Mit Blick auf die Ergebnisse des Bankenstresstests der EZB gibt es ein bemerkenswertes Zitat von Bundesbank-Vorstandsmitglied Dombret: „Wenn zu viele Läufer auf der Strecke sind, behindern sie sich gegenseitig. Gerade im deutschen Bankensektor könnten Fusionen daher vorteilhaft sein“ (Handelsblatt vom 28.10.2014).
Der aufmerksame Beobachter der deutschen Bankenszene reibt sich die Augen und fragt sich: Wen könnte er meinen? Deutsche und Commerz? Wohl kaum. Oder die Landesbanken?
Und ganz generell: Das Problem der Rettungsaktionen in der Finanzkrise war das Thema „To big to fail“ oder zu Deutsch „zu gross zum Umfallen“. Und jetzt sollen die Banken noch größer werden. Teufel mit Beelzebub austreiben?
Oder meint Herr Dombret die Institute aus dem Bereich der Sparkassen und Genossenschaftsbanken und manche private regionale Anbieter? Auch hier die Frage: wem nützt es?
Dem Mittelstand? Wohl kaum – denn eine sinkende Zahl von Anbietern führt leider auch zu weniger Auswahl an möglichen Bankpartnern. Und die Erfahrungen zeigen leider oft: Fusionen führen auch nicht zu mehr Kundennähe. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) werden die Angebote und Prozesse umso standardisierter je größer die Banken werden.
Dem Steuerzahler? Bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken ist dieser in der Regel außen vor (Ausnahme: Landesbanken). Denn die Sicherungseinrichtungen beider Verbünde fangen evtl. Schieflagen einzelner Institute auf – beide Sicherungseinrichtungen garantieren den sog. Institutsschutz. Allerdings: Im Sparkassenbereich dürfen auch schon mal die Städte und Kreise mit einspringen (Beispiel: Sparkasse KölnBonn mit 300 Mio.).
Dahinter steht dann die nächste Frage: je größer die Sparkassen und Genossenschaftsbanken werden, desto „gefährlicher“ werden sie für die Sicherungseinrichtungen. Denn wenn dann mal was schiefgeht, dann kommen diese schnell an ihre Grenzen. Schleswig-Holstein ist derzeit so ein Beispiel: Dort musste der Überlauf-Fonds auf Bundesebene einspringen, weil die Mittel des Schleswig-Holsteinischen Sparkassenverbandes nicht mehr ausreichten, die Schieflagen im Norden aufzufangen.
Bleibt die spannende Frage: Wen meint Herr Dombret? Daher die Aufforderung: Liebe Bundesbank, bitte etwas weniger nebulös! Wie sagen die Märkte immer: am schlimmsten ist Unsicherheit über die Absichten der Aufseher!