Keine andere Lichttechnik elektrisiert Branche und Kunden so wie die LED. Energiesparend, umweltfreundlich, langlebig, modern, so lauten die Attribute. Doch Kritiker bezweifeln, dass LED-Technik in Röhren verpackt ein geeigneter Ersatz für Leuchtstofflampen ist. „Die Werbeversprechen vieler Anbieter von LED-Röhren sind, milde gesagt, übertrieben“, sagt Stefan Fassbinder, Experte für Elektrotechnik beim Deutschen Kupferinstitut, einer wissenschaftlichen Einrichtung der Kupferindustrie. Von bis zu 70 Prozent Stromersparnis bei LED-Röhren etwa ist die Rede. Der Spitzenwert ergebe sich aber nur dann, wenn LED-Leuchten völlig veraltete Leuchtstofflampen ersetzen, die es eigentlich gar nicht mehr gibt. „Per se ist die LED-Technik derzeit nicht energieeffizienter“, so Fassbinder. Bezogen auf die Lichtausbeute liegen Leuchtstofflampen und LED-Röhren – je nach Produkt – tatsächlich gleichauf. Geht es um große Räume und Hallen, ist die Lichtausbeute allerdings nur ein Kriterium. Ein anderes ist, wie viel Licht an den Arbeitsplätzen in Hallen und Büros ankommt. Denn LED-Leuchten streuen ihr Licht nicht breit. „In Hallen oder großen Büroräumen sind LED-Röhren höchst ineffizient, denn insgesamt ist es weniger hell“, resümiert Stefan Fassbinder.
Aus diesem Grund empfahl bereits 2009 der Verband der Elektrotechnik (VDE) der öffentlichen Hand, keine LED-Leuchten einzusetzen. Die veränderte Lichtsituation, die LED-Lampen mit sich brächten, lasse sich kaum mit gesetzlichen Anforderungen an Arbeitsplätze unter einen Hut bringen, so der VDE damals.
Schon gibt es LED-Röhren, die größere Bereiche ausleuchten, ihr Abstrahlwinkel beträgt 180 Grad. Das aber führe die Vorteile der LED-Technik ad absurdum, so Fassbinder. „LED-Lampen sind gerade deshalb so attraktiv, weil sie ihr Licht zielgenau abstrahlen.“
Leuchtstoffröhren strahlen in jede Richtung, die Lichtstreuung ist also groß. Weil auch das nicht optimal ist, sorgen reflektierende Lamellen in den Lampenkästen dafür, dass möglichst viel Licht von der Decke nach unten fällt. Bei LED ist das Reflektieren komplizierter und nur bedingt sinnvoll. Denn auch mit streuenden Reflektoren würde der große Vorteil der Technik ins Gegenteil verkehrt.
Überzeugen soll auch die Lebensdauer von LED-Leuchten, die bis zu 50.000 Stunden halten sollen. Der Wert ist jedoch nur das Ergebnis einer Hochrechnung. Selbst wenn sich die Lebensdauer in der Praxis bewahrheitet, wäre dieser Vorteil teuer erkauft. Neue Leuchtstoffröhren kosten drei, spezielle langlebige Ausführungen um die 10 Euro, die LED-Variante dagegen leicht 50 Euro und mehr.
Gänzlich ab rät Stefan Fassbinder davon, Leuchtstofflampen, die mit elektronischen Vorschaltgeräten (EVG) betrieben werden, durch LED-Röhren zu ersetzen. „In der Regel sind Leuchtstofflampen mit EVG so effizient, dass keine Stromersparnis eintritt“, so der Experte. Weil LED-Röhren kein EVG benötigen, wird mitunter sogar mehr Strom verbraucht, denn das Vorschaltgerät saugt weiterhin Energie. Die Vorschaltgeräte zu entfernen, käme teuer. In der Vergangenheit behalf man sich damit, die EVG einfach mit Drähten zu überbrücken. Wegen hoher Unfallgefahr ist das aber seit 2009 nicht mehr zulässig.
Alte Leuchtstofflampen erneuern
Wer in Hallen und Büros Strom und Investitionskosten sparen möchte, dem rät Fassbinder, alte Leuchtstoffsysteme auf den Stand zu bringen. Das umfasst sowohl den Austausch alter Röhren (siehe Kasten) als auch der Vorschaltgeräte und Starter.
