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Creditreform

Die Preise für Strom, Öl und Gas dürften auch in den nächsten Jahren weiter anziehen. Umso wichtiger, die Kosten hierfür im Griff zu behalten oder gar zu senken, wie unsere drei Beispielunternehmen es vormachen. Auch die Hannover Messe bietet dazu viele Anregungen.

Für Unternehmen wird das Thema Energieeffizienz immer drängender. So stuften in einer Umfrage der Deutschen Energie-Agentur (dena) 87 Prozent der befragten Unternehmen des produzierenden Gewerbes das Thema als sehr wichtig oder wichtig für ihren Betrieb ein. Diese Denkweise setzen sie konsequent um: Zwei von drei Unternehmen geben an, in den nächsten zwei Jahren Geld für konkrete Sparmaßnahmen ausgeben zu wollen.

Grund für diese Investitionen: Energie wird immer teurer. Das trifft Betriebe mit höherem Verbrauch wie Bäckereien besonders. Sie benötigen im Schnitt 3,41 Kilowattstunden Energie pro verarbeitetem Kilogramm Mehl. „Bei Nutzung veralteter Anlagen steigt der Verbrauch schnell auf das Doppelte“, rechnet Gerd Marx von der EnergieAgentur.NRW vor. Die Kosten machen zwischen zwei bis fünf Prozent des gesamten Aufwandes für die Produktion aus. Fatal daran ist, dass die Gewinnspanne in diesem Gewerk etwa genauso hoch liegt. Stetig steigende Energiepreise drohen diese schnell aufzuzehren. Da hilft nur eins: Prozesse so energiesparend und effizient wie möglich gestalten.

Diesen Weg schlug beispielsweise die Malzers Backstube GmbH & Co. KG in Gelsenkirchen mit ihren 145 Filialen und etwa 2.000 Mitarbeitern ein. 2013 erweiterte das Unternehmen seine Produktionsstätte in Gelsenkirchen und errichtete ein Blockheizkraftwerk (BHKW), einen Zwölfzylindermotor mit 1.200 PS, der einen Generator zur Stromerzeugung antreibt. Seitdem erzeugt Malzers zusammen mit einer 7.000 Quadratmeter großen Photovoltaikanlage umweltfreundlich etwa drei Viertel des Stromverbrauchs selbst. Das gasbetriebene BHKW stellt darüber hinaus Wärme, Kälte und Dampf bereit und ist mit einer Absorptions-Kältemaschine gekoppelt. So kann die im Sommer oftmals nicht nutzbare Abwärme zur Kühlung von Rohstoffen verwendet werden. Insgesamt investierte Malzers mehr als zwei Millionen Euro in die neue Anlage. Binnen sechs Jahren soll sich diese Summe beim „Klimabäcker“ rechnen. „Die Entscheidung für den Bau des BHKW fiel uns recht leicht. Durch die doppelte Energienutzung leisten wir einen Teil zum Umweltschutz im Ruhrgebiet und sind in Kombination mit der Photovoltaikanlage in der Lage, einen Großteil der benötigten Energie selber zu produzieren“, so Hans-Joachim Scherpel, Inhaber von Malzers Backstube.

Enormes Sparpotenzial

Manchmal führen selbst simple Ideen zu Einsparmöglichkeiten. So suchte Thomas Gerhard, Geschäftsführer der Ardau Weinimport GmbH aus Spich bei Bonn, auf einem Weinfest in einem Festzelt Schutz vor der strahlenden Sommersonne. Doch auch dort wurde es unerträglich heiß. Schließlich bespritzte die Feuerwehr das Zelt von außen mit Wasser. Sofort sank die Temperatur rapide. „Genau in dem Moment dachte ich an meine Lagerhalle“, sagt Weingroßhändler Gerhard. Dort lagern Tausende wertvolle Flaschen – und im Sommer wird es in den oberen Lagerregalen schnell sehr heiß. Das bekommt dem Wein nicht gerade gut. Gerhard installierte kurzerhand auf der Lagerhalle eine Bewässerungsanlage. Diese benetzt in den heißen Sommermonaten tagsüber das Dach mit einem Wasserfilm. „Dafür fördere ich Grundwasser aus einem Brunnen auf meinem Grundstück“, berichtet Gerhard. Das nicht verdunstete Wasser fließt über Rohre wieder zurück in einen Teich und ins Grundwasser. Der Erfolg: „Mit dieser Anlage ist es selbst in heißen Sommern nicht wärmer als 22 Grad unter dem Dach der Halle“, so Gerhard. Zusätzlich hat er auf dem Büro- und einem anderen Lagerdach eine Photovoltaikanlage installiert. Energiesparende Beleuchtung in den Lagerhallen, Wärmedämmung an Heizungsrohren und Hallentoren brachten weitere Einsparungen. Für alle Maßnahmen zahlte Gerhard rund 10.000 Euro und spart nun pro Jahr rund 5.000 Euro.

Den umgekehrten Weg ging das IT-Beratungsunternehmen Erecon AG. „Wir haben die Ansicht hinterfragt, dass es in einem Serverraum kühl zu sein hat“, sagt der Vorstandsvorsitzende Harald Rossol. Die Bremer testeten zunächst, ob die Server auch bei Temperaturen von 35 Grad problemlos arbeiten, statt der sonst üblichen 19 bis 21 Grad. Es funktionierte. Zusätzlich beheizt das Unternehmen seine Büros mit der Abwärme der Server. Außerdem stattet Erecon sein Rechenzentrum mit energiesparenden Komponenten aus und passt die Serveranzahl an das Datenaufkommen an. Insgesamt investierten die Bremer 70.000 Euro. Erecon drückte den Stromverbrauch für die Kühlung um 65 Prozent herunter und senkte die jährlichen Stromkosten deutlich um 12.400 Euro, wie Rossol vorrechnet. Dafür verlieh ihm die dena den zweiten Preis beim Energy Efficiency Award 2013.

Weitere Informationen:

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Einen vielschichten Wegweiser zur Unternehmensförderung im Energiebereich aus dem Bundeswirtschaftsministerium in Berlin finden Sie hier.

Auf Youtube finden sich nutzwertige Erklärvideos unterschiedlicher Anbieter zu den Themen

 

Hannover Messe 2014: Energiespartipps für Unternehmer

Die Hannover Messe (7. bis 11. April) ist mittlerweile eine der maßgeblichen Messen für Innovationen und Zukunftstechnologien im Energiesektor (www.hannovermesse.de/energy). Mehr als 1.000 Aussteller präsentieren ihre Produkte wie Kabel, Transformatoren, Schalttechnik, Messtechnik, Netzleittechnik, Systemtechnik und die zu konventionellen und erneuerbaren Energien. Besonders interessant ist das Forum Efficiency Arena: Hier geht es allgemein um neue Entwicklungen zu Themen wie Energie sparen, Energieverbrauch erkennen, Wirkungsgrad von Maschinen erhöhen und Produktionsprozesse verändern. Insbesondere aber auch um Energieeffizienz in der Fabrik – und Prozessautomation, Energiemanagementsysteme sowie um Beratung und Finanzierung. Ein spezieller Pumpentag informiert über hocheffiziente neue Pumpensysteme (Halle 14, Stand K09). Der Programmteil „Dezentrale Energieversorgung“ befasst sich mit dem Thema Energieeffizienz durch Contracting, also Energiedienstleistungen, sowie mit Kraft-Wärme-Kopplungen und mit Blockheizkraftwerken. Auf dem Gemeinschaftsstand des ZVEI (Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie) und des B.KWK (Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung) bieten zahlreiche Projektbeispiele mit Contracting und KWK-Anlagentechnik sowie Diskussionsveranstaltungen einen Überblick über Trends und Entwicklungen (Halle 27, Stand J50).