Das Unternehmermagazin aus der Handelsblatt Media Group

Creditreform

„Entwickeln Sie Ihre Rede schriftlich, denn sie ist ein Business-Text“, rät Expertin Borgmann. Es gehe darum, Ihre Leistung zu spiegeln, den Blick zurückzuwerfen und eine Prognose für die kommenden Monate zu wagen. (mil)

Diese Regeln verleihen Ihren Worten einen Nachhall:

Erst schreiben, dann reden

„Wer große Pläne hat, nehme sich Zeit“, riet der Tragödiendichter Sophokles. Wie Recht er hatte. Mit der Schriftlichkeit stimmen Sie sich auf den Inhalt Ihrer Rede ein – die Arbeitsmethode der Wahl heißt: Themen-Sprint. Nehmen Sie Stift und Blatt zur Hand und schreiben Sie fünf Minuten auf, was Ihr Jahr einzigartig machte. Lassen Sie ohne Pause den Stift über die Zeilen laufen. Schalten Sie dazu Ihren inneren Kritiker aus, denn niemand wird Ihren Text kontrollieren oder kommentieren. Sie werden staunen, wie die Ideen sprudeln, wie die Sätze fließen. Themenschreiben ist ein wahres Warm-up für Texter.

Formulieren Sie Ihre Botschaft

Nun sind die Muskeln warm. Unterstreichen Sie Ihre wichtigsten Sätze. Das sind Ihre Ankerpunkte. Bilden Sie daraus Ihren Kernsatz. Er ist die Essenz Ihres Themensprints und die Botschaft für Ihre Rede.

Schätzen Sie Ihre Gäste ein

Ein Blick auf die Gästeliste lohnt sich, um zu erahnen: Was werden die Zuhörer von Ihnen erwarten? Wo können Sie sie gedanklich abholen? Welchen Input brauchen sie, um Ihnen zu folgen? Sind Medienvertreter anwesend, für deren Ohren Interna nicht bestimmt sind? Das gesprochene Wort gilt. Es darf zitiert und verwendet werden.

Mit Gliederung Spannungsbogen schaffen

Auch eine Rede hat einen Anfang, eine Mitte, ein Ende. Die Aufmerksamkeitskurve Ihrer Zuhörer ist am Anfang hoch, sehr hoch. Überraschen Sie mit einer Neuigkeit. Deuten Sie Ihre Botschaft mit einem Augenzwinkern an und versprechen Sie Details, die folgen werden. Die Begrüßung reiht sich unauffällig ein – die fällt unter die Sparte der Höflichkeitsfloskeln.

In der Mitte Ihrer Rede bleibt Raum, um Bilanz zu ziehen. Rollen Sie die Entwicklungen wortreich auf. Ihre Zuhörer möchten erfahren, was Sie antrieb und aufhielt, was am Ende für Sie und Ihre Mitarbeiter wirklich zählte. Jetzt ist es Zeit, Danke zu sagen und den Atem anzuhalten. Das ist ein emotionaler Moment. Genießen Sie ihn.

Ihr Kiss-Off endet mit einem hellen Lichtstrahl in die Zukunft. Hier steigt noch einmal die Aufmerksamkeit, hier findet Ihre Botschaft noch einmal Beachtung. Fügen Sie Ihrer These eine letzte Färbung hinzu, bevor Sie sich verabschieden.

Rohtext ist nur die halbe Wahrheit

Nach einer Gliederung folgt die Schreibphase, aber bitte ohne Stress. Was immer am Ende dieser Phase auf den Seiten stehen mag: Es wird nicht Ihre fertige Rede sein. Der Feinschliff fehlt. Professionelle Schreiber wissen, dass ein Rohtext niemals den Anspruch auf Vollendung haben darf. Vielmehr geht es um die Reihenfolge der Inhalte, um Fakten und das Storytelling. Satzbau und Wortwahl können Sie getrost in den Feinschliff schieben.

Mit Feinschliff zur ausdrucksstarken Rede

Die Faustregel lautet: Das Schleifen dauert so lange wie das Schreiben. Polieren Sie Ihre Zeilen mit Ruhe und Muße, richten Sie Ihr Augenmerk auf folgendes: Ist Ihre Textstruktur schlüssig? Sind die Übergänge zu den einzelnen Absätzen stimmig? Streichen Sie Substantivierungen und überraschen Sie mit Verben im Aktiv. Das gibt Ihrem Text Tempo. Besonders zum Jahresende darf eine Rede rührselig sein. Adjektive sind also erlaubt, wenn sie atmosphärisch wirken. Am besten ist es, Sie streichen zunächst jedes Adjektiv, um dann wenige wieder hinzuzufügen. Nun kommt die Übungsphase: Rund 100 Wörter reden Sie in einer Minute. Bei Überlänge heißt es: kürzen. Ich weiß, das schmerzt, aber zum Glück gibt es den Steinbruch. Dort hinein kopieren Sie jene Sätze, von den Sie sich schweren Herzens trennen – und verwenden sie für Ihre nächste Rede.

Lesen Sie auch: Smalltalk – Warum es keine Kunst ist, Kontakte zu knüpfen