Grundsätzlich bedeutet Privatsphäre heute, die Möglichkeit zu haben, interne und externe Reize zu kontrollieren und entscheiden zu können, was andere über uns wissen. Das ist zugegebenermaßen leichter gesagt als getan – insbesondere im Büro.
So zeigt eine unserer Studien, dass sich 95 Prozent der Arbeitnehmer ruhige, private Bereiche zum Arbeiten wünschen. Währenddessen geben nur 41 Prozent an, dass ihnen solche zur Verfügung stehen. Nicht verwunderlich, dass Menschen sich nach dem sehnen, was heutigen Büros oftmals fehlt: Privatsphäre.
Um Zusammenarbeit zu unterstützen, wurden Bürolandschaften seit den 90er Jahren immer offener. Die offene Büroform hat Vorteile für Unternehmen und Mitarbeiter. Doch gibt es deutliche Zeichen, dass einige Unternehmen zu weit gegangen sind – in vielen Büros besteht ein Ungleichgewicht zwischen Interaktion und Privatsphäre. Der Mangel an Rückzugsräumen wirkt sich nachweislich negativ auf die Kreativität, Produktivität und das Engagement der Mitarbeiter aus. Das zeigen die Ergebnisse unserer aktuellen Steelcase-Studie „Wohlbefinden am Arbeitsplatz“. Nur 15 Prozent der am wenigsten engagierten und zufriedenen Angestellten gaben an, die Möglichkeit zu haben, „sich problemlos bei der Arbeit konzentrieren“ zu können. Umgekehrt erklärten 98 Prozent der höchst engagierten Mitarbeiter, dass es ihnen möglich ist, sich im Büro zu konzentrieren. Sich konzentrieren zu können, gehört demnach zu den wichtigsten Faktoren, die bewirken, dass Mitarbeiter mit ihrer Arbeitsumgebung zufrieden und engagiert sind. In der Lage zu sein, ungestört zusammenzuarbeiten und die Möglichkeit zu haben, zu wählen, wo man arbeitet, sind weitere Faktoren, die die Zufriedenheit von Angestellten beeinflussen. Es geht also darum, die Balance zwischen Privatsphäre und Teamarbeit zu finden.
Die Balance kann durch eine entsprechende Gestaltung der Arbeitsräume erreicht werden. Dabei gibt es nicht die eine richtige Arbeitsumgebung, die Lösung ist vielmehr ein vielseitiges Ökosystem von Räumen. Ein Ökosystem
- in dem Menschen die Kontrolle über persönliche Informationen und Reize aus der Umgebung haben.
- das verschiedene Arbeitsweisen unterstützt (lernen, vernetzen, koordinieren, evaluieren, zusammenarbeiten, individuelles, konzentriertes Arbeiten inmitten anderer).
- mit einer Vielzahl an öffentlichen und privaten Räumen für Einzel- oder Teamarbeit, die sowohl persönlich zugewiesen als auch gemeinsam nutzbar sind.
- dass es Menschen erlaubt, sich zu bewegen und zwischen verschiedenen Körperhaltungen zu wechseln
Privatsphäre darf nicht länger ein Statussymbol oder eine „Belohnung“ für einige wenige sein. Es geht darum, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, aus der Menschen Energie aus Zusammenarbeit ziehen, aber auch regenerieren können. Sie werden sehen: Privatsphäre hindert uns nicht an Zusammenarbeit – tatsächlich unterstützt sie uns dabei.