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Creditreform

Was haben ein Klempner, ein Metzger und ein Schornsteinfeger gemeinsam? Jeder benötigt ein Fahrzeug mit ganz speziellen Ausstattungsmerkmalen. War hier früher meist Nachrüstung in Eigenregie angesagt, so bieten die Hersteller inzwischen fertige Lösungen.

Es ist 7.15 Uhr in Stein, einer kleinen Stadt südwestlich von Nürnberg. Der weiße Iveco Daily 70C17 HD mit Doppelkabine, Kipperaufbau und Ladekran fährt durch die noch leeren Straßen. Am Steuer sitzt Jörg Kleinhenz. Der Maurer- und Betonbaumeister ist unterwegs zu seinem heutigen Auftraggeber, einem „Häuslebesitzer“, der sich von ihm eine Terrasse bauen lassen will. „90 Prozent meiner Kunden sind Privatleute oder örtliche Baugenossenschaften“, sagt er. Für diese erledigt er kleinere Bauarbeiten wie Türen durchbrechen, Stürze setzen, Fenster verlängern oder Fundamente für Balkone legen.

Für den Alleinunternehmer ist sein Fahrzeug dabei mehr als nur ein Transporter: „Kran und Kipper ersetzen mir einen Mitarbeiter – und der hintere Teil der Doppelkabine, aus der ich die Sitzbank entfernt habe, nimmt die Regale mit meinen wichtigsten Werkzeugen und Maschinen auf.“ Der 170-PS-Motor erlaubt ihm, auch mit 2,5 Tonnen Zuladung noch einen Minibagger zu ziehen.

Das Fahrzeug wurde nach Kleinhenz  Wünschen und Anforderungen von Iveco zusammengestellt. Der Stahlkipper stammt dabei von Meiller und der Ladekran von Palfinger. „Kipperfahrzeuge“, so Manfred Kuchlmayr von Iveco, „bauen wir nicht im Werk auf, weil die Konfiguration beim Aufbauer kundengerechter und auch sachdienlicher ist. Der Kunde muss sich aber um nichts kümmern, die gesamte Logistik steuern wir.“ Das hat auch der mittelfränkischen Unternehmer gut gefallen: „Es war mir wichtig, dass alles aus einer Hand kam – ich wollte sichergehen, dass alles am Ende auch funktioniert“, so Kleinhenz. Hinzu kommt: „Iveco machte mir ein  Komplettangebot und ich habe drei Jahre Gewährleistung auf das gesamte Fahrzeug.“ Wichtig ist dabei, dass es sich, wie die Automobilkonzerne es nennen, um ein Einrechnungsgeschäft handelt. Denn nur dann ist sichergestellt, dass die Garantiezeit des Umbaus auch der des Grundfahrzeugs entspricht.

Branchenlösung ab Werk

Doch nicht alle Hersteller offerieren diesen Service für Fremdaufbauten. Peugeot etwa tut es. „Der Peugeot-Handel in Deutschland bietet das komplette individuell konfigurierte Produkt inklusive Finanzierung aus einer Hand“, sagt Michael Raber, Manager beim französischen Hersteller. Nissan und Opel hingegen haben sich bewusst dagegen entschieden. Dafür hat Opel eine ganze Reihe verschiedener Branchenlösungen bereits ab Werk im
Programm, die ebenfalls im Einrechnungsgeschäft abgewickelt werden. Ford hingegen hat für seinen Transit Kastenwagen zwei branchenspezifische Varianten im Programm, die allerdings nur die Innenausstattung betreffen: die Express-Line mit Kunststoffseitenwandverkleidung, Holzboden und Verzurrschienen sowie das Service-Line-Paket mit Regalsystemen, Schraubstock und eine besondere Be- und Entlüftung, die zum Mitführen von Gasflaschen vorgeschrieben ist.

(c) Creditreform-Magazin 9/2014

(c) Creditreform-Magazin 9/2014

Die größte Palette von ab Werk vorkonfigurierten Aufbauten weist sicherlich der Iveco Daily auf. Sie umfasst Regalund Ladungssicherungssysteme für die Kastenmodelle, Kühl- und Tiefkühlaufbauten oder Speditionskofferaufbauten mit und ohne Ladebordwand. Speziell für Gärtnereien wird das Modell „Flora“ angeboten, das über Rampen für Rollwägen verfügt. Für den Käufer bedeutet dies, dass er preiswert ein ausgebautes
Komplettfahrzeug erhält, das mehr oder weniger genau auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist.

Spezialisierte Umbauer, die allerdings von den jeweiligen Herstellern zertifiziert sein sollten, erfüllen darüber hinausgehende Wünsche. So wie bei Jörg Kleinhenz, der seine 70.000-Euro-Investition nicht bereut: „Von der Leistung, dem Handling, der Größe und der Zuladung her ist das Auto wirklich eine runde Sache.“