hoffen, dass etwas wächst“, sagt Ralf Bos, Deutschlands Trüffelexperte und größter Importeur des schwarzen Goldes, der Gastronomen und private Gourmets beliefert. Voraussetzungen schaffen bedeutet in diesem Fall: die Wurzeln von Eichen und Nussbäumen mit Trüffelsporen impfen, die Bäume an der klimatisch besten Stelle in die Erde pflanzen und warten – mindestens fünf bis neun Jahre. „Die Chance, dass diese einzig mögliche Kultivierung funktioniert, liegt bei lediglich 20 Prozent“, erklärt Bos. „Zudem besteht jederzeit die Gefahr, dass die Ernte ausbleibt.“

Dieser kostspielige und langwierige Versuch zahlte sich in Down Under jedoch aus. In einigen Teilen Australiens existiert ein ähnliches Klima wie in der Provinz Périgord, der Heimat des bis dato teuersten Wintertrüffels im Südwesten Frankreichs. 1997 pflanzten Weinbauern in Manjimup 13.000 Eichen und Nussbäume und tauften ihr Unternehmen erwartungsfroh „Wine & Truffle“. Dass Trüffel für sie bald bedeutungsvoller werden würde als Wein, konnten sie da noch nicht ahnen. Denn erst 2003 spürten ihre Hunde die ersten Knollen auf. Obwohl auch in Tasmanien ein paar Jahre später der Anbau von Trüffeln gelang, geduldeten sich die Weinbauern bis 2008, ehe sie an die Öffentlichkeit gingen. „Man wollte warten, bis die Mengen handelbare Größen hatten und damit potenzielle Nachahmer durch den Erfolg nicht motiviert werden“, erklärt Bos die Zurückhaltung.

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