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Creditreform

Obwohl es in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz gibt, gehen auch im Sommer 2013 viele Eltern bei der Suche für ihre Kinder leer aus – ein Debakel, wenn beide wieder als Angestellte arbeiten wollen. Wie sich Job und Familie trotz widriger gesellschaftlicher Umstände verbinden lassen, haben Angela Koszewa und ihr Mann Robin gezeigt: Sie gaben mit einer Gründungsidee aus dem Familienalltag ihre gut dotierten, aber unflexiblen Jobs im Finanzsektor auf, um das Unternehmen NONOMO ins Leben zu rufen.

Das Risiko zahlte sich aus: „Unsere Geschäftsidee schlug ein, die Selbstständigkeit bot uns den nötigen Freiraum, um Beruf und Familie optimal zu leben“, erzählt Angela Koszewa, die inzwischen Tochter Ella zur Welt gebracht hat. Die Mutter zeigt sich überzeugt: „Gerade für Frauen lassen sich nirgendwo sonst Kind und Karriere so gut verbinden wie in der Selbstständigkeit.“ (mil)

Hier ihre Tipps:

Familien brauchen Nähe

„Als Familie brauchen wir vor allem eins: Nähe“, betont Angela Koszewa. Während Sohn Nolan mit seinen fünfeinhalb Jahren mittlerweile aus dem Gröbsten raus ist, braucht das im April geborene Töchterchen Ella noch viel Geborgenheit. Zwei Wochen nach der Geburt wieder arbeiten? Für die selbstständige Unternehmerin kein Problem: Ob vormittags im Büro oder nachmittags im Home-Office, Ella ist stets an ihrer Seite. Wenn der Säugling schläft, hat die Mutter Zeit, sich um den Vertrieb zu kümmern oder Mitarbeiter zu briefen. Gleichzeitig nimmt sie sich im Betrieb die nötigen Freiräume, um die Kleine zu stillen oder zu trösten. Oder kann die Tochter schnell in vertraute Hände abgeben, wenn sie in ein Kundengespräch geht. „In Afrika sagt man: Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen. Das ist definitiv so“, sagt Angela Koszewa schmunzelnd.

Neue Rollenbilder leben

Der Mann macht Karriere, die Frau arbeitet Teilzeit und kümmert sich um die Kinder: Diese klassische Rollenverteilung sucht man bei den Koszewas vergeblich.Papa Robin, bei NONOMO verantwortlich für den Produktionsablauf und die Qualitätskontrolle, kann Ella bei Bedarf übernehmen. „Ich treibe meine beruflichen Visionen ohne Abstriche voran und muss trotzdem nicht auf Familie verzichten“, erklärt die Unternehmerin. Schließlich trage ihr Mann gleichberechtigt zur Erziehung der beiden Kinder bei und habe teil an jedem Entwicklungsschritt, den die Kleinen machten. „Wir leben unseren Kindern zeitgemäße Rollenbilder vor“, ist sich die Unternehmerin sicher.

Doppelkarrieren bei Selbstständigen häufiger

Tatsächlich sind Doppelkarrieren, also Wege, bei denen beide Partner berufliche Ambitionen umsetzen, bei Selbstständigen häufiger anzutreffen als bei Angestellten, bestätigt eine Studie des Instituts für Mittelstandsforschung, der Universität Mannheim und der Universität Hohenheim. Die Untersuchung zeigt auch, dass Paare, bei denen die Frau selbstständig ist, mehr Kinder haben als Paare, bei denen beide abhängig beschäftigt sind und ihre Karrieren verfolgen. Die Wissenschaftler führen beides unter anderem auf die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf in vielen Unternehmen zurück.

Neue Arbeitszeitmodelle schaffen Abhilfe

Die Studie deckt sich mit Koszewas Beobachtungen: „Viele Arbeitgeber sind im Umgang mit jungen Müttern immer noch viel zu unflexibel.“ In anderen Ländern sei es selbstverständlich, dass Kinder bei der Arbeit ihrer Eltern in der Nähe seien. „Hier muss jeder seine Kinder wegorganisieren, um arbeiten zu können.“ Ihr schweben nicht nur ein verstärkter Ausbau von Betriebskindergärten, sondern auch neue Arbeitszeitmodelle und -orte vor. „Wir müssen weg von der 9-to-5-Mentalität hin zu zielorientierten Arbeitsvorgaben“, findet Angela Koszewa. Gleichzeitig ermutigt sie junge Eltern, mit ihren Arbeitgebern neue, flexible Lösungen zu finden. In ihrem Familienunternehmen zeigt sich die Mutter jedenfalls offen für neue Wege. „Mutter oder Unternehmerin? Ich bin mit ganzem Herzen beides!“

Weitere Hinweise und Materialien zum Thema Selbständigkeit finden Sie auf der Website zum Projekt „Dual Career Couple“.