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Creditreform

„Zeig mir, wie du baust und ich sage dir, wer du bist“, wusste schon Christian Morgenstern zu formulieren. Scheinbar niemals endende Bauprojekte wie den Berliner Flughafen hatte er damals wohl aber nicht auf der Rechnung. Hier einige interessante Fakten rund um den Wirtschaftszweig.
Fotos: © Klaus Niesen; Creditreform-Magazin 02/2016

 

 

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Im Interview:
Christoph Motzko, Professor am Institut fur Baubetrieb an der Technischen Universität Darmstadt.

 

Wie steht die Branche hierzulande da?
Die Baubranche, eine der tragenden Säulen unserer Volkswirtschaft, ist positiv gestimmt. Der deutsche Markt fur Bauleistungen ist der größte in Europa und die Aussichten für 2016 sind in allen Sektoren gut. Einige Beispiele: Dem Gebäudesektor wird das größte CO₂-Emissionsminderungspotential beigemessen – dies ist ausschließlich unter Mitwirkung der Branche möglich. Enormes Potential birgt auch der Erhalt und der Ausbau bestehender Infrastruktur. Und die Renaissance der Stadt als Lebensraum stellt neue Aufgaben an Stadtplanung und Bauausführung. Trotzdem: Strukturell ist der fast vollständige Verlust großer deutscher Baukonzerne und damit die Einbuße der hohen internationalen Relevanz und technischen Dominanz zu beklagen. Erfreulich ist hingegen die dynamische Entwicklung kleiner und mittelständischer Bauunternehmen.

Welche Herausforderungen gibt es mittel- bis langfristig?
Da sind insbesondere die Demografie, die Nachhaltigkeit und die Digitalisierung zu nennen. Einen besonders wichtigen Punkt bildet die Realisierung von Großprojekten, die mit der Implementierung neuer, rechnergestützter Technologien wie BIM sowie neuer Arbeitsformen in Bauprojektorganisationen verbunden ist. Dazu ist eine Intensivierung von Forschung und Entwicklung erforderlich. Als Konstante bleibt die Arbeit am Image der Branche.

Was kann die Politik tun, um eine positive Entwicklung zu unterstützen?
Die Politik sollte Investitionen in die Zukunft fördern. Investitionen in die Infrastruktur sichern den Industriestandort Deutschland und begründen seine Wettbewerbsfähigkeit. Dabei ist die Qualität der gebauten Umwelt als lebenswerter Raum für künftige Generationen herausragend. Qualität wird nicht in einem Preiswettbewerb erzielt, sondern im Kompetenzwettbewerb herauskristallisiert – Änderungen der Regeln im Vergaberecht sind erforderlich. Im Ergebnis des Kompetenzwettbewerbs können positive Effekte in Bezug auf Rentabilität und Kreditwürdigkeit von Bauunternehmen erwartet werden. Weitere Elemente sind im Bereich der Bildung auszumachen, etwa die Förderung von MINT-Fächern und die auskömmliche Finanzierung von Hochschulen.

 

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