Jedes Unternehmen hat heute mit Social Media Berührungspunkte. Wenn es nicht selbst in den sozialen Netzen unterwegs ist, sind es die Mitarbeiter. Privat. Oder doch nicht so privat? Wenn Mitarbeiter ihre Gedanken über ihren Berufsalltag mit Freunden öffentlich teilen, beeinflusst das Unternehmen zum Teil massiv.
Plant ein Unternehmen zum Beispiel eine Staffelübergabe an einen Nachfolger, ist das bereits eine große kommunikative Aufgabe (siehe Artikel „Professionelle Kommunikation – das A und O für einen gelungenen Nachfolgeprozess“). Läuft der Übergang allerdings etwas holprig, ist das für Mitarbeiter oft ein Grund zur Sorge, die sie mit anderen Kollegen und Freunden teilen möchten. Was bedeutet die neue Struktur für mich persönlich? Kann der Nachfolger das Unternehmen erfolgreich führen? Bleiben Kunden – und damit Arbeitsplätze erhalten? Die Liste ließe sich noch verlängern.
Es gibt also allein bei diesem Beispielfall genügend Themen, die in den sozialen Medien besprochen werden können. Und sie bekommen oft eine erstaunliche Dynamik, sobald sich Gleichgesinnte finden. In diese Kommunikation können sich Unternehmer nur schwer einklinken oder sie gar beeinflussen. Es gibt aber einige wichtige Punkte, die mindestens indirekt Einfluss auf das Kommunikationsverhalten der Mitarbeiter haben:
Transparenz: Je mehr Fragen zu kritischen oder ungewohnten Themen oder Veränderungen im Unternehmen auftauchen und nicht beantwortet werden, umso eher werden diese im Kollegen- oder Freundeskreis versucht, zu beantwortet. Dann ist Spekulation ein ständiger Begleiter. Der Unternehmer kann also insbesondere die bestehenden internen Kanäle wie Mitarbeitermedien, Mails oder den direkten Kontakt nutzen, um kontinuierlich über den Prozess zu informieren. Auch, wenn mal nicht alles zu 100 Prozent nach Plan läuft.
Zugang zum Chef: Soziale Medien weichen Hierarchien auf und verkürzen den Zugang zu Kollegen erheblich. Eine große Chance also für den Unternehmer, sich modern (z.B. durch Teilnahme in Unternehmensgruppen) und aktiv (z.B. durch gelegentliches Mitdiskutieren) den eigenen Mitarbeitern zu präsentieren.
Kritikfähigkeit: Viele traditionsreiche Unternehmen profitieren von einer gewachsenen Unternehmenskultur, bei der Ideen, Sorgen, Wünsche der Mitarbeiter ernst genommen werden. Gerade mittelständische Unternehmen sind es aber oft noch nicht gewohnt, dass diese Äußerungen der Mitarbeiter heute nicht mehr nur in den Werkshallen oder Büros, sondern auch über digitale Kanäle und zum Teil in aller Öffentlichkeit geteilt werden. Mein Tipp: diese Kanäle aktiv berücksichtigen und nicht ausschließlich die nächste Mitarbeiterbefragung heranziehen.
Einbindung: Was oft vergessen wird: Mitarbeiter sind die treibenden Kräfte im Unternehmen. Oft ist auch ihre Innovationskraft und ihre Motivation ein wesentlicher Baustein für die erfolgreiche Unternehmensentwicklung. Dieses Können und Wissen kann auch bei der Gestaltung bzw. Auswahl von Kommunikationsprozessen genutzt werden. Vergessen Sie also insbesondere in Veränderungssituationen nicht, die Meinung der Mitarbeiter konsequent mit einzubinden. Auch hier erleichtern digitale Kanäle den Zugang oft deutlich.
Da der Umgang mit dem digitalen Kommunikationsverhalten nach wie vor für viele Unternehmen recht ungewohnt ist, gibt es auch entsprechend vielseitige Erfahrungen. Es lohnt sich also, auch bei diesem Thema mit Unternehmer-Kollegen auszutauschen. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Kommentieren Sie gerne!