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Creditreform

Es sind immer wieder dieselben drei leistungswirtschaftlichen Defizite in der Wertschöpfungskette, die Unternehmen in die Knie zwingen. Warum ist das so – und wie lässt sich rechtzeitig gegensteuern?

Es gibt immer wieder Krisensituationen für Unternehmen. Viele Unternehmen können sich trotzdem erfolgreich behaupten. Andere wiederum müssen in moderateren Rezessionsphasen oder gar in Zeiten des Wirtschaftsaufschwungs den Weg zum Insolvenzgericht antreten oder restrukturiert werden.

Warum aber ist ein Unternehmen nicht mehr ausreichend wettbewerbsfähig? Fragt man Unternehmen oder verfolgt die öffentliche Diskussion in den Medien, so dominieren immer wieder dieselben vermeintlichen Ursachen, die zu Liquiditätskrisen führen, wie
◾ kurzfristiges Wegbrechen von Märkten,
◾ mangelnde „Treue“ des Fremdkapitals,
◾ der internationale Wettbewerb,
◾ Währungsschwankungen oder
◾ Export- oder Import-Hemmnisse.

Zu großen Teilen sind dies jedoch nur die letzten Tropfen, die das berühmte Fass zum Überlaufen brachten. Die wirklichen Ursachen der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit liegen zumeist an anderen Stellen. Wie Hauschild bereits vor langem verdeutlichte, lässt sich die Ursachen-Wirkungskette von einer Liquiditätskrise über eine Ertragskrise und eine Strategiekrise zu einer leistungswirtschaftlichen Krise zurückverfolgen.

Die schwächsten Glieder der Wertschöpfungsketten

Es sind letztlich leistungswirtschaftliche Defizite, die die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen erodieren lassen. In guten Zeiten täuschen Erträge über leistungswirtschaftliche Defizite hinweg, in schlechten können diese Defizite aber das Leben kosten. Deshalb muss man genau an dieser Stelle ansetzen, um die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen langfristig zu sichern.

Die Erfahrungen aus Restrukturierungs- und Sanierungsprojekten sowie Sachverständigenanalysen zeigen dabei, dass die Probleme immer wieder an denselben Stellen der Wertschöpfungskette zu finden sind! Zerlegen wir dazu einmal die Wertschöpfungskette in fünf Bausteine(Abb.):

Bausteine der Wertschöpfungskette

Baustein 1 bilden die Herstellungsprozesse; also das, was an einer einzelnen Produktionsanlage oder Maschine getan wird. Die Herstellungsprozesse sind durch Materialflüsse (Baustein 2) miteinander verbunden. Diese Materialflüsse werden durch Informationsflüsse (Baustein 3) angestoßen. Die Informationsflüsse wiederum werden auf der Planungs- und Steuerungsebene (Baustein 4) koordiniert („disponiert“).
Und die Planungs- und Steuerungsebene ist dafür verantwortlich, dass die Architektur der Wertschöpfungskette (Baustein 5) umgesetzt wird. Das Ergebnis einer solchen fünfschichtigen Wertschöpfungskette ist das Produktportfolio (Baustein 6), und dieses muss sich am Markt behaupten. Die zentralen Probleme der Wertschöpfungskette, findet man oft an folgenden drei Stellen:

  • beim Produkt-Portfolio,
  • bei der Planung und Steuerung der Prozesse, sowie
  • bei der Architektur der Wertschöpfungskette.

Die drei Stellen bedürfen also größerer unternehmerischer Aufmerksamkeit. Hand aufs Herz: Er von uns widmet diesen Themen ausreichend Zeit?!