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Creditreform

Moderne Ausstattung, Flexibilität, flache Hierarchien, Mitspracherecht und Freiraum – dies sind nur einige der Ansprüche, denen die Generation Y bei der Auswahl ihres Arbeitsplatzes höchste Priorität beimisst. Unsere Führungskräfte von morgen sind in der Regel hervorragend ausgebildet, global vernetzt, in der digitalisierten Welt zu Hause und vor allem: auf dem Arbeitsmarkt hart umkämpft. Unternehmen und Organisationen müssen ihre Strukturen überdenken, um die jungen Talente dauerhaft für sich zu gewinnen. Ein wichtiger Faktor ist dabei die Gestaltung der Büroumgebung: Sie trägt entscheidend dazu bei, den Anforderungen der künftigen Leistungsträger gerecht zu werden und sichert Unternehmen damit einen Wettbewerbsvorteil beim Kampf um die Talente.

Bei der Auswahl ihres Arbeitgebers schaut sich die neue Generation laut einer Studie von StepStone [1] an erster Stelle die Arbeitsumgebung und -ausstattung an. 83 Prozent der Befragten messen diesen Faktoren eine große Relevanz bei. Viele Unternehmen haben daher begonnen, sich neuen Ideen und Ansätzen zu öffnen, um vor allem für jüngere Arbeitnehmer attraktiv zu bleiben. Insbesondere althergebrachte, starre Arbeitsweisen werden als nicht mehr zeitgemäß erachtet, das Thema „New Work“ hingegen gewinnt zusehends an Fahrt und wird in Fachkreisen heiß diskutiert. Gemäß dem Begründer des Konzepts, Fritjof Bergmann, stehen hier weniger der Profit als vielmehr die Bedürfnisse des Menschen im Vordergrund. Doch wie sieht dieses Modell in der Praxis aus?

Für viele Arbeitgeber bedeutet New Work noch immer, dass sie ihren Mitarbeitern Möglichkeiten zur Arbeit im Homeoffice anbieten oder alternativ einen Kickertisch ins Büro stellen – von der umfassenden Vision Bergmanns ist nicht viel zu spüren. Und genau hier müssen Unternehmen ansetzen, denn Homeoffice oder die Schaffung einer kleinen, informellen „Nische“ sind jeweils nur Teillösungen. Vielmehr geht es darum, das Büro als Ganzes zu einem Ort umzugestalten, an dem Menschen sich gerne aufhalten, weil er sich an ihre verschiedenen Bedürfnisse anpassen kann. Traditionelle Einheitslösungen sind hier nicht mehr zeitgemäß.

Alle Macht den Arbeitnehmern

Die Lösung ist ein Arbeitsplatz, der Mitarbeitern mehr Selbstbestimmung ermöglicht – nennen wir ihn einmal ein „hybrides Büro“. Ein solches Büro bietet die gleichen Vorteile wie ein traditioneller Arbeitsplatz, das heißt Teamarbeit wird unterstützt, der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen erleichtert, die Technologie ist auf dem neusten Stand. Gleichzeitig bietet ein hybrides Büro jedoch auch den Komfort und die Behaglichkeit des heimischen Wohnzimmers. Der große Unterschied zu älteren Bürokonzepten ist, dass nicht die jeweilige Organisation bestimmt, wo und wie Menschen arbeiten sollen. Sie bietet lediglich eine Umgebung, in der die Mitarbeiter selbst entscheiden können, je nach aktuellem Bedürfnis.

Überlegen Sie einmal: Wie sehr ändern sich Ihre Bedürfnisse mit den Aufgaben oder der Tageszeit im Rahmen des Büroalltags? Schnell wird klar, dass wir verschiedene Umgebungen benötigen, die zur jeweiligen Anforderung optimal passen. Egal ob konzentrierte Einzelarbeit, teamübergreifendes Brainstorming oder einfach das Bedürfnis „mal raus zu kommen“ – für all diese Situationen müssen Arbeitnehmer passende Umgebungen vorfinden. Denn jeder Tag ist anders, jede Aktivität ist anders, jeder Mitarbeiter ist anders. Aufgabe des Arbeitgebers ist es, ideale Voraussetzungen für diese vielfältigen Szenarien zu schaffen. Nur so bleiben Unternehmen interessant für hochkarätige Talente und fördern gleichzeitig Gesundheit, Engagement und Produktivität ihrer Mitarbeiter.

Vom Standard-Büro zum hybriden Alleskönner

Basierend auf einem Grundriss zeigen wir, wie Organisationen einen traditionellen Arbeitsraum in ein hybrides Büro verwandeln können, in dem das emotionale, kognitive und physische Wohlbefinden von Menschen gleichermaßen unterstützt wird.

 

Grundriss_Steelcase
Die Abbildung zeigt ganz unterschiedliche Arbeitsplätze, große Besprechungsräume und eine Cafeteria – also vielfältige Möglichkeiten für Gruppen-Arbeitsszenarien. Das trägt dem New Work-Gedanken Rechnung, da Mitarbeiter gerne in ein solches Büro kommen, statt im Homeoffice zu bleiben.   Sie treffen hier Kollegen, können sich vernetzen und Teil der Unternehmenskultur werden. Entsprechend müssen also Räumlichkeiten oder vielmehr ein System aus ganz unterschiedlichen Umgebungen geschaffen werden, die das Sozialgefüge und den Austausch unterstützen. Die Kantine beispielsweise, ursprünglich nur zum Essen konzipiert, kann heute als zentraler Treffpunkt dienen, an dem Menschen zusammenkommen, sich besprechen oder erholen können.

So wichtig wie der Austausch einerseits ist jedoch auch die Möglichkeit, sich ungestört zurückzuziehen. Es muss also Räume geben, in denen man hinter sich die Tür schließen und konzentriert arbeiten kann. Dass auch Materialien, Farben und Formen bei der Ausstattung eine maßgebliche Rolle spielen, ist längst kein Geheimnis mehr und ein wichtiger Faktor im Bestreben, das Büro zu einem „menschlicheren“ Ort zu machen.

All diese Elemente ergeben in Kombination ein zeitgemäßes, hybrides Büro, das den Ansprüchen insbesondere junger Mitarbeiter an Ausstattung, selbstbestimmtes und flexibles Arbeiten und an den Austausch auf Augenhöhe Rechnung trägt. Das Büro diesem Wandel anzupassen ist eine der größten Herausforderungen für Unternehmen nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.

 

[1] StepStone Employer Branding Report 2011