Es gibt drei unterschiedliche Vorschaltsysteme: Der elektronischen Variante stehen die beiden analogen Systeme, genannt konventionelle (KVG), sowie verbesserte konventionelle (VVG), gegenüber. Im Vergleich zu einem KVG hilft ein elektronisch gesteuertes Vorschaltgerät, immens Strom einzusparen. Außerdem ermöglicht die Elektronik unterschiedliche Beleuchtungsszenarien, etwa das Dimmen. Aus diesen Gründen wurden vielfach KVG durch EVG ersetzt. Leider aber haben EVG auch Nachteile. Sie sind nicht nur viermal teurer als die analogen Pendants, auch die Lebensdauer von EVG ist manchmal weit kürzer. Teilweise kommen Haustechniker mit dem Austausch defekter EVG kaum nach. Ein Grund: Auf Temperaturschwankungen reagiert die Elektronik empfindlich.
Eine Alternative sind die VVG. Sie sind in der Anschaffung wesentlich günstiger und obendrein weniger anfällig als EVG. „Gegenüber den KVG ermöglichen VVG ebenfalls eine hohe Stromersparnis, die der von EVG sogar gleichkommen kann“, so Fassbinder. Starter haben zwar nur geringe Auswirkungen auf den Stromverbrauch von Leuchtstofflampen, auf die Lebensdauer aber umso mehr. „Prinzipiell mögen Leuchtstofflampen häufiges An- und Ausschalten nicht“, erläutert Fassbinder. Unpassende Startertechnik kann den Effekt verschlimmern. Standardmäßig sind bei EVG-Systemen sogenannte Kaltstarter verbaut. Die jedoch können die Lebensdauer der Röhre mindern. Gleiches gilt für Warm- bzw. Glühstarter. Besser sind elektronische Starter. „Die sind etwas teurer, doch steigt die Lebensdauer der Lampen erheblich“, weiß Fassbinder. Sein optimales System für eine hohe Stromersparnis und zugleich eine lange Lebensdauer seien VVG-Systeme mit elektronischem Starter.
VVG-Systeme eröffnen darüber hinaus noch einen anderen und sehr einfachen Weg, Strom einzusparen. Mit ihnen ist es möglich, zwei Röhren in Reihe zu schalten. Im Ergebnis reduziert sich die Stromspannung, mit der die Röhren betrieben werden, von 230 auf 190 Volt. Die Helligkeit beeinträchtigt das kaum, die Stromrechnung jedoch deutlich.Dirk Schäfer ELA_2012.pdf 1 10.07.12 11:55
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T4, T5, T8 und T12 – die typischen Kennzeichnungen von Leuchtstofflampen sorgen nicht selten für Verwirrung. Jede Ausführung gibt es dazu in unterschiedlichen Längen und Wattstärken. Grundsätzlich gelten die Ausführungen T4 und T12 als Stromfresser, T8 und T5 als stromsparend. Das T steht für das englische Wort für Röhre: „tube“. Die Zahl nach dem Buchstaben T gibt den Durchmesser der Röhre in achtel Zoll an (1/8 Zoll = 3,175 mm). Eine T5-Röhre etwa hat demnach einen Durchmesser von 5/8-Zoll, was 15,875 Millimetern entspricht.
Bei den Sockeln, die die Leuchtstoffröhren halten, gibt es im Wesentlichen zwei unterschiedliche: den kleineren Sockel G5 und den größeren G13. Ersterer kommt bei T4- und T5-Röhren zum Einsatz, letzterer bei T8- und T12-Röhren. Röhren, die in denselben Sockel passen, lassen sich also tauschen. Die Deutsche Energieagentur empfiehlt, alte T12-Röhren durch die neueren T8-Varianten zu ersetzen. Noch mehr Strom lässt sich sparen, werden durchgängig T5-Lampen eingesetzt. Passen sie nicht in vorhandene Sockel, können Adapter helfen. T5-Lampen lassen sich allerdings nur mit elektronischen Vorschaltgeräten (EVG) betreiben, T8-Lampen auch mit verbesserten konventionellen (VVG). Die Stromersparnis kann bei beiden Varianten gleich sein.