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© Staufen

Die Angst in der Wirtschaft nimmt zu. Unternehmen fürchten verstärkt Disruption und Verdrängung durch innovative Entwicklungen. Jede zweite Führungskraft in Deutschland sieht das eigene Unternehmen stark bedroht. Die Konsequenz: Der Anpassungsdruck und die Dringlichkeit für Veränderungen steigen.

Dies verdeutlicht der aktuelle „Change Readiness Index“ der Unternehmensberatung Staufen. Dafür wurden im Rahmen der Studie „Erfolg im Wandel“ mehr als 400 Top-Führungskräfte deutscher Unternehmen befragt.

Eins der Ergebnisse der Studie: Die fortschreitende Digitalisierung und Individualisierung der Herstellung von Produkten sowie von Dienstleistungen sorgt für Nervosität – und zwar branchenübergreifend.

Zwar ist vor allem die Automobilindustrie aktuell stark durch Disruption bedroht, doch auch Elektroindustrie sowie Maschinen- und Anlagenbau sehen sich dem Wandel gegenüber. Weder Großkonzerne noch der Mittelstand oder Kleinunternehmer können sich ihm entziehen. Denn die Gefahr ist groß, teilweise oder vollständig vom Markt verdrängt zu werden.

Zum Autor:

Willhelm Goschy ist Vorstand der Staufen AG. Seine Beratungsschwerpunkte liegen auf wertstromorientierten Fabrikkonzepten, der Implementierung von Wertschöpfungssystemen und dem Coaching von Führungskräften. Goschy studierte Betriebswirtschaftslehre in Deutschland und Großbritannien. Bei der Dr. Ing. h.c. Porsche AG sammelte er anschließend in der Funktion als Projektcontroller und Projektleiter profunde Kenntnisse in Fertigung und Montage. Seit 1999 in der Unternehmensberatung Staufen entwickelte Wilhelm Goschy als Senior Partner und Business Unit Leiter Führungskräfte, leitete Großprojekte, konzipierte die Ausbildung von Lean Experten und ist heute unter anderem verantwortlich für die Entwicklung des internationalen Beratungsgeschäfts.
www.staufen.ag

Das Gefühl der Bedrohung wächst

Die befragten Unternehmen schätzen die Bedrohungen durch innovative Entwicklungen deutlich höher ein als in der vor zwei Jahren erstmals erstellten Studie. So sahen 2017 nur 40 Prozent der Befragten das eigene Unternehmen in Gefahr, in diesem Jahr sind es bereits 47 Prozent.

Die Unternehmen wissen, dass sich Märkte und Technologien rasend schnell entwickeln. Sie sollten allerdings die Disruption nicht negativ bewerten. Im Gegenteil, schließlich liegt darin auch immer die Chance, etwas Neues zu probieren und im Rennen mit dem Wettbewerb einen wichtigen Vorteil zu ergattern.

Dazu gehört allerdings auch eine realistische Einschätzung. Unternehmen müssen selbstkritisch bewerten, ob sie für den Wandel bereits richtig aufgestellt sind. Der „Change Readiness Index“ der Staufen AG kann dies deutlich zeigen.

So zeigt er unter anderem, wie groß die Wahrnehmungslücke zwischen gefühlter und tatsächlicher Wandlungsfähigkeit ist. Der Vergleich zwischen der Selbsteinschätzung und den detaillierten Studienergebnissen richtet sich auf die Bereiche Strukturen, Prozesse, Führungs- und Unternehmenskultur sowie Mitarbeiter/Qualifikationen.

 

Unternehmen überschätzen ihre Change Readiness

Die Ergebnisse lassen aufhorchen: Die Unternehmen überschätzen ihre Wandlungsfähigkeit. Die Diskrepanz zwischen der subjektiven Wahrnehmung und den objektiven Analyseergebnissen ist in allen vier Bereichen hoch.

Diese Wahrnehmungslücke war bereits in der Vorgänger-Studie von 2017 deutlich sichtbar und ist in den vergangenen zwei Jahren nicht schmaler geworden. Groß ist sie nach wie vor im Bereich Führung, am kleinsten bei den Prozessen.

Doch für den Erfolg im Wandel ist eine realistische Einschätzung der eigenen Möglichkeiten entscheidend. Unternehmen aller Branchen und Größen können sich nur dann in Zukunft sicher aufstellen, wenn sie den Wandel als Chance begreifen. Sie sollten Kompetenzlücken bei der Change Readiness schnell schließen und hierfür unter anderem auf die weiterentwickelnde Führungskultur und modernes Lean Management setzen.

Ein Hinweis: Die komplette Untersuchung wird Anfang Juli auf dem BestPractice Day 2019 – Europas führendem Lean-Management-Kongress – vorgestellt.