Autos „made in Germany“ sind weltweit gefragt – laut Verband der Automobilindustrie ist jeder fünfte verkaufte Wagen ein deutsches Fabrikat. Doch wie steht es aktuell um dieses wichtige Wirtschaftssegment? Eine Bestandsaufnahme – und ein Blick in die Zukunft.
Situation heute:
Drei Fragen an den Zukunftsforscher Lars Thomsen von der Future Matters AG
Wie steht die deutsche Automobilbranche aktuell da?
Die Rahmenbedingungen der individuellen Mobilität verändern sich schneller als jemals zuvor – und zwar weltweit. Hierzulande haben wir derzeit folgende spannende Situation: eine international sehr erfolgreiche Automobilindustrie, die bestrebt ist, das Bestehende kontinuierlich zu verbessern – und neue Herausforderer, zum Teil aus ganz anderen Industrien, die versuchen, individuelle Mobilität ganz neu zu erfinden.
Vor welchen drei großen Herausforderungen stehen die deutschen Hersteller also mittel- und langfristig?
Erstens vor dem Kampf um die besten Talente – er tobt bereits auf globalem Niveau. Die deutschen Hersteller müssen aufpassen, ihre besten und brillantesten Köpfe nicht nach Kalifornien zu verlieren. Zweitens: die Energiewende. Sie findet nicht nur im Netz, sondern auch in den Antriebskonzepten statt. Wer sich heute nicht intensiv mit Batterien, E-Antrieben und Leistungselektronik auseinandersetzt, hat kaum noch eine Chance. Und drittens: In den kommenden 520 Wochen wird das Auto in erster Linie ein intelligenter, rollender Computer. Der Wertschöpfungsanteil von Software, Elektronik und Intelligenz übersteigt schon vor 2020 den der traditionellen Hardwarekomponenten.
Wie kann die Politik dabei helfen?
Im Wettlauf um die Innovationen der Zukunft braucht es vonseiten der Politik Mut, Weitsicht und Verständnis für Trends und Wechselwirkungen. In der Bildungspolitik brauchen wir Innovationen, damit Schüler bereits lernen, schlaue Fragen zu stellen, anstatt die alten Antworten auswendig zu lernen. Für Innovatoren braucht es Risikokapital und -kultur, damit Ideen einen schnellen Weg zum Markt finden. Generell ist es sinnvoller, Ideen auszuprobieren statt jahrelang zu diskutieren.