V erpackungen aus recyceltem Kunststoff – vor wenigen Jahren noch hat man das eher belächelt. Inzwischen aber haben sich einige Firmen diese Möglichkeit zunutze gemacht. So füllt etwa Werner & Mertz seine Bio-Reinigungsmittel der Marke Frosch seit einigen Jahren in Flaschen ab, die zu 80 Prozent aus recyceltem Plastik bestehen. Das Mainzer Unternehmen ist nach wie vor ein Vorreiter, wenn es um recyceltes Verpackungsmaterial geht. Bislang nutzen nur wenige andere Firmen diesen Weg, um die Umwelt zu schonen und Kosten zu sparen. Von den Kunststoffabfällen aus Industrie und Haushalten werden jährlich mehr als zwei Millionen Tonnen in Sekundärrohstoffe umgewandelt, aus denen dann neue Plastikprodukte entstehen. Offenbar nur wenig davon aber erblickt als Verpackung erneut das Licht der Welt. So gaben bei einer Befragung der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen lediglich 34 Mitgliedsunternehmen an, recyceltes Material einzusetzen. Die verarbeitete Menge summiert sich auf 70.000 Tonnen.
Design für Recycling
Der Meinungstrend aber ist ein anderer. Als Herausforderung, mit der man sich befassen sollte, sehen den Einsatz von recycelten Kunststoffen nicht nur einzelne Firmen, sondern auch Verbände der Kunststoff- sowie auch der Entsorgungsindustrie – angesichts der Umweltauswirkungen von Plastik auf der einen und knapper und teurer werdender Ressourcen auf der anderen Seite. Zudem arbeiten Umweltverbände darauf hin, dass sowohl die neue EU-Abfallrahmenrichtlinie als auch ein deutsches Wertstoffgesetz, welches die alte Verpackungsverordnung ablösen soll, die Wirtschaft noch stärker in die Pflicht nimmt. „Wenn wir wirklich eine Kreislaufwirtschaft wollen, müssen Hersteller schon beim Design der Verpackungen auf Recyclingfähigkeit achten“, sagt Rolf Buschmann, Referent beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Design for Recycling“ ist das Stichwort.
Bei Konsumenten jedenfalls ist das offenbar gefragt: Nach einer jüngeren Studie im Auftrag des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) legen 74 Prozent der mehr als 1.000 befragten Konsumenten wert auf eine umweltfreundliche Getränkeverpackung. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) kam zu einem ähnlichen Ergebnis: Danach wünschten sich von 40.000 befragten Konsumenten 74 Prozent recycelbare Verpackungen. Rund 16 Prozent wären sogar bereit, dafür etwas mehr zu bezahlen, so die GfK-Studie. Rechtlich steht dem Einsatz von recyceltem Kunststoff in Verpackungen, die keine Lebensmittel enthalten, schon heute nichts im Weg. Aber: „Es gibt Vorbehalte, ob recyceltes Material auch hohen Qualitätsansprüchen genügt“, sagt Inga Kelkenberg, Sprecherin der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen. Die Verpackungen sollen nicht nur den Inhalt sicher aufnehmen oder einfach zu befüllen sein, sie sollen auch optisch den Ansprüchen genügen. Und auch die Haptik spielt eine Rolle. Doch könnten zahlreiche recycelte Kunststoffe die Ansprüche mitunter schon heute erfüllen, so Inga Kelkenberg. Ein Material, mit dem Hersteller sehr gute Erfahrungen gemacht haben, ist Poly-Ethylen-Terephthalat (PET). Der Kunststoff, aus dem die üblichen Plastik-Getränkeflaschen bestehen, lässt sich mit neuen Verfahren zu 100 Prozent recyceln und wird dann zu einer neuen Plastikflasche, aber auch zu Schalen, Folien oder Funktionskleidung. Die PET-Recyclate sind inzwischen weltweit äußerst gefragt. Der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung verglich die Situation bereits mit der beim Recycling-Papier vor gut 20 Jahren. Damals fing man gerade damit an, Papier in großem Stil zu recyceln. Heute ist Alt-Papier als Ausgangsstoff für neue Produkte in vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken.
Dirk Schäfer
– Seit 2008 können Verpackungen, die keine Lebensmittel enthalten, uneingeschränkt aus recyceltem Kunststoff bestehen.
– Verglichen mit neuem Kunststoff lassen sich mit recyceltem Kunststoff zwischen zehn und 15 Prozent der Kosten einsparen. Die Preise für neuen Kunststoff und auch für recyceltes Material variieren jedoch stark.
– Unter dem Schlagwort „Design for Recycling“ entstehen heute schon (Kunststoff-) Produkte, die eine relativ einfache und hochwertige Wiederverwendung ermöglichen.
Design for Recycling, im Detail erläutert, finden Sie – ebenso wie Infos zu PET-Kunststoffen und hochwertigem Recycling – unter creditreform-magazin.de/recycling