Die Bankenaufsichtsbehörde (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht – Bafin) stellt sich darauf ein, dass die Zahl der Banken mit Problemen wieder wachsen wird:
Das Handelsblatt überschrieb am 10. August einen Beitrag mit „Bankenaufsicht wappnet sich für Problembanken“. Darin wird Raimund Röseler zitiert – der oberste Bankenaufseher – mit folgenden Hinweisen:
– Die Kreditinstitute haben so gut wie keine Risikokosten aus Kreditgeschäft und Eigenanlagen (das lässt viele Banken und Sparkassen immer noch von einer zufriedenstellenden Ertragslage sprechen).
– Das wird sich aber sofort ändern, wenn in der nächsten Konjunkturdelle wieder mehr Kredite ausfallen werden.
Die Bafin bereitet sich darauf vor und baut eine „Eingreiftruppe“ auf, die gefährdete Institute unterstützt. Zitat: „Sie soll sicherstellen, dass die betroffenen Institute wirksam gegensteuern und auch unpopuläre Maßnahmen umsetzen“.
Warum das jetzt? Weil die nächste Konjunkturdelle mit Sicherheit kommen wird. Wir wissen nur nicht: wann, wie lange sie anhalten wird und wie tief sie ausfallen wird. Die Bankenaufseher jedenfalls wollen „auf der sicheren Seite sein“. Alles nur Unkerei?
Zwei weitere Berichte im Handelsblatt sprechen dafür, dass die Bankenaufseher die Zukunft realistisch einschätzen:
– Handelsblatt vom 27.08.2018 zur Deutschen Bank: Diese stellt sich für das zweite Halbjahr auf einen „erheblichen Anstieg“ der Risikovorsorge ein. Warum: das Wachstum im Kreditgeschäft und die Erwartung, dass sich die unnatürlich niedrigen Ausfallraten wieder „normalisieren“.
– Handelsblatt vom 29.08.2018 zu den ostdeutschen Sparkassen: Diese im Sparkassenvergleich traditionell besonders ertragsstarken Institute rechnen für 2018 mit einem Rückgang des Vorsteuerergebnisse um immerhin 14%! Ein Grund: „zudem steigt die Risikovorsorge“.
Und der Newsletter von www.finanzszene.de zitiert am 07. September die Börsenzeitung: Die größte deutsche Sparkasse, die HASPA in Hamburg, hat im 1. Halbjahr einen Rückgang im Zinsüberschuss von 11% zu verzeichnen. Konsequenz: „Für das Gesamtjahr 2018 stellt die Sparkasse ein Betriebsergebnis vor Bewertung deutlich unter dem Vorjahresniveau (…) in Aussicht.“
Was geht das Sie als Unternehmerin und Unternehmer an? Eine Menge: Was würde es bedeuten, wenn Ihre Hausbank/en solche „Problembank“ werden würden? Banken dieser Kategorie müssten in der Kreditvergabe (noch) deutlich vorsichtiger werden und versuchen, ihre Preise (weiter) zu erhöhen. Vermutlich keine gute Aussichten für Sie als Bank-Kunde mit Blick auf Ihre bereits laufenden Kredite und weiteren Finanzierungsbedarf.
Was tun? Mal einen Blick in die veröffentlichten Zahlen Ihrer Hausbank/en werfen und nachschauen, ob diese zu den Instituten mit noch überdurchschnittlicher Ertragskraft gehören – und damit einigermaßen gewappnet sind.
Und natürlich Ihre Finanzierungsstrategie und Ihren Finanzierungs-Mix überprüfen. Sind Sie in der Finanzierung breit genug aufgestellt? Oder haben Sie womöglich nur eine kreditgebende Hausbank und sind damit von dieser abhängig? Dann allerdings sollten Sie Ihre Finanzierungsstrategie jetzt überprüfen und nicht länger warten.
Mit skeptischen Grüßen
Carl-Dietrich Sander
Zum Autor:
Carl-Dietrich Sander kennt beide Seiten des Besprechungstisches in Finanzierungsfragen: 20 Jahre war er in der Firmenkundenbetreuung von Banken tätig, zuletzt neun Jahres als Vorstandsmitglied der Volksbank Neuss. Seit 1998 ist er selbstständig als freiberuflicher UnternehmerBerater: Trainer, Berater, Fachautor rund um die Themen Liquidität, Finanzierung, Rating, Bankenkommunikation. Unter anderem für die NRW.BANK hält er Unternehmer-Seminare. Sein Buch aus dem NWB-Verlag „Mit Kreditgebern auf Augenhöhe verhandeln“ ist eines der umfassenden Arbeitsbücher für Unternehmer und Berater zu seinem Themenkreis. Im Bundesverband „Die KMU-Berater“ leitet er die Fachgruppe Finanzierung-Rating.
http://www.cd-sander.de