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Creditreform

Wer Diesel fährt, den quälen in diesen Tagen möglicherweise Sorgen. Was tun, wenn es flächendeckend zu Dieselfahrverboten kommt? Für viele Betriebe bietet sich heute schon E-Mobilität als Alternative an. Elektronutzfahrzeuge liefern in nahezu allen Gewichtsklassen alles – nur keine Emissionen.

Elektroautos produzieren keine Stickoxide, keinen Feinstaub und sie verursachen kaum Lärm. Viele Kommunen räumen deshalb E-Autos besondere Vorrechte beim Parken ein und sie gewähren ihnen Durchfahrtsrechte in Gebiete und zu Zeiten, die für Verbrenner tabu sind. Diese Privilegien bedeuten nicht nur freie Fahrt, sondern können darüber hinaus neue Geschäftsmodelle eröffnen – etwa für Kurier- und Paketdienste, die Belieferung auf der sogenannten letzten Meile, aber auch für Carsharing, Personenbeförderung oder den Aufbau und Betrieb von Ladestationen.
Die Anschaffungskosten von E-Nutzfahrzeugen, deren Komfort- und Sicherheitsausstattung hinter den Verbrennern nicht zurücksteht, sind deutlich höher. Ihre Nutzlast hingegen ist wegen der schweren Batterien oft geringer. Und wenn Zeit Geld ist, dann fällt auch die mithin sehr lange Ladedauer negativ ins Gewicht, falls die Energie während der Betriebszeit zur Neige geht und eine Schnelllademöglichkeit in weiter Ferne liegen sollte. Das große Problem von E-Autos heißt in der Praxis „Reichweite“. Bis zu 280 Kilometer gemäß Norm versprechen die Hersteller. Spezielle Eco-Fahrprogramm-Modi sollen helfen, mit dem Batteriestrom hauszuhalten. Jedoch reduziert sich im Alltagsbetrieb der theoretische Aktionsradius zum Teil ganz erheblich. Licht, Heizung, Klimaanlage, Radio: Jeder aktive Stromverbraucher geht zulasten der Reichweite. Auch die Beladung kostet Kilometer. Je 100 Kilogramm Zuladung vermindert sich die Reichweite um circa drei Prozent.

Der große Pluspunkt: Im Unterhalt fahren E-Autos wegen der geringeren Aufwendungen für Wartung und Kraftstoff erheblich günstiger. Darum kann sich unterm Strich ein in der Anschaffung teureres E-Nutzfahrzeug für einen Betrieb rechnen. Neu zugelassene Elektroautos sind zehn Jahre lang von der Kfz-Steuer befreit. Im Anschluss ermäßigt sich die Kfz-Steuer um 50 Prozent. Zudem kommen auch Unternehmer beim Kauf eines E-Autos in den Genuss der staatlichen Kaufprämie in Höhe von 4.000 Euro (Staat und Hersteller teilen sich hälftig die Kosten). Der Fördertopf ist mit 1,2 Milliarden Euro gefüllt; er soll für mindestens 300.000 Anträge reichen. Bis zum 28. Februar 2017 wurden erst 12.650 Anträge gestellt und die Förderphase läuft noch bis Juni 2019, sofern die Mittel nicht früher aufgebraucht sind. Außerdem können E-Nutzfahrzeugkäufer von einer Diesel-Eintausch-Aktion profitieren. Aktuell bietet zum Beispiel Nissan einen Diesel-Deal beim Kauf eines E-Nutzfahrzeugs an.

Die Frage, ob sich E-Mobilität rechnet, lässt sich allerdings auch anders als nur mit dem Taschenrechner beantworten. Denn drohende Dieselfahrverbote machen es erforderlich, Mobilität in Städten und Ballungsgebieten neu zu denken. „Bis 2025 wollen wir in allen deutschen Großstädten emissionsfrei zustellen“, sagt etwa Daniel Petersen, Area Manager Operations im Hermes Depot Hamburg. Und was ist mit der Reichweitenangst? Roland Schüren von der Bäckerei Schüren in Hilden lässt sie als Argument gegen den gewerblichen Einsatz von E-Autos im urbanen Raum nicht gelten: „Wer in seinem Betrieb die notwendige Mobilität umsichtig plant, kann Elektrofahrzeuge einsetzen.“ Würde die Tagesfahrleistung von 150 Kilometern nicht überschritten, dann stellten Elektro-Nutzfahrzeuge bereits heute eine Option dar, die sich betriebswirtschaftlich rechne, so Schüren: „Mit Gewerbestromtarif fahren E-Transporter zu Kosten, die etwa einem Drittel des aktuellen Dieselpreises entsprechen.“

Mit den folgenden acht Modellen bringen Unternehmer ihren Lieferverkehr schon jetzt elektrisch in Fahrt:

VW e-load up!

© Volkswagen AG

© Volkswagen AG

Der vollelektrische Cityflitzer von Volkswagen bietet sich für den Boten- und den kleineren Lieferverkehr an. Mit einer Länge von gut 3,60 Metern ist er ein wendiges Vehikel, das auch kleine Parklücken entert. Dabei verfügt der äußerlich klein wirkende Transporter, der keine Rückbank besitzt, mit seiner ebenen Ladefläche und einem Stahltrenngitter zum Fahrerplatz über fast einen Kubikmeter Ladevolumen. Aufladen lässt sich der e-load up! an jeder Haushaltssteckdose (Ladezeit 8,5 Stunden), mittels Wallbox (Ladezeit 5,5 Stunden) oder zwecks Schnellladung an einer Gleichstrom-Ladesäule, wo die Batterie in 30 Minuten auf bis zu 80 Prozent aufgeladen werden kann.

Peugeot Partner Electric / Citroen Berlingo Electric

© PEUGEOT

© PEUGEOT

Aus dem Hause PSA kommen die baugleichen Hochdachkombis Citroën Berlingo und Peugeot Partner. Die beiden Kastenwagen bieten vorne drei Sitzplätze und werden in zwei Längenversionen angeboten. Die Ladefläche ist dank großer seitlicher Schiebetüren und asymmetrisch geteilter Flügeltüren hinten gut zugänglich, sodass dort bis zu zwei Europaletten Platz finden können. Eine Komplettladung der Akkus über die Haushaltssteckdose dauert etwa 8,5 Stunden. Per Schnellladung erreichen die Batterien nach 30 Minuten einen Ladestand von 80 Prozent.

Renault Kangoo Z.E.

© Renault

© Renault

Renault bietet seinen Kompaktlieferwagen mit zwei bis fünf Sitzen sowie in vier Versionen und zwei Längen als Kangoo Z.E. und als Maxi Z.E. an. Je nach Modell fasst das Ladeabteil 3,0 bis 4,6 Kubikmeter und bis zu 632 Kilogramm. Das Beladen erleichtern Schiebetüren sowie um 180 Grad zu öffnende Hecktüren. Die Reichweite soll mit voller Batterie bei 270 Kilometer liegen, wobei Renault unter realen Bedingungen – zum Beispiel im Zustelldienst mit viel Stop-and-Go-Betrieb – gut 200 Kilometer als realistisch einstuft. An einer Wallbox mit 3,7 kW oder 11 kW dauert das komplette Aufladen der Akkus gut 11,5 Stunden. An Ladesäulen mit 22 kW oder 43 kW braucht es rund neun Stunden bis zur kompletten Ladekapazität. Eine Schnellladefunktion steht nicht zur Verfügung.

StreetScooter Work Box

© StreetScooter

© StreetScooter

Der junge Elektrofahrzeughersteller StreetScooter ist ein Unternehmen der Deutschen Post. Mit dem Modell Work entwickelte die Post eine hauseigene Alternative zu ihren Dieselfahrzeugen. Mittlerweile ist der StreetScooter Work aber auch im freien Verkauf und in verschiedenen Varianten (Pure, Pickup, Box, Box L) erhältlich. Für den Lieferverkehr bietet sich der 4,71 Meter lange Work Box (bis zu 4,3 Kubikmeter Volumen und 740 Kilogramm Nutzlast) an. Für nur 3.000 Euro mehr kommt auch der 5,78 Meter lange Box L (bis zu 8,0 Kubikmeter Volumen und 960 Kilogramm Nutzlast) infrage. Die Post-erprobte Real-Reichweite liegt bei beiden Modellen bei etwa 80 Kilometern. Um die Batterie auf 100 Prozent zu laden, braucht es beim Work Box gut sieben Stunden. Muss man die Batterie des Work Box L komplett aufladen, dauert das zehn Stunden.

Iveco Daily Electric

© Iveco

© Iveco

Das branchenweit größte Modellangebot an Kastenwagen und Fahrgestellen bis zu 5,6 Tonnen Gesamtgewicht bietet der Iveco Daily Electric. Er kostet mindestens 70.000 Euro*, ist 70 km/h schnell und kommt mit voller Batterie auf bis zu 280 Kilometer Reichweite. Dank Schnelllademodus bei 400 Volt/32 Ampere ist eine leere Batterie innerhalb von zwei Stunden geladen. An 230 Volt/16 Ampere dauert die Ladung 24 Stunden.

Starke Stromer: AL-KO e-Cab, emovum E-Ducato und Iveco Daily Electric sind drei Elektro-Nutzfahrzeuge, die es sogar packen, mit einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen und mehr herumzustromern:

AL-KO e-Cab

© ABT Sportsline

© ABT Sportsline

Das Fahrgestell des AL-KO e-Cab auf Basis des VW-T6-Zugkopfes ist für unterschiedlichste Aufbauvarianten geeignet. Das Leichtbaukonzept kann Zuladungen von 1.600 Kilogramm (bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 3.500 Kilogramm) beziehungsweise 2.025 Kilogramm (bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 3.925 Kilogramm) bewegen. Der eCab wird mit Reichweiten von bis zu 120 Kilometern angeboten.

emovum E-Ducato

© Icon made by Freepik from www.flaticon.com

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Sehr schnell wieder einsatzbereit ist der bis zu 105 km/h flotte E-Ducato von emovum. Seine 43-kWh-Batterie im Basismodell L1H2 benötigt an der Haushaltssteckdose neun Stunden für die 100-prozentige Betriebsbereitschaft. Im Schnelllademodus ist der Ladevorgang nach 1,5 Stunden abgeschlossen. Emovum rühmt seinen 60-kW-Elektromotor (82 PS) für Laufleistungen von bis zu eine Million Kilometern. Je nach Version sind Reichweiten von 100 oder 250 Kilometern angegeben.

Nissan e-NV200

© Nissan

© Nissan

Der international mehrfach ausgezeichnete e-NV200 ist als Kas­tenwagen und Kombi mit bis zu sieben Sitzplätzen lieferbar. Der
4,56 Meter lange Kastenwagen mit zwei seitlichen Schiebetüren und doppelten 180 Grad öffnenden Hecktüren, geteilt im Verhältnis 60:40, verfügt über 4,2 Kubikmeter Ladevolumen und schultert bis zu
695 Kilogramm schwere Lasten. Von der Konkurrenz grenzt sich der e-NV200 durch seine effektiven Auflademodi ab: In 30 Minuten auf 80 Prozent per Schnellladeanschluss, in fünf bis sieben Stunden an einer AC-Ladestation oder Wallbox sowie in zehn Stunden an jeder normalen Steckdose. Als Anreiz bietet Nissan zusätzlich zum Umweltbonus noch bis zum 31. Dezember 2017 eine Diesel-Abwrackprämie in Höhe von 2.000 Euro beim Kauf eines e-NV200 an.

Stromer-Glossar

Diese Begriffe aus der Welt der Elektromobilität sollten Sie kennen:

Wallbox: Eine E-Auto-Wandladestation wird allgemein als „Wallbox“ bezeichnet. Sie ist kaum größer als eine Getränkekiste und stellt die Schnittstelle zwischen Stromnetz und Ladestecker dar. Üblicherweise ist sie an 400 Volt mit 16 oder 32 Ampere angeschlossen, was eine schnellere und risikofreiere Ladung als über eine 230-Volt-Haushaltssteckdose ermöglicht. Da die Wallbox einen Stromanschluss nutzt, wie er auch für Elektroherde üblich ist, ist die Installation in den meisten Haushalten technisch unkompliziert machbar.

Reichweite nach NEFZ: Diverse Studien haben ergeben, dass der Stromverbrauch von E-Autos in der realen Fahrpraxis erheblich von den Herstellerangaben abweicht. Die Herstellerangaben beruhen auf einem Wert gemäß des Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ). Dieser Laborwert wird auf einem Rollenprüfstand nach Durchläufen über eine definierte Distanz mit unterschiedlicher Reifengröße ermittelt. In der Praxis haben aber Fahrstil, Geschwindigkeit, Beladung, Topo­grafie, Außentemperatur und der Einsatz von Stromverbrauchern im Wagen einen erheblichen Einfluss auf die erzielbare Reichweite.

Batteriekauf vs. Batteriemiete: Wie jeder Akku altern auch die Batterien in E-Autos. Aktuell verfügbare Akkus haben eine ­Lebensdauer von etwa acht Jahren oder 200.000 Kilometern, was bei 100 Kilometer Reichweite etwa 2.000 Ladezyklen entspricht. Spätestens dann ist die Batteriekapazität auf gut 70 bis 80 Prozent der ursprünglichen Leistungsfähigkeit gesunken. Die Batterie ist also ein teures Verschleißteil. Wer sie mietet, ist besser dran, wenn die Akkus schwächeln, denn er kann kostenfreien Ersatz verlangen. Aber Achtung: Oft ist die Miete nach Fahrleistungen gestaffelt – wer viel fährt, zahlt mehr. Zudem erschwert sie den Wiederverkauf des Fahrzeugs, weil ein laufender Mietvertrag mitsamt den darin geltenden Konditionen auf den Käufer umgeschrieben werden muss.

Sondergenehmigung Klasse B: Seit Anfang 2015 dürfen E-Transporter im Güterverkehr mit einem Gesamtgewicht bis 4,25 Tonnen mit dem Führerschein der Klasse B gefahren werden – einer Ausnahmeverordnung des Bundesverkehrsministeriums sei Dank. Normalerweise liegt die Obergrenze bei 3,5 Tonnen. Das höhere Gewicht der Batterie solle nicht dazu führen, dass eine Lkw-Fahrerlaubnis erworben werden muss, argumentiert der Gesetzgeber. Die Ausnahmeregelung gilt allerdings nur für Fahrten ohne Anhänger, nur innerhalb Deutschlands und ist bis zum 31. Dezember 2019 befristet. Wer sie beanspruchen möchte, muss zudem an einer fünfstündigen Fahrzeugeinweisung, zum Beispiel durch einen Fahrlehrer mit der Fahrlehrerlaubnis der Klasse BE, teilnehmen.

TECHNISCHE DATEN

Peugeot Partner/Citroën Berlingo Electric
Länge: 4,38 oder 4,63 Meter
Zuladung: bis zu 695 Kilogramm
Ladevolumen: 3.700 oder 4.100 Liter
Leistung: 49 kW (67 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 110 km/h
Reichweite: 170 Kilometer nach NEFZ
Preis: Berlingo Electric ab 18.671,10 Euro* plus Batteriemiete (103,89 Euro/Monat);
ab 24.978,10 Euro* beim Batteriekauf; Partner Electric ab 25.335,10 Euro*

VW e-load up!
Länge: 3,60 Meter
Zuladung: bis zu 360 Kilogramm
Ladevolumen: 990 Liter
Leistung: 60 kW (82 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h
Reichweite: 160 Kilometer nach NEFZ

Renault Kangoo Z.E.
Länge: 4,28 Meter bzw. 4,66 Meter
Zuladung: bis zu 632 Kilogramm
Ladevolumen: 3.000 bis 4.600 Liter
Leistung: 44 kW (60 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h
Reichweite: 270 Kilometer nach NEFZ
Preis: ab 24.775,80 Euro* plus Batteriemiete (69,02 Euro/Monat); ab 35.604,80 Euro* beim Batteriekauf

Nissan e-NV200
Länge: 4,56 Meter
Zuladung: bis zu 695 Kilogramm
Ladevolumen: 4.200 Liter
Leistung: 80 kW (109 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 123 km/h
Reichweite: 170 Kilometer nach NEFZ
Preis: 24.635,38 Euro* plus Batteriemiete (86,87 Euro/Monat); ab 30.535,40 Euro * beim Batteriekauf

StreetScooter Work Box
Länge: 4,71 Meter bzw. 5,78 Meter
Zuladung: 740 Kilogramm bzw. 960 Kilogramm
Ladevolumen: bis zu 4.300 Liter bzw. 8.000 Liter
Leistung: 48 kW (60 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 85 km/h
Reichweite: 118 bzw. 167 Kilometer nach NEFZ
Preis: Work Box ab 35.950 Euro*; Work Box L ab 38.950  Euro*

AL-KO e-Cab
Länge: 8,76 Meter bzw. 8,96 Meter
Zuladung: 1.600 Kilogramm
Ladevolumen: bis zu 35.000 Liter
Leistung: 72 kW (98 PS) oder 88 kW (120 PS)
Höchstgeschwindigkeit: begrenzt auf 90 km/h für Klasse N2 mit zul. GG > 3.500 kg
Reichweite: 120 Kilometer nach NEFZ
Preis: ab 93.663 Euro*

Iveco Daily Electric
Länge: 5,00 Meter bis 7,10 Meter
Zuladung: bis zu 2.600 Kilogramm
Ladevolumen: bis zu 19.600 Liter
Leistung: 60 kW (82 PS) oder 80 kW (108 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h
Reichweite: 280 Kilometer nach NEFZ
Preis: ab 70.000 Euro*

emovum E-Ducato
Länge: 4,96 Meter
Zuladung: bis zu 940 Kilogramm
Ladevolumen: bis zu 8.000 Liter
Leistung: 60 kW (82 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 105 km/h
Reichweite: bis zu 250 Kilometer nach NEFZ
Preis: ab 67.000 Euro *

* Alle Preisangaben inklusive der in Deutschland geltenden Mehrwertsteuer und exklusive E-Auto-Prämie