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Im Laufe meines Beraterlebens habe ich mit weit über 200 Unternehmen zusammengearbeitet und in weit mehr hineinblicken dürfen. Bei allem Respekt für die Leistung von Geschäftsleitung und Management treffe ich immer wieder auf vier systemische Fehler. In meinem letzten Block habe ich auf das Problem falscher interner Zielsysteme hingewiesen. Heute möchte ich zum Nachdenken über die vorhandene Fachkompetenz in Ihren Unternehmen anregen.

Sie mögen es als den überheblichen Blickpunkt des Beraters betrachten, doch bin ich auch selbst Unternehmer und arbeite täglich daran, meine drei Unternehmen nach vorne zu bringen und so wage ich die Behauptung, dass in vielen Unternehmen die eigene Fachkompetenz überschätzt wird.

Nicht erst in Krisensituationen sondern auch im betrieblichen Alltag, und dort vor allem bei konzeptionellen Fragen, fehlen oft das Wissen um die richtige Lösung und die Fachkompetenz, ausreichend differenzierte Lösungen zu entwickeln. Das ist im Grunde nicht verwunderlich und in keiner Weise verwerflich. Die meisten Führungskräfte kennen in ihrem Aufgabengebiet nur wenige Gestaltungsvarianten für bestimmte Aufgabenstellungen, mit denen sie in ihrem Berufsleben Erfahrungen gesammelt haben. Auf diese greifen sie immer wieder zurück, wandeln sie allenfalls leicht ab. Die Stärken und Schwächen dieser Lösungen können sie in der Folge schlecht beurteilen; besonders, wenn sich die betrieblichen Randbedingungen am Markt ändern. Letztlich fehlen ihnen zumeist ausgefeilte Werkzeuge zur Gestaltung und Auslegung der richtigen Lösungen und es fehlt ihnen die Zeit, solche Werkzeuge zu entwickeln, zu erproben, zu kalibrieren und zu optimieren.

Da die Wertschöpfungsketten in unseren Unternehmen immer komplizierter und wettbewerbsintensiver werden, geht die Zeit zu Ende, in der wir unsere Hütten noch selbst zimmern konnten. Häufig wären wir schneller und erfolgreicher, wenn wir die „konzeptionelle Wertschöpfungstiefe“ in unseren Unternehmen verringern und mehr auf externe Fachleute zurückgreifen würden, anstatt selbst zu „basteln“. Besser „Best Practice“ einkaufen, statt „medium Practice“ langwierig selbst entwickeln.