Beim Wort „Sparen“ denken die meisten Firmen an Strom oder Rohmaterialien – mit der Ressource Wasser gehen sie aber in der Regel viel zu freizügig um. Mit intelligenter Technik lassen sich Verbrauch und Ausgaben reduzieren, wie zwei Unternehmensbeispiele zeigen.
In den 1970er Jahren wussten nur Öko-Insider etwas mit dem Begriff Nachhaltigkeit in der Produktion anzufangen und die heute bei Unternehmen üblichen Nachhaltigkeitsberichte existierten noch nicht. Doch schon damals gab sich die Neumarkter Lammsbräu Gebr. Ehrnsperger KG in der Oberpfalz eigene Umweltleitlinien. „Seitdem plant und produziert unser Familienunternehmen bis zum heutigen Tag nach diesen immer wieder überarbeiteten Vorgaben“, sagt die Lammsbräu-Generalbevollmächtigte Susanne Horn.
Wasser sparen, Betriebskosten senken
Diese Leitlinien regeln alle Bereiche der Brauerei, auch den Verbrauch der wertvollen Ressource Wasser. So wird bereits seit 2003 das Regenwasser über mehrere Brauereidächer mit einer Fläche von fast 2.000 Quadratmetern aufgefangen. Mit dem Regenwasser speist Lammsbräu die Kühlkondensatoren in der Kälteanlage und die Verdunstungskondensatoren. „So sparen wir Gebühren für Trinkwasser und für die Ableitung von Niederschlagswasser“, so Horn. In den letzten zwei Jahren fing Lammsbräu insgesamt 907 Kubikmeter Regen auf. Seit das Unternehmen die Regenwassersammelanlage im Jahr 2003 installierte, sparte es insgesamt 6.931 Kubikmeter Frischwasser sowie erhebliche Mengen an Enthärtungssalz ein – und senkte damit die Betriebskosten.
Den Wasserverbrauch zu senken – dafür gibt es einen guten Grund. Denn die Wasserpreise kennen nur eine Richtung: nach oben. So stieg die Grundgebühr von 2005 bis 2013 um 19 Prozent, das Entgelt je Kubikmeter um acht Prozent. Hinzu kommen Abwassergebühren, die bestenfalls gleich hoch ausfallen wie Frischwassergebühren, meist jedoch um etliches teurer sind. Da verwundert es nicht, dass deutschlandweit der Hahn eher zugedreht wird. So sank der Gesamtverbrauch in der Bundesrepublik seit 1990 von knapp sechs Milliarden Kubikmeter auf rund 4,5 Milliarden Kubikmeter Wasser in 2012. Und auch der Anteil der Industrie ging im selben Zeitraum von 19,5 auf 14,3 Prozent zurück, so der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft.
Mehrfachnutzung liegt im Trend
Doch die Ableitung von Abwasser zum Beispiel hat nicht nur zur Folge, dass Firmen Frischwasser beziehen müssen, sondern es gehen auch gleichzeitig Roh- und Hilfsstoffe, Zwischen- und Endprodukte sowie Wärmeenergie, die auf diesem Weg verloren. Zudem hat die Mehrfachnutzung von Wasser aufgrund von Kostensteigerungen für Abwassereinleitungen sowie von erhöhten gesetzlichen Anforderungen an Bedeutung gewonnen. Deshalb stellt Kathrin Rübberdt von der Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. (Dechema) einen generellen Trend fest: „Prozesswässer werden vermehrt im Kreislauf geführt“.
Diesen Weg geht auch die Ulmer Fluoron GmbH. Sie entwickelt und produziert hochreine Biomaterialien für die Netzhautchirurgie. Das Unternehmen sterilisierte bis vor einiger Zeit diese Medizinprodukte in einem Dampfsterilisator mit 121 Grad heißem Wasserdampf und einem Überdruck von zwei Bar Atmosphäre. Die heiße Kammer wurde danach von außen mit kaltem Leitungswasser gekühlt. Anschließend floss das Abwasser in die Kanalisation, wertvolle Abwärme ging verloren. Mit teurer Fernwärme heizte das Werk dann Wasser auf die erforderliche hohe Temperatur wieder auf.
Finanzielle Unterstützung
Mit Fördermitteln aus dem Umweltinnovationsprogramm des Bundesumweltministeriums ersetzte das Unternehmen nun den bisher verwendeten Dampfsterilisator durch zwei innovative Autoklaven. Das sind, ähnlich wie Schnellkochtöpfe, gasdicht verschließbare Druckbehälter, die zum Beispiel für die Sterilisation im Überdruckbereich eingesetzt werden. Fluoron rüstete die Aggregate mit Kühlkreisläufen aus, die untereinander über Wärmetauscher verbunden sind, und schloss sie zudem an die Wärmerückgewinnungsanlage des Unternehmens an. Dadurch lässt sich die bisher ungenutzte Abwärme aus der Kühlung zurückgewinnen und in das betriebliche Heizungsnetz einspeisen.
Rund 80 Prozent der durch die beiden Autoklaven erzeugten thermischen Energie gewinnt Fluoron mit der neuen Technologie zurück. Positiver Nebeneffekt: Auch der jährliche Stromverbrauch für die Autoklaven reduziert sich um 3.130 Kilowattstunden, das entspricht immerhin 33 Prozent. Hinzu kommt: Durch die geschlossenen Kühlkreisläufe sinkt der jährliche Wasserverbrauch um 1.100 Kubikmeter – eine Verbrauchsminderung von insgesamt 93 Prozent.

Nachhaltiges Wirtschaften gehört für die Geschäftsführung der Neumarkter Lammsbräu, Franz Ehrnsperger und Susanne Horn, seit langem zum Unternehmensalltag. © Lammsbräu
Solch hohes Sparpotenzial wird die Neumarkter Lammsbräu nicht erreichen, aber auch die Brauerei setzt auf Recycling, um den Frischwasserverbrauch zu senken. So verwendet das Unternehmen für die Vorreinigung von Getränkekästen ausschließlich laugenhaltiges Reinigungswasser aus der Flaschenwaschanlage. Mit Frischwasser muss nur noch einmal nachgespült werden. In der Folge sank der Wassereinsatz gegenüber 2013 um 8,5 Prozent auf 5,8 Hektoliter pro Hektoliter Getränk. Das hatte auch Auswirkungen auf das Abwasservolumen: Die Menge reduzierte sich 2014 im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent auf den Rekordwert von 3,4 Hektoliter pro Hektoliter Verkaufsgetränk.
Für all diese Bemühungen zeichnete die Europäische Kommission Lammsbräu 2012 mit dem renommierten EMAS-Award zum Thema „Wassermanagement“ in der Kategorie der mittelgroßen Unternehmen aus. Zum Hintergrund: EMAS (European Management and Audit Scheme) zählt weltweit zum anspruchsvollsten Auditierungssystem für nachhaltiges Umweltmanagement. Alle Firmen, die die strengen Anforderungen der Verordnung erfüllen, dürfen das EMAS-Logo führen und verpflichten sich, ihre Umweltleistung systematisch zu verbessern. Das senkt nicht nur die Kosten, sondern kommt auch gut an – bei Lieferanten, Kunden und Mitarbeitern.
MEHR INFORMATIONEN ZUM WASSERSPAREN
Mithilfe zahlreicher Organisationen können Firmenchefs den Wasserverbrauch in ihrem Betrieb reduzieren. Hier einige überregionale Anlaufstellen und zwei Förderprogramme für Unternehmen:
Der TÜV Süd hilft, die Wassereffizienz zu steigern, Wassermanagementsysteme einzuführen oder unternehmensindividuelle Wasserstrategien zu entwickeln. Zahlreiche Anregungen bietet die alle zwei Jahre stattfindende Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft IFAT sowie die Fachabteilung Wasser- und Abwassertechnik des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau.
Für die Einführung wassersparender Technik bietet der Staat finanzielle Hilfe wie zum Beispiel das BMUB-Umweltinnovationsprogramm über die KfW oder das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des Bundeswirtschaftsministeriums.