
© Seat
Dank der hohen deutschen Förderung für Plug-In-Hybride per Innovations- beziehungsweise Umweltprämie gehört es bei den traditionellen Dienstwagen-Anbietern inzwischen zum guten Ton, entsprechende Modelle zum Selbstaufladen anzubieten. Die spanische VW-Tochter Seat weckt mit dem Leon Sportstourer e-Hybrid hohe Erwartungen. Er fährt unter der jungen, sportlich ambitionierten Seat-Submarke Cupra auf den Markt.
Deutlich dynamischer
Auch optisch tritt dieses Schwestermodell von Skoda Octavia, Audi A3 Avant und Golf Variant deutlich dynamischer auf als die Konzerngeschwister, mit sehr sportlicher Aufmachung und betont aggressiver Linienführung.
Highlights sind kupferfarbene Intarsien, ein Fahrmodusregler im Lenkrad (wie bei Porsche) und ein Soundgenerator, der einen größeren Turbomotor mit Brabbelauspuff vortäuscht.
Aus dem Stand auf 100 km/h
Unter der Motorhaube des 4,64 Meter langen Kombi findet man eine Kombination aus 1,4-Liter-Benzinmotor (150 PS) und Elektroantrieb (115 PS), die zusammen auf eine Systemleistung von 180 kW beziehungsweise 245 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment kommen.
Das reicht, um den frontangetriebenen Fünftürer aus dem Stand in sieben Sekunden auf 100 km/h zu hetzen. Schluss mit der Raserei ist erst bei Tempo 225.
Am besten per Wallbox laden
Nach WLTP sollen 52 Kilometer rein elektrische Reichweite zur Verfügung stehen, im Alltag waren es eher 35 bis 40 Kilometer. Dennoch kann der PHEV-Pilot Reichweitenängste weglächeln, ihm stehen ja 40 Liter Benzin-Tankvolumen zur Verfügung, die für gut 500 Kilometer reichen.
Wer sich möglichst umweltfreundlich bewegen, also immer mit vollem Akku starten möchte, kommt aber um sehr häufiges Nachladen nicht herum. Da ist es schon praktisch, zu Hause oder am Arbeitsplatz auf eine Wallbox zugreifen zu können, sonst kann das auch schnell nerven.
Entspannt auf Langstrecke
Auf Langstrecke habe ich den ausgesprochen gut einstellbaren und ermüdungsfreien Sportsitz ebenso genossen wie den sportlich-wohnlichen Innenraum und die gute Verarbeitung. Lenkung und Bremsen sind fein zu dosieren, doch das Fahrwerk ist nicht von der sanften Sorte.
Der Komfort für die Insassen wäre höher, wenn der Kombi nicht so stark auf Spurrillen reagieren und schlechte Straßenverhältnisse wie in der Holzklasse nach innen weiterreichen würde.
Sportler-Anspruch nicht voll erfüllt
Enttäuscht war ich aber hauptsächlich vom mäßigen Temperament des Spaniers, das den Cupra-Sport-Anspruch vergessen lässt. Richtig nervig wird es sogar, wenn man per Soundgenerator sportliche Geräusche eines größeren Turbomotors auf die Ohren gespielt bekommt.
Das mag Kindern gefallen, aber wer Geld für einen Plug-in ausgibt, wird doch wohl eher die Ruhe des E-Antriebs bevorzugen.
Der teilelektrische Kombi enttäuscht in puncto E-Reichweite und vermittelt auch nur optisch einen sportlichen Eindruck. Ein nerviger Soundgenerator und ein hartes Fahrwerk trüben den täglichen Fahrspaß ebenso wie Schwächen im Infotainment. Auf der Habenseite stehen tolles Design, sehr gute Sportsitze und eine vernünftige Zuladung.
Frank Heide schreibt seit 16 Jahren über Autos. Für das Creditreform Magazin testet einmal im Monat die neuesten Firmenwagen. © Thomas Luther
Viel Platz für Gepäck
Ist der Akku leer, müht sich der 1,4 Liter große Verbrenner allein mit dem rund 1.660 Kilo wiegenden Kombi, was im Alltag (mit Autobahnanteil) zu Verbrauchswerten um rund acht Liter führte. 20 kWh auf 100 Kilometer verbraucht der Kombi bei rein elektrischer Fahrt, was nicht gerade wenig ist.
Die 12,8-kWh-Batterie lädt von Leer auf Voll an der Wallbox mit 3,6 kWh in weniger als vier Stunden, an einer normalen Steckdose dauert es sechs Stunden. Auf der Habenseite verbucht der Cupra Leon Sportstourer neben dem harmonischen Antrieb und dem gelungenen Design ein gutes Platzangebot und Zuladungswerte, die für Langstrecke und Urlaubsreisen sprechen. Trotz der Akkus des PHEV passen 470 bis 1.450 Liter Gepäck hinter die Sitze.
Ausfall bei der Assistenz
Letztlich trübte den Gesamteindruck, dass der Cupra Leon einige Male durchaus irritierende Ausfallhinweise zu den Assistenzsystemen meldete, die Sprachsteuerung mich nicht verstand und ich nur mit Mühe die hyperaktive Spurwarnung ausschalten konnte. Man kennt das von anderen Konzernprodukten aus VWs Modularem Querbaukasten und wünscht sich baldige Besserung.
Technische Daten:
Cupra Leon Sportstourer e-Hybrid
Motor und Antrieb: 1,4-Liter-Benziner (110 kW/150 PS) + Elektromotor
(85 kW/115 PS) = 180 kW/245 PS
Systemleistung, max. Drehmoment: 400 Nm, 6-Gang-Doppelkupplungs-getriebe, Frontantrieb
Beschleunigung: 0–100 km/h: 7,0 Sek
Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h
Normverbrauch: 1,1–1,3 Liter
CO2-Ausstoß: 32–34 g/km
Emissionsklasse: A+
Elektrische Reichweite (WLTP): 52 Kilometer
Preis: ab 40.095 Euro (abzüglich Innovationsprämie